Krieg gegen die Ukraine Kreml meldet 200.000 eingezogene Reservisten
Der Kreml wertet die Teilmobilmachung als Erfolg - 200.000 Männer seien bisher zum Militärdienst einberufen worden. Kiew meldet erneut Fortschritte bei der Rückeroberung. Internationale Experten bestätigen Probleme der Russen.
Nach Angaben des russischen Verteidigungsministers Sergej Schoigu sind bereits mehr als 200.000 Russen zum Militärdienst eingezogen worden. "Die Ausbildung erfolgt auf 80 Übungsplätzen und in sechs Ausbildungszentren", sagte er in Moskau seinem Ministerium zufolge. Schoigu sagte, die zuständigen Stellen seien angewiesen worden, den Rekruten die notwendige Kleidung und Ausrüstung zur Verfügung zu stellen und sie einzuweisen.
Nach Schoigus Darstellung haben sich viele Freiwillige gemeldet. Zahlen nannte er nicht. Es sollte niemand abgelehnt werden, "wenn es keine schwerwiegenden Gründe gibt".
Föderationsrat ratifiziert Annexionen
Unterdessen hat nach Russlands Staatsduma auch der Föderationsrat die völkerrechtswidrigen Annexionen mehrerer Gebiete ratifiziert. Präsident Wladimir Putin hatte am Freitag mit den von Moskau eingesetzten Besatzern die international nicht anerkannten Verträge über den Beitritt unterzeichnet. Er muss das Annexionsgesetz nun noch unterschreiben, dann tritt es in Kraft.
Die Ukraine untersagte unterdessen Verhandlungen mit Putin. Ein entsprechendes Dekret des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wurde auf dessen Webseite veröffentlicht. Dem ging eine entsprechende Entscheidung des Rates für Sicherheit und Verteidigung voraus.
In den ersten Wochen des seit dem 24. Februar dieses Jahres andauernden Krieges gab es Gespräche zwischen der Ukraine und Russland vor allem auf Ebene von Unterhändlern. Nach den zunehmenden Erfolgen der ukrainischen Armee schließt Kiew Verhandlungen vor dem kompletten Abzug der russischen Truppen von ukrainischem Staatsgebiet praktisch aus.
Weitere Erfolge bei Gegenoffensive laut Kiew
Kiew vermeldet weitere Erfolge bei der Gegenoffensive: In der Südukraine habe die Armee fünf weitere Orte zurückerobert, schrieb der Chef des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, beim Nachrichtendienst Telegram.
Die ukrainische Gegenoffensive bereitet den russischen Einheiten nach Expertenansicht gleich an mehreren Fronten enorme Probleme. "Die Ukraine diktiert im Moment das Tempo", sagte ein Vertreter westlicher Sicherheitskreise in einem Briefing zu Journalisten in London. Einige russische Einheiten stünden so unter Druck, dass sie sich zum Rückzug gezwungen sähen - teilweise gegen den Willen der russischen Führung.
Moskau ist demnach nicht mehr in der Lage, ausreichend Ausrüstung und militärisches Training für eine große Zahl an Rekruten bereitzustellen.
Ein Anzeichen dafür sei, dass der Einberufungszyklus in diesem Jahr einen Monat später als üblich beginnen solle, hieß es im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums. Die jährliche Einberufung von etwa 120.000 Wehrpflichtigen in Russland unterscheidet sich von der laufenden Teilmobilmachung von Reservisten.