Debatte im EU-Parlament Neue Regeln für Tiertransporte?
Was Tieren auf Transporten durch die EU widerfährt, ist oft alles andere als legal. Nun unternimmt das EU-Parlament einen neuen Anlauf, um die Transportbedingungen für Tiere zu verbessern.
Tilly Metz hat unzählige Tiertransporte gesehen, sie hat die Fahrer befragt, war bei Kontrollen in Rumänien und Italien dabei. Bis an die bulgarisch-türkische Grenze ist die Europaabgeordnete aus Luxemburg den Lastwagen gefolgt, die voll beladen waren mit Rindern und Schweinen, Geflügel und Schafen.
"Kein Transport, der konform war"
Ihr Fazit fällt eindeutig aus: Dass Tiere schlecht behandelt werden, ist die Regel, nicht die Ausnahme. Es gehört zum System, nach dem der Tiermarkt in Europa funktioniert. "Ich hab keinen Transport gesehen, der konform war. Ganz oft hatten die Tiere nicht genug Platz, ganz oft funktionierten die Tränken nicht. Tiere wurden nicht ausgeladen, obwohl sie längst hätten ausgeladen werden müssen", sagt sie.
Metz leitet den Untersuchungsausschuss zu Europas Tiertransporten. Eingesetzt wurde er erst auf Druck einer europaweiten Bürgerinitiative. Mehr als eine Million Menschen forderten die Europäische Union zum Handeln auf. Das EU-Parlament setzte einen Untersuchungsausschuss ein, der die Fakten zusammengetragen hat.
Nach anderthalb Jahren intensiver Recherchen liegt das Ergebnis auf dem Tisch: Zu wenig Platz für die Tiere, kaputte Tränken, kein Futter und manchmal tote Kälber auf dem Boden, weil die hochtragenden Muttertiere den Stress des Transports nicht ausgehalten haben.
Transport junger Tiere: "Sie schreien regelrecht"
Besonders problematisch aus der Sicht der Ausschussvorsitzenden ist der Transport von ganz jungen Tieren:
Man muss sich vorstellen: nicht abgesetzte Tiere sind Tiere, die zwei, drei Wochen alt sind. Sie sind noch nicht abgesetzt, die haben noch ein sehr schwaches Immunsystem. Die sind eigentlich gewöhnt, zu suckeln. Und da sind diese langen Transporte unerträglich - die Tiere schreien regelrecht, weil sie Hunger haben, weil sie suckeln müssen. Das ist schon sehr grausam.
Transportverbot für Tiere unter fünf Wochen?
Heute Vormittag debattieren die Europaabgeordneten über Anträge, die das ändern sollen. Die Grünen wollen ein Transportverbot für Tiere unter fünf Wochen und auch für hochtragende Muttertiere, dafür zeichnet sich eine Mehrheit ab. Völlig offen ist dagegen, ob eine grundsätzliche Begrenzung der Transporte auf höchstens acht Stunden durchkommt.
Tierschützer fordern das, andere Lobby-Gruppen haben dagegen gearbeitet, sie warnen vor höheren Kosten, die von den Verbrauchern zu bezahlen wären. Metz sagt dazu:
Diese Tiertransporte, das ist ja nur ein Symptom unserer absurden und grausamen Lebensmittelketten. Dass ein Tier auf einem Platz zur Welt kommt, auf einem anderen Platz gemästet wird, auf einem anderen Platz geschlachtet wird, auf einem anderen Platz verpackt wird. Das braucht ein Umdenken in der Landwirtschaft.
Zahl der Tiertransporte hat zugenommen
Die Zahl der Tiertransporte hat in den vergangenen Jahren noch zugenommen. Das liegt an der Spezialisierung in der Landwirtschaft. Deutschland beispielsweise ist größter Milchproduzent in der EU - aber ein Milchbauer ist schon lange kein Kälbermäster mehr. Er verkauft die Tiere. Aufgezogen und gemästet werden sie woanders. Dazu kommt die Konzentration auf nur noch wenige, riesige Schlachthöfe.
Das alles führt zu langen Transporten, bei denen Tierschutz oft verletzt wird.