Krieg gegen die Ukraine Neue Angriffe auf Kiew und Lwiw
Erneut hat das russische Militär Raketen auf Kiew und weitere Landesteile der Ukraine abgefeuert. In der Region Charkiw soll es ein Todesopfer geben. Die Ukraine attackierte in der Nacht die von Russland annektierte Krim.
Kiew ist in der vergangenen Nacht erneut Ziel russischer Raketenangriffe geworden. Am frühen Sonntagmorgen teilte die Militärverwaltung der ukrainischen Hauptstadt mit, Russland habe den dritten massiven Raketenangriff auf die Ukraine in den vergangenen vier Tagen gestartet. Vorläufigen Angaben zufolge gab es keine Verletzten.
Das Militär sprach von etwa einem Dutzend Raketen, die von der ukrainischen Luftwaffe abgewehrt worden seien. Mehr als zwei Stunden habe in Kiew Luftalarm geherrscht. "Der Feind setzt seinen massiven Raketenterror gegen die Ukraine fort", erklärte Kiews Militärverwaltungschef Serhij Popko auf Telegram: "Er gibt sein Ziel, Kiew um jeden Preis zu zerstören, nicht auf."
Auch Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hatte die Bevölkerung dazu aufgerufen, sich in Schutzräumen in Sicherheit zu bringen, als die erneuten Angriffe begannen. Ihm zufolge stürzten Teile der abgeschossenen Raketen in ein Waldgebiet. Zuletzt hatte die russische Armee am Donnerstag Kiew mit Raketen attackiert. Infolge dieser Angriffe waren 13 Menschen verletzt worden.
Zehntausende vorübergehend ohne Heizung
Neben Kiew meldeten auch die ukrainischen Regionen Charkiw und Lwiw weitere russische Angriffe. In Charkiw schlugen Medienberichten zufolge am Samstag mehrere Raketen ein. Mindestens ein Mensch soll ums Leben gekommen sein.
Der Gouverneur der Region Lwiw, Maksym Kosyzkyj, meldete Raketenangriffe auf den Kreis um die südlich von Lwiw gelegene Stadt Stryj. Laut Lwiws Bürgermeister Andriy Sadowyj wurden etwa 20 Raketen und sieben Schahed-Drohnen aus iranischer Produktion auf die Region abgefeuert. Die Angriffe hätten erneut auf Einrichtungen der kritischen Infrastruktur abgezielt. Kosyzkyj zufolge wurde eine nicht näher umschriebene Anlage getroffen, die daraufhin in Brand geraten sei. Feuerwehrkräfte seien ausgerückt, um den Brand zu löschen.
In der Industriestadt Krywyj Rih im Süden der Ukraine hätten herabfallende Trümmerteile das Heizungs- und Stromnetz beschädigt, teilte der Verwaltungschef des Gebiets, Serhij Lysak, mit. Deswegen hätten mehrere Heizkraftwerke wegen des Spannungsabfalls abgeschaltet werden müssen. Zwischenzeitlich seien sechs Krankenhäuser, mehr als 150 Schulen sowie 3.000 Wohnhäuser mit etwa 76.000 Bewohnern ohne Wärmeversorgung gewesen.
Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
Marschflugkörper dringt in Polens Luftraum ein
Auch das Einsatzkommando der polnischen Streitkräfte bestätigte, dass es in der Nacht "intensive Aktivität von Langstreckenflugzeugen aus der Russischen Föderation" gegeben habe. Wie Polens Armee beim Kurznachrichtendienst X mitteilte, drang ein von Russland abgefeuerter Marschflugkörper auch in den polnischen Luftraum ein. Abgewehrt wurde das Geschoss aber nicht, sondern "während seines gesamten Fluges von militärischen Radarsystemen verfolgt", zitierte die Nachrichtenagentur Reuters die Militärangaben.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Ukraine attackiert annektierte Halbinsel Krim
Das ukrainische Militär hat seinerseits in der Nacht die seit 2014 von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim mit Raketen beschossen. Ziel war laut russischen Behörden der Hafen Sewastopol, wo ein Teil von Russlands Schwarzmeerflotte stationiert ist. Zudem versorgt Russland die eigenen Truppen auch über die Krim mit Nachschub an Soldaten, Waffen und Munition.
Der von Russland eingesetzte Stadtchef von Sewastopol, Michail Raswoschajew, sprach auf Telegram von einem "großangelegten Angriff". Ein 65-Jähriger sei dabei durch Raketensplitter tödlich verletzt worden. Der "massivste Angriff in der vergangenen Zeit" habe aber erfolgreich abgewehrt werden können. Allerdings wurde der Verkehr über die Krim-Brücke sowohl am Samstagabend als auch am Sonntagmorgen vorübergehend eingestellt.
Die Nachrichtenagentur Reuters zitierte das ukrainische Militär, das angab, bei den Angriffen zwei große russische Landungsschiffe, ein Kommunikationszentrum und andere von der russischen Schwarzmeerflotte genutzte Infrastruktur getroffen zu haben. Von russischer Seite wurden diese Schäden nicht bestätigt.