Afrikanische Delegation bei Putin "Dieser Krieg muss enden"
Eine Delegation aus Afrika hat in Russland Staatschef Putin getroffen. Südafrikas Präsident Ramaphosa forderte dabei einen Verhandlungsfrieden für die Ukraine. Putin lobte den "ausbalancierten Ansatz der afrikanischen Freunde".
Eine hochrangige Delegation afrikanischer Regierungen hat sich in St. Petersburg mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin getroffen. Das Treffen fand zwar im Rahmen des dortigen Wirtschaftsforums statt, es ging aber vor allem um den Krieg gegen die Ukraine.
"Dieser Krieg muss enden", forderte Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa bei dem Treffen. "Er muss durch Verhandlungen und mit diplomatischen Mitteln beigelegt werden."
Banger Blick auf die Getreidepreise
Die Staaten Afrikas sind von dem seit 16 Monaten andauernden Krieg direkt betroffen, da viele auf Getreide- und Düngemittellieferungen aus der Ukraine und Russland angewiesen sind, um ihre Bevölkerungen ernähren zu können. Jeder Preisanstieg bei Grundnahrungsmitteln wirkt sich bei der armen Bevölkerung besonders negativ aus.
Nach Einschätzung des russischen Regierungssprechers Dmitri Peskow wird das Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine nicht verlängert. Wenn man die gegenwärtigen Umstände betrachte, habe das Abkommen keine Chance, sagt er der "Iswestija". Putin sagte der afrikanischen Delegation, das Getreideabkommen löse die Probleme afrikanischer Länder mit hohen globalen Lebensmittelpreisen nicht.
Putin freut sich über die Delegation
Der russische Staatschef lobte den "ausbalancierten Ansatz der afrikanischen Freunde in der Ukraine-Krise". Zugleich zeigte er sich offen für "einen konstruktiven Dialog mit allen, die einen Frieden schaffen wollen, der auf den Prinzipien der Gerechtigkeit und des Respekts der legitimen Interessen der Parteien beruht".
Für die Regierung in Moskau ist die Delegationsreise ein wichtiges Signal, dass Russland in der Welt nicht isoliert ist. So könnte man auch einige Reisen des russischen Außenministers Sergej Lawrow deuten, der in vielen Staaten des afrikanischen Kontinents für die russische Perspektive geworben hatte.
Teils wurde die Zusammenarbeit bereits intensiviert. So wurde zusammen mit China und Südafrika zu Beginn des Jahres ein gemeinsames Marinemanöver abgehalten, das bei manchen westlichen Regierungen mit Stirnrunzeln verfolgt wurde.
Eine Delegation, viele Sichtweisen
Die Delegation bezeichnet ihre Reise als Friedensmission. Zu ihr gehören die Staatschefs von Südafrika, Sambia, Senegal, den Komoren, der ägyptische Ministerpräsident und ranghohe Gesandte aus der Demokratischen Republik Kongo und Uganda.
Auf dem afrikanischen Kontinent gibt es auf offizieller Ebene unterschiedliche Bewertungen des Russland-Ukraine-Krieges. So scheuen Südafrika, Senegal und Uganda davor zurück, Moskau zu kritisieren. Ägypten, Sambia und die Komoren haben hingegen bei einer Abstimmung über eine Resolution, die die Invasion in die Ukraine verurteilte, gegen Russland gestimmt. Zahlreiche Länder in Afrika haben enge Beziehungen zu Moskau, die in den Kalten Krieg zurückreichen.
Atmosphärische Störung in Kiew
Vor ihrer Reise nach Russland war die Delegation bereits in der Ukraine zu Gast. In Kiew traf sie sich mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und rief beide Seiten zur "Deeskalation" auf.
Dabei wurden auch Missstimmungen deutlich: Auf einer Pressekonferenz widersprach Selenskyj, nachdem der komorische Präsident Assoumani die Idee eines "Fahrplans" für Frieden ins Spiel gebracht hatte. Er wolle "keine Überraschungen", wenn die Delegation sich mit Putin treffe, betonte Selenskyj. Die Delegation sollte Russland um die Freilassung politischer Gefangener aus der Halbinsel Krim bitten, die Moskau 2014 illegal annektiert hat.