Charkiw Ukrainische Truppen erreichen russische Grenze
Die ukrainische Gegenoffensive nahe Charkiw zeigt Erfolge: An einer Stelle konnten ukrainische Soldaten nach Angaben aus Kiew bis zur russischen Grenze vorstoßen. Im Donbass bereiten sich die Menschen auf verstärkte russische Angriffe vor.
Ukrainische Truppen melden einen symbolträchtigen Erfolg bei ihrer Gegenoffensive im östlichen Gebiet Charkiw: Sie sind nach eigenen Angaben zumindest an einer Stelle bis zur Grenze zu Russland vorgestoßen. Das ukrainische Verteidigungsministerium veröffentlichte in der Nacht ein Video mit einem Dutzend Soldaten neben einem Grenzpfahl in den Nationalfarben Blau und Gelb. Diese gehören den Angaben zufolge zu einer Freiwilligen-Brigade aus der Stadt Charkiw.
In einem weiteren im Netz veröffentlichten Videoclip ist zu sehen, wie die Soldaten den Pfahl mitbringen und vor einem Graben mit russischen Grenzschildern platzieren.
Ukraine bereitet sich auf Angriffe im Donbass vor
Das ukrainische Militär hatte bereits in den vergangenen Tagen berichtet, dass es schrittweise gelinge, russische Truppen bei Charkiw zurückzudrängen. Nun bereitet sich die Ukraine auf eine neue russische Offensive im Osten des Landes vor. Weitere Soldaten würden in den Donbass verlegt, sagte der ukrainische Präsidentenberater Oleksij Arestowitsch.
Die Ukraine bereite sich auf "neue Angriffsversuche" der russischen Armee im Donbass vor, die darauf abzielten, "ihre Bewegungen in den Süden der Ukraine zu verstärken", sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in der in einer Videobotschaft. "Die Besatzer wollen immer noch nicht zugeben, dass sie sich in einer Sackgasse befinden und ihre so genannte Sonderoperation bereits gescheitert ist", so Selenskyj.
Die ukrainischen Truppen hatten mit heftigem Widerstand den russischen Vormarsch im Osten des Landes abbremsen können. Russlands Streitkräfte mussten sich nach Angaben des ukrainischen Generalstabs aus mehreren Ortschaften nordöstlich der Großstadt Charkiw zurückziehen.
Gouverneur: Russland kommt in Luhansk nicht voran
Aktuell konzentriert sich Russland aktuell auf die ostukrainischen Gebiete Donezk und Luhansk, in denen prorussische Separatisten mit Hilfe aus Moskau bereits seit 2014 einige Gebiete unter ihre Kontrolle brachten. Doch ungeachtet schwerer russischer Angriffe kontrolliert die ukrainische Armee nach Angaben des regionalen Gouverneurs weiter rund zehn Prozent des ostukrainischen Gebiets Luhansk. Insbesondere die Außenbezirke der Städte Rubischne, Sjewjerodonezk und Lyssytschansk hätten die Russen bislang nicht einnehmen können, sagte Serhij Hajdaj.
Der Gouverneur erklärte, ukrainische Spezialkräfte hätten die von den Russen gehaltenen Eisenbahnbrücken zwischen Rubischne und Sjewjerodonezk gesprengt, um die russische Offensive zu verlangsamen. Er veröffentlichte ein Video auf Telegram, das eine solche Sprengung zeigen sollte.
Ukraine meldet zwei Tote bei Angriffen auf Klinik
Bei russischen Angriffen auf ein Krankenhaus in der Region Luhansk wurden nach ukrainischen Angaben zwei Menschen getötet. Hajdaj teilte mit, neun weitere Menschen seien bei dem Beschuss der Klinik in Sjewjerodonezk verletzt worden, darunter zwei Kinder.
In der ebenfalls ostukrainischen Region Donezk wurden unterdessen laut der Regionalverwaltung bei russischen Angriffen drei Zivilisten getötet und 13 weitere verletzt.
Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.
Keine Evakuierung verletzter Soldaten in Asowstal
Die Rettung zumindest der verletzten Verteidiger des Stahlwerks Asowstal in Mariupol scheitert nach Angaben der ukrainischen Regierung am russischen Präsidenten Wladimir Putin. Das Werk steht unter schwerem Beschuss des russischen Militärs - und Kiew wird im eigenen Land von einigen Kritikern vorgeworfen, die Soldaten im Stich gelassen zu haben.
Vize-Verteidigungsministerin Anna Malyr betonte, eine militärische Operation zur Befreiung der Eingeschlossenen sei derzeit nicht möglich. Man arbeite an Vorschlägen, um sie freizubekommen - doch "Putin gibt einfach nicht sein Einverständnis dafür."