Mehrere Orte gefährdet Evakuierungen nach Dammbruch in Slowenien
Nach den heftigen Unwettern in Slowenien dauern die Rettungsmaßnahmen an. Wegen eines Dammbruchs mussten nun Hunderte Menschen verlegt werden, mehrere Orte sollen gefährdet sein. In Österreich drohen nach Überschwemmungen Hänge abzurutschen.
Im seit zwei Tagen von schweren Überschwemmungen heimgesuchten Slowenien ist es am vergangenen Abend zu neuen Notfällen gekommen. Im Osten des Landes brach ein Damm zum Schutz vor Hochwasser am Fluss Mur. Rund 500 Menschen mussten eilig aus dem Dorf Dolnja Bistrica in Sicherheit gebracht werden, berichtete das staatliche Fernsehen RTV Slovenija. Auch in Österreich und Kroatien werden weitere Überschwemmungen befürchtet.
Weitere neun Ortschaften seien wegen des Dammbruchs an der Mur gefährdet, sagte der Kommandant des Katastrophenschutzes, Srecko Sestan. Man versuche nun, per Hubschrauber das mehrere Meter breite Loch am Damm mit Betonblöcken abzudichten. Nach Angaben von Hydrologen steigt der Pegel der Mur an ihrem österreichischen Oberlauf bei Graz.
Dörfer von Außenwelt abgeschnitten
Unterdessen dauerten in anderen Landesteilen Sloweniens die Rettungs- und Aufräumarbeiten an. Wegen eines befürchteten Erdrutschs in Crna na Koroskem nahe der österreichischen Grenze würden Bewohner in mehreren Orten am Fluss Meza vorsichtshalber in Sicherheit gebracht, berichtete die slowenische Nachrichtenagentur STA.
Mehrere Dörfer waren seit Freitag von der Außenwelt abgeschnitten. Die Bewohner wurden teils per Hubschrauber mit Trinkwasser und Lebensmitteln versorgt, teils versuchten Soldaten, zu Fuß in diese Orte zu gelangen. In der Gemeinde Ljubno ob Savinji an der österreichischen Grenze, rissen Erdrutsche vier Häuser weg. An anderen Orten stürzten Brücken ein, Straßen und Bahnschienen standen unter Wasser.
Der Katastrophenschutz meldete am Samstag innerhalb von 36 Stunden landesweit mehr als 3.700 Einsätze. Menschen wurden gerettet, die sich auf Bäumen oder Hausdächern in Sicherheit gebracht hatten. Die Regierung schätze den Gesamtschaden auf voraussichtlich mehr als 500 Millionen Euro.
Hilfe erbeten von EU und NATO
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sicherte Slowenien Hilfe zu. Die Schäden in dem Adria-Land seien "herzzerreißend", schrieb sie im Kurznachrichtendienst "X" - dem früheren Twitter. Der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Janez Lenarcic, beriet am Samstag mit der Regierung in Ljubljana.
Über den EU-Katastrophenschutzmechanismus beantragte die slowenische Regierung 30 Bagger sowie 30 Spezialfahrzeuge zur Regulierung von Wasserläufen, sowie die Entsendung von Ingenieurteams für all diese Geräte. Auf der Wunschliste an EU und NATO standen zudem jeweils 20 vorgefertigte Brücken von bis zu 40 Metern Länge, von der NATO erhofft sich Slowenien auch Militärhubschrauber sowie Unterstützung durch Soldaten.
Nach Angaben von Ministerpräsident Robert Golob sind zwei Drittel des Landes vom Hochwasser betroffen. Es seien die größten Schäden einer Naturkatastrophe seit mehr als drei Jahrzehnten im Land. Mindestens vier Menschen starben. Die Polizei prüfte, ob es einen Zusammenhang zwischen den Todesfällen und dem Unwetter gab.
Hänge in Österreich aufgeweicht
In Österreich drohen nach dem Starkregen Hangrutsche. Laut Feuerwehr sind mehrere Hänge völlig aufgeweicht. Wie der Sprecher der Feuerwehr im Bundesland Kärnten, Hans-Jörg Rossbacher, im ORF sagte, wurden in Kärnten mindestens 40 Häuser und Wohnungen vorsichtshalber geräumt. Die Menschen kamen bei anderen oder in Notunterkünften unter. Viele Keller seien vollgelaufen, die nun ausgepumpt werden müssten.
Auch das benachbarte Bundesland Steiermark war, ebenso wie Kärnten an der Grenze zu Slowenien, betroffen. Dort sanken die Pegel der meisten Flüsse und Bäche, mit Ausnahme der Mur, die durch Graz Richtung Slowenien fließt.
Noch keine Entwarnung für Kroatien
Das südliche Nachbarland Kroatien blieb entgegen ersten Befürchtungen von größeren Überschwemmungen bewohnter Gebiete bis zum Samstagabend zunächst verschont. Eine klare Entwarnung gab es allerdings nicht. Wegen der erwarteten Flutwelle auf den Flüssen aus dem nördlichen Nachbarland Slowenien hatten Kroatiens Behörden mit Deichen aus Sandsäcken und stellenweiser Ableitung von Flusswasser vorgesorgt.