Angaben des Gouverneurs Wagner-Truppen erreichen Region Lipezk
Aufständische Söldner der Wagner-Truppe sind nach Angaben des örtlichen Gouverneurs bis in die russische Region Lipezk vorgedrungen. Diese liegt etwa 360 Kilometer südlich von Moskau.
Die Söldnertruppe Wagner ist nach Angaben des örtlichen Gouverneurs auch in die russische Region Lipezk einmarschiert. Die Gegend befindet sich etwa 360 Kilometer südlich von Moskau. Gouverneur Igor Artamonow teilte bei Telegram mit, es werde von Behördenseite "für die Sicherheit der Bevölkerung" gesorgt. "Die Situation ist unter Kontrolle." Artamonow nannte keine Details zur Anwesenheit der Söldner-Truppen.
Keine Berichte über Kämpfe
Im Gegensatz zur weiter südlich gelegenen Region Woronesch gab es keine Berichte über Kämpfe. Auf Videos sind aber in den Straßengraben gekippte Lastwagen zu sehen. Sie waren offenbar eilig als Straßensperre aufgebaut worden, um die Wagner-Kolonne aufzuhalten.
Auf weiteren Videos ist zu sehen, wie Straßen aufgerissen und tiefe Gräben ausgehoben werden. Auch dies sollte offenbar dazu dienen, die Söldner zu stoppen. Die Echtheit der Videos konnte zunächst nicht unabhängig bestätigt werden.
Moskau verhängt "Anti-Terror-Maßnahmen"
In Moskau setzte der Bürgermeister der russischen Hauptstadt, Sergej Sobjanin, eigenen Angaben zufolge "Anti-Terror-Maßnahmen" in Kraft. Dazu zählten verstärkte Verkehrskontrollen, zudem seien Einschränkungen bei Massenveranstaltungen möglich.
Russische Staatsmedien hatten zuvor berichtet, dass die Sicherheitsvorkehrungen rund um bedeutende politische Einrichtungen verstärkt worden seien. Im Internet kursierten Videoaufnahmen, auf denen ein Schützenpanzer und ein gepanzerter Militärlaster vor dem russischen Parlament, der Staatsduma, entlang fahren. Laut der Nachrichtenagentur AP wurden vor dem Verteidigungsministerium Soldaten mit Sturmgewehren postiert. Rund um die Präsidialverwaltung nahe des Roten Platzes im Zentrum von Moskau seien Straßen abgesperrt worden, wodurch der Verkehr zum Erliegen gekommen sei.
Auch der Gouverneur der Region um Moskau, Andrej Worobjow, schrieb auf Telegram von erhöhten Sicherheitsvorkehrungen und rief die Menschen zudem auf, auf private Autofahrten in Richtung Südrussland zu verzichten.
Wagner-Kämpfer kontrollieren Rostow
Am Freitagabend war der Machtkampf zwischen dem Chef der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, und der Militärführung im Kreml eskaliert. Prigoschin drohte an, mit seinen Kämpfern bis nach Moskau zu ziehen.
In der Stadt Rostow im Süden des Landes hätten seine Truppen bereits die Kontrolle über die Stadt und all ihre militärischen Einrichtungen übernommen, sagte der Wagner-Chef in einem auf Telegram veröffentlichten Video. Seine Kämpfer kontrollierten zudem das Hauptquartier der russischen Armee für den Süden des Landes. Dort werden auch die Kämpfe in der Ukraine überwacht. Nach den Worten von Prigoschin mussten seine Männer keinen einzigen Schuss abfeuern, um das Hauptquartier der russischen Armee in Rostow zu übernehmen.
"Werden bis zum Ende kämpfen"
Prigoschin erklärte, seine Kämpfer seien von Grenzsoldaten begrüßt worden, als sie in die Nähe der Stadt einrückten. Die Wagner-Soldaten seien an den Kontrollpunkten auf junge Wehrpflichtige getroffen, die keinen Widerstand geleistet hätten. Er fügte hinzu, dass seine Streitkräfte "nicht gegen Kinder kämpfen". "Aber wir werden jeden vernichten, der sich uns in den Weg stellt", sagte er. "Wir rücken vor und werden bis zum Ende kämpfen."
Prigoschin spricht nicht von Putsch
Prigoschin sagte, der Aufstand sei kein Militärputsch, sondern ein "Marsch der Gerechtigkeit". Er warnte das russische Militär davor, Widerstand zu leisten. Er habe 25.000 Truppen zu seiner Verfügung, die nicht aufgeben würden, denn seine Kämpfer wollten nicht, dass Russland weiter mit "Korruption, Betrug und Bürokratie" zu tun habe.
Indirekt bestätigte der russische Präsident Wladimir Putin in einer Fernsehansprache die Aussagen von Prigoschin. "Faktisch" sei die Arbeit "von Organen der zivilen und militärischen Führung" in Rostow blockiert. Putin griff den Wagner-Chef scharf an und warf ihm vor, aus "übermäßigem Ehrgeiz das eigene Land verraten zu haben".