Eine Explosion ist nach Angriffen in Kiew zu sehen.

Krieg gegen die Ukraine Kiew mit Drohnen und Raketen angegriffen

Stand: 02.09.2024 13:16 Uhr

In der Nacht hat die Ukraine neue Drohnen- und Raketenangriffe gemeldet - unter anderem auf die Hauptstadt Kiew. Russland berichtet unterdessen, ein Kindergarten sei bei ukrainischem Beschuss beschädigt worden.

Die Ukraine wurde nach eigenen Angaben mit einer Reihe von Drohnen, Marschflugkörpern und ballistischen Raketen angegriffen. Betroffen seien die Hauptstadt Kiew und auch andere Städte, teilte die ukrainische Luftwaffe am Morgen mit.

Angesichts einer Reihe von Explosionen in Kiew flüchteten viele Einwohner der Stadt in Luftschutzbunker. Bürgermeister Vitali Klitschko sagte, die Rettungsdienste seien in die Stadtteile Holosijwskij und Solomjanskij gerufen worden. Zwei Menschen seien durch herabstürzende Trümmer abgeschossener Raketen verletzt worden, teilten die örtlichen Behörden mit.

Kesselhaus, U-Bahn-Station und Autos getroffen

Ein Kesselhaus eines Kiewer Wasserwerks wurde teilweise beschädigt, so Klitschko. Mehrere Autos sowie Gebäude seien in Brand geraten. Auch der Eingang zu einer U-Bahn-Station, die als Luftschutzraum diente, sei beschädigt worden. Auch seien - zum Start des neuen Schuljahres in der Ukraine - zwei Fenster in zwei Schulen in der Hauptstadt beschädigt worden. Die Schäden seien aber umgehend repariert worden, teilte Klitschko mit.

Ermittler inspizieren ein Bürogebäude in Kiew, das bei Angriffen beschädigt wurde.

Am Morgen nach den Angriffen inspizieren Ermittler ein Bürogebäude in Kiew, das beschädigt wurde.

Die ukrainische Flugabwehr habe jeweils etwa zehn Marschflugkörper und Drohnen über Kiew abgeschossen. Landesweit beziffert das Militär die Abschüsse auf 9 ballistische Raketen, 13 Marschflugkörper und 20 Drohnen. "Es wird eine Antwort auf alles geben. Der Feind wird es spüren", erklärte der Leiter des ukrainischen Präsidialbüros, Andrij Jermak, bei Telegram.

Beschuss auch in Sumy und Charkiw

Schwerer noch als Kiew traf es das an der Grenze zu Russland liegende Sumy. Dort gab es nach aktualisierten offiziellen Angaben 18 Verletzte durch russischen Raketenangriff, darunter 6 Kinder. Fünf Hochhäuser und eine Bildungseinrichtung seien zerstört worden, teilte die Polizei mit. Sumy liegt gegenüber dem russischen Gebiet Kursk, in das ukrainische Truppen Anfang August bei ihrer Gegenoffensive vorgedrungen waren.

Beschuss wurde auch aus anderen Regionen in der Ukraine gemeldet. Erneut traf es die grenznahe Großstadt Charkiw. Durch einen Drohnen-Einschlag gegen in der Nacht sei eine Frau verletzt worden, teilte Gouverneur Oleh Synjehubow mit. Am frühen Morgen wurde der Industriebezirk der Stadt unter Feuer genommen. In einer Gartenanlage seien ein Wohnhaus und drei andere Gebäude abgebrannt.

Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Russland: Kindergarten bei Angriff beschädigt

Auf der russischen Seite berichtete der Gouverneur der Grenzregion Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, von einem nächtlichen ukrainischen Luftangriff. Dabei wurden demnach ein Mensch verletzt und unter anderem ein Geschäft und eine Infrastruktur-Einrichtung in der Stadt Belgorod beschädigt.

Bereits am Sonntag hatte das russische Militär berichtet, es habe 158 ukrainische Drohnen abgefangen und zerstört, die zahlreiche russische Regionen angegriffen hätten. Es soll sich um einen der größten ukrainischen Angriffe im Krieg handeln, den Russland mit seiner Invasion 2022 in die Ukraine angefangen hatte.

In der Stadt Belgorod sei ein Kindergarten fast vollständig zerstört worden, teilte der Gouverneur der gleichnamigen Region, Wjatscheslaw Gladkow, mit. Einige Kindergärten würden nun eine Woche lang geschlossen bleiben, mehrere Schulen sollen demnach den Unterricht online abhalten. Betroffen waren laut dem Verteidigungsministerium in Moskau auch die Regionen Kursk, Brjansk und Woronesch.

Selenskyj: Russland "muss spüren, wie es ist, Krieg zu führen"

In seiner abendlichen Videobotschaft hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die jüngsten Drohnenangriffe seines Militärs gegen Ziele in Russland als Notwendigkeit bezeichnet. "Der terroristische Staat muss spüren, wie es ist, Krieg zu führen", sagte er.

Bereits in der Nacht zu Sonntag hatten ukrainische Kampfdrohnen auf russischem Staatsgebiet angegriffen, unter anderem auch in der Hauptstadt Moskau. Die Planungsstäbe in Kiew arbeiteten nun daran, möglichst viele russische Militäreinrichtungen, russische Logistik und kritische Teile ihrer Militärwirtschaft in Reichweite der ukrainischen Waffen zu bringen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.