Starker Regen erwartet Weitere Tote und neue Unwetterwarnung in Spanien
Spanien ist gerade noch mit den Aufräumarbeiten beschäftigt - da drohen bereits neue Unwetter. Der Wetterdienst warnt vor sintflutartigen Regenfällen in der Provinz Almería. Die Zahl der Todesopfer in der Provinz Valencia steigt weiter.
In Spanien warnt der amtliche Wetterdienst Aemet vor erneuten Unwettern. Diesmal ist vor allem die Region um die südliche Mittelmeerstadt Almería betroffen. Die Meteorologen riefen die höchste Warnstufe rot aus, die "extreme Gefahr" bedeutet. Weiter heißt es: "Reisen Sie nicht, wenn es nicht unbedingt notwendig ist." In anderen Gebieten am Mittelmeer - darunter auch die Region um Valencia - gilt weiterhin die orangefarbene Warnung: große Gefahr.
In einem Tweet warnt Aemet vor "sintflutartigen Regenfällen". Flüsse und Kanäle könnten überlaufen und es könnte erneut zu Überschwemmungen kommen. Auch mit weiteren Unwettern ist zu rechnen: "Es bilden sich schwere Gewitter, die erhebliche Regenmengen, großen Hagel und sehr starke Sturmböen verursachen können." Auf ihrer Website aktualisiert die Behörde fortlaufend ihre Unwetterwarnungen.
Unwetter zieht über Mallorca
Das Unwetterphänomen "Kalter Tropfen", das für die verheerenden Regenfälle verantwortlich ist, hatten gestern auch die Balearen getroffen. Auf Mallorca sorgte heftiger Regen und Gewitter für steigende Flusspegel und manch gefährliche Situation. Die Feuerwehr musste fast 90 Mal ausrücken sowie einmal auf der Nachbarinsel Menorca, wie die Nachrichtenagentur Europapress berichtete.
Immer noch viele Vermisste
Die Zahl der Toten nach den schweren Unwettern vor wenigen Tagen im Osten und Süden Spaniens steigt weiter - und viele Menschen gelten noch immer als vermisst. Der Notdienst der am schwersten getroffenen Mittelmeerregion Valencia gab die jüngste Bilanz mit 213 Toten an, wie der staatliche Sender RTVE berichtete.
Die Bergungsarbeiten laufen am mittlerweile sechsten Tag nach der Katastrophe weiter. Vor allem in Tunneln und überfluteten Tiefgaragen oder Parkhäusern stellt sich die Suche besonders schwierig dar.
Größter Militäreinsatz in Friedenszeiten
Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez kündigte daher am Samstag an, jeweils 5.000 weitere Soldaten und Polizisten in die Überschwemmungsgebiete rund um die Großstadt Valencia zu schicken, um die Bergungs- und Aufräumarbeiten zu beschleunigen. Dies sei der größte Einsatz des spanischen Militärs in Friedenszeiten, sagte er. Etwa 2.000 Militärangehörige und mehrere Tausend Polizisten waren bereits zur Unterstützung in den Flutgebieten.
Tausende freiwillige Helfer
Sánchez bezeichnete die Lage im Krisengebiet als dramatisch. "Wir sprechen ziemlich sicher über die schwersten Überschwemmungen, die unser Kontinent in diesem Jahrhundert erlebt hat." Angesichts der Kritik an der späten Aktivierung des Warnsystems, der zunächst nicht vorhandenen Hilfe in vielen Orten sowie den gegenseitigen Schuldzuweisungen rief er alle auf, die Diskrepanzen beiseite zu lassen. "Gemeinsam stehen wir das durch", sagte er.
In Valencia selbst hatten sich am Samstagmorgen Medienberichten zufolge etwa 15.000 freiwillige Helfer eingefunden, die die Regionalregierung mit Bussen koordiniert und in Schichten als Hilfe in die betroffenen Ortschaften brachte. Die Hilfsbereitschaft war so groß, dass die Behörden die Menschen anwies, nicht mehr mit dem Auto in die betroffenen Kommunen zu fahren, um die Straßen für die Rettungskräfte freizuhalten.
Königspaar und Regierungschef besuchen Paiporta
Am Nachmittag traf das spanische Königspaar zu einem Besuch im Katastrophengebiet ein. Felipe VI. und seine Frau Letizia besuchten gemeinsam mit dem spanischen Regierungschef Pedro Sánchez die besonders stark betroffene 27.000-Einwohner-Gemeinde Paiporta westlich der Küstenmetropole Valencia, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Anschließend stand nach Angaben des Königshauses die Gemeinde Chiva auf ihrem Programm.
König Felipe von Spanien (l.) und seine Frau Letizia besuchten die Überschwemmungsgebiete und dankte Helfern.