An Grenze zu Belarus Russen und Ukrainer verhandeln
Die Ukraine fordert einen "sofortigen Waffenstillstand" und den Abzug der russischen Truppen, die Regierung in Moskau will laut eigenen Angaben eine schnelle Einigung: Delegationen beider Länder haben Verhandlungen aufgenommen.
Zwei Delegationen aus Russland und der Ukraine haben an der ukrainisch-belarusischen Grenze Friedensverhandlungen aufgenommen. Der belarusische Außenminister Wladimir Makej habe die Gespräche eröffnet, meldeten belarusische Staatsmedien und veröffentlichten Videos.
Auch die ukrainische Abordnung sowie das russischen Außenministerium bestätigten den Beginn. Die Kampfhandlungen gehen trotzdem weiter.
Die russische Delegation wird angeführt vom Sonderbeauftragten des Kreml, Wladimir Medinski. Zur Delegation aus Moskau gehören zudem: Vize-Außenminister Andrej Rudenko, Vize-Verteidigungsminister Alexander Fomin, der russische Gesandte bei den Verhandlungen der sogenannten Kontaktgruppe, Boris Gryslow, und der bekannte Außenpolitiker Leonid Sluzki.
Die ukrainische Seite führt der Fraktionsvorsitzende der Präsidentenpartei, David Arachamija. Außerdem gehören Verteidigungsminister Olexij Resnikow, Präsidentenberater Mychajlo Podoljak, der stellvertretende Leiter der Delegation der Ukraine in der trilateralen Kontaktgruppe (Minskkram), Andrij Kostin, der Parlamentsabgeordnete Rustem Umjerow und der stellvertretende Außenminister Mykola Totschyzkyj der Delegation an.
Kreml: Verhandlungen hätten früher beginnen können
Der russische Delegationsleiter Medinski hatte zuvor versichert, dass Moskau interessiert an einer Einigung sei. "Wir sind definitiv daran interessiert, so schnell wie möglich zu einer Einigung zu kommen", sagte er dem russischen Fernsehen vor Beginn der Gespräche. Die Einigung müsse aber "im Interesse beider Seiten sein".
Der Kreml bedauerte zudem, dass Verhandlungen erst jetzt zustande kommen - "obwohl die Gelegenheit dazu da war", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Staatsagentur Tass zufolge in Moskau. Die russische Delegation warte im Nachbarland "schon lange". Die Gespräche hätten auch in der Nacht zum Montag beginnen können, sagte Peskow. "Aber die Gegenseite ist gerade erst angereist."
Kiew fordert Waffenstillstand und Truppenabzug
Ukrainischen Berichten zufolge kam ein Treffen am Sonntag aber nicht zustande, weil sich die Anreise aus der Ukraine wegen der Gefechte schwierig gestaltet habe. Zur Forderung Kiews hieß es in einer Mitteilung: "Die Schlüsselfrage der Verhandlungen ist die unverzügliche Feuereinstellung und der Abzug der Truppen vom Territorium der Ukraine."
Im Gespräch mit Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron betonte Präsident Wladimir Putin die russische Position. Dem Kreml zufolge sagte Putin zu Macron, dass eine Einigung in der Ukraine nur möglich sei, wenn Kiew neutral, "entnazifiziert" und "entmilitarisiert" sei. Zudem müsse die russische Kontrolle über die 2014 annektierte Krim formell anerkannt werden, erklärte das russische Präsidialamt weiter. "Russland ist offen für Gespräche mit Vertretern der Ukraine." Man erwarte allerdings, dass die Verhandlungen zu den gewünschten Ergebnissen führen würden.
Die Ukraine hatte Friedensgespräche in Russlands Partnerland Belarus zunächst noch abgelehnt. Das Land beteilige sich an Kampfhandlungen gegen die Ukraine, sagte Selenskyj. Er sei offen für alle Orte, "von denen aus keine Raketen auf die Ukraine geschossen werden".
Selenskyj: Wenig Hoffnung auf Ergebnis
Später ging der Präsident dann doch auf das Angebot der Russen ein. "Ich glaube nicht an ein Ergebnis dieses Treffens, aber lasst es uns versuchen", sagte Selenskyj. Er versuche, den Krieg zu stoppen, solange es eine minimale Chance gebe. Daran dürfe kein einziger Ukrainer zweifeln.
Der belarusische Präsident Alexander Lukaschenko hatte am Sonntag eingeräumt, dass russische Truppen von seinem Land aus die Ukraine angegriffen hätten. Zwei Raketen seien abgefeuert worden, "weil Kiew drei bis vier Raketendivisionen an der Grenze" zu Belarus stationiert habe, sagte er Staatsmedien zufolge.
Vatikan bietet Vermittlung an
Der Vatikan hat indes sein Angebot erneuert, im Krieg zwischen der Ukraine und Russland als Friedensvermittler einzuspringen. Der Heilige Stuhl sei "jederzeit bereit", den Konfliktparteien bei der Suche nach einer Lösung zu helfen, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der oberste Diplomat des Kirchenstaates, in einem Interview mit mehreren italienischen Zeitungen.
"Ich wiederhole die dringende Aufforderung des Heiligen Vaters bei seinem Besuch in der russischen Botschaft, die Kämpfe zu beenden und zu Verhandlungen zurückzukehren." Papst Franziskus hatte am Freitag in einer außergewöhnlichen Aktion die russische Vertretung besucht. "Er ist dorthin gegangen, um seine Besorgnis über den Krieg auszudrücken", sagte Vatikan-Sprecher Matteo Bruni.