Besuch im Katastrophengebiet Schlammwürfe gegen Sánchez und Felipe VI.
Das spanische Königspaar hat sich mit Ministerpräsident Sánchez in die verwüstete Region Valencia begeben. Nach Kritik an der späten Katastrophenwarnung war der Empfang wenig herzlich: Es flogen Schlamm und Schmähworte in Richtung der Besucher.
Bei ihrem gemeinsamen Besuch in der von Überschwemmungen zerstörten Region Valencia sind das spanische Königspaar, Ministerpräsident Sánchez und Regionalpräsident Carlos Mazón von Protesten empfangen worden. Die Menschen vor Ort machten ihrer Wut und Verzweiflung Luft: "Mörder!" und "Haut ab, Haut ab!", brüllten einige Personen dem Besuch entgegen. Aufgebrachte Demonstranten warfen Schlamm und Gegenstände in Richtung des Königspaares.
Felipe VI. und seine Frau Letizia waren gemeinsam mit Sánchez und Mazón die besonders stark betroffene 27.000-Einwohner-Gemeinde Paiporta gereist, um sich ein Bild von der Verwüstung zu machen und mit den Einwohnern zu sprechen. Berittene Polizisten schritten ein, um Protestierende zurückzuhalten. Zuvor hatte es Kritik an dem verspäteten Einsatz des Warnsystems von Valencia und der spät eintreffenden Hilfe gegeben.
Die Wut der Betroffenen richtete sich vor allem gegen Regierungschef Sánchez und Regionalpräsident Mazón. Aus der Menge ertönten Rücktrittsforderungen gegen Mázon. Andere fragten, wie viele Tote es noch geben werde. Das Besuchsprogramm wurde nach den chaotischen Szenen in Paiporta abgebrochen.
Immer noch viele Vermisste
Die Flutkatastrophe ist eine der Schlimmsten in Spanien seit Jahrzehnten. Die Zahl der Toten nach den schweren Unwettern im Osten und Süden Spaniens steigt nach wie vor - und viele Menschen gelten noch immer als vermisst. Nach Angaben vom Sonntag wurden bereits 217 Todesopfer gefunden, davon 213 in der Region Valencia. Die Behörden rechnen mit weiteren Todesopfern, etwa in von den Flutwellen mitgerissenen Autos. In den Katastrophengebieten fehlt es außerdem an Trinkwasser und Lebensmitteln.
Die Bergungsarbeiten laufen am mittlerweile sechsten Tag nach der Katastrophe weiter. Vor allem in Tunneln und überfluteten Tiefgaragen oder Parkhäusern stellt sich die Suche als besonders schwierig dar.
Weitere Unwetter in Spanien erwartet
Unterdessen hat Spaniens amtlicher Wetterdienst Aemet vor weiteren Unwettern gewarnt. Diesmal ist vor allem die Region um die südliche Mittelmeerstadt Almería betroffen. Die Meteorologen riefen die höchste Warnstufe rot aus, die "extreme Gefahr" bedeutet. Weiter heißt es: "Reisen Sie nicht, wenn es nicht unbedingt notwendig ist." In anderen Gebieten am Mittelmeer - darunter auch die Region um Valencia - gilt weiterhin die orangefarbene Warnung: große Gefahr.
In einem Post auf der Onlineplattform X warnt Aemet vor "sintflutartigen Regenfällen". Flüsse und Kanäle könnten überlaufen und es könnte erneut zu Überschwemmungen kommen. Auch mit weiteren Unwettern ist zu rechnen: "Es bilden sich schwere Gewitter, die erhebliche Regenmengen, großen Hagel und sehr starke Sturmböen verursachen können." Auf ihrer Website aktualisiert die Behörde fortlaufend ihre Unwetterwarnungen.
Unwetter zieht über Mallorca
Das Unwetterphänomen "Kalter Tropfen", das für die verheerenden Regenfälle verantwortlich ist, hatten am Samstag auch die Balearen getroffen. Auf Mallorca sorgte heftiger Regen und Gewitter für steigende Flusspegel und manch gefährliche Situation. Die Feuerwehr musste fast 90 Mal ausrücken sowie einmal auf der Nachbarinsel Menorca, wie die Nachrichtenagentur Europapress berichtete.
Freiwillige Helfer und Militär
Sánchez hatte angekündigt, 5.000 Soldaten und 5.000 Polizisten in die Überschwemmungsgebiete rund um die Großstadt Valencia zu schicken, um die Bergungs- und Aufräumarbeiten zu beschleunigen. Dies sei der größte Einsatz des spanischen Militärs in Friedenszeiten, sagte er. Etwa 2.000 Militärangehörige und mehrere Tausend Polizisten waren bereits zur Unterstützung in den Flutgebieten.
In Valencia selbst hatten sich am Samstagmorgen Medienberichten zufolge etwa 15.000 freiwillige Helfer eingefunden, die die Regionalregierung mit Bussen koordiniert und in Schichten als Hilfe in die betroffenen Ortschaften brachte. Die Hilfsbereitschaft war so groß, dass die Behörden die Menschen anwies, nicht mehr mit dem Auto in die betroffenen Kommunen zu fahren, um die Straßen für die Rettungskräfte freizuhalten.