Studie zum Weltfrauentag Weltweit mehr Frauen in Parlamenten
In den Parlamenten der Welt sitzen heute deutlich mehr Frauen als vor 25 Jahren. Das ist das Ergebnis einer Studie. UN-Generalsekretär Guterres erklärte die Gleichstellung zur Jahrhundert-Aufgabe.
25 Jahre nach der vierten Frauenkonferenz der Vereinten Nationen in Peking hat die Interparlamentarische Union IPU die Zusammensetzung der Parlamente von 191 Staaten in einer Studie miteinander verglichen. Demnach stieg der durchschnittliche Frauenanteil innerhalb im untersuchten Zeitraum von 11,3 auf 24,9 Prozent.
IPU-Generalsekretär Martin Chungong erklärte bei der Vorstellung der Studie, dass sich der Zuwachs von Frauen in den Parlamenten zuletzt abgeschwächt habe: "Wir sehen, dass sich die Steigerung der parlamentarischen Beteiligung von Frauen verlangsamt. Im letzten Jahr berichteten wir über einen Anstieg von 0,9 Prozent. Das war schon ein Tiefstand, aber in diesem Jahr beobachteten wir einen Anstieg von 0,6 Prozent, was nicht sehr gut ist. Es scheint einen Rückschlag zu geben, wenn es um die politische Beteiligung von Frauen geht."
Jahrhunderte der Diskriminierung und eines "tiefverwurzelten Patriarchats" hätten in der Wirtschaft und in politischen Systemen ein "gewaltiges Ungleichgewicht der Geschlechter" entstehen lassen, so Guterres. Frauen würden "täglich mit Sexismus und männlicher Besserwisserei konfrontiert und als Opfer dafür auch noch verantwortlich gemacht".
Guterres bemängelte einen Männerüberschuss in vielen Bereichen der Wirtschaft und kritisierte, dass weltweit auf drei männliche Abgeordnete in den Parlamenten nur eine Frau komme.
USA führend
Grundsätzlich wird in der Studie eine Verschiebung festgestellt. Vor 25 Jahren wurde die Liste der Länder mit dem höchsten Anteil von Parlamentarierinnen von europäischen Staaten angeführt. Auf den ersten Plätzen lagen Staaten aus Nordeuropa wie Schweden, Norwegen und Dänemark.
Doch das hat sich geändert, so Chungong: "Damals war Europa der wichtigste Kontinent oder die wichtigste Region, wenn es um die parlamentarische Vertretung von Frauen ging. Es stand an der Spitze, aber heute nicht mehr. Die Amerikaner haben das Ruder übernommen, und sind nun die führende Region mit mehr als 31 Prozent weiblichen Parlamentsmitgliedern."
Arabische Länder holen auf
An der Spitze des Vergleichs, der sich allein auf die Statistik und nicht auf die Einhaltung demokratischen Prinzipien in den jeweiligen Staaten stützt, steht allerdings Ruanda in Ostafrika mit einem Frauenanteil von 61 Prozent im Parlament. Gefolgt von Kuba und Bolivien mit jeweils über 53 Prozent.
Starke Zuwächse von Frauen verzeichneten die Parlamente in einer ganz bestimmten Gruppe von Staaten: "Einige andere Regionen sind stark im Kommen, etwa die arabischen Länder. Aufgrund der Reformen, die dort in Folge des Arabischen Frühlings stattgefunden haben." So landeten die Vereinigen Arabischen Emirate auf Platz vier im Ländervergleich. Dort gibt es genauso viele weibliche wie männliche Abgeordnete.
Deutschland im internationalen Vergleich auf Platz 48
Deutschland erreicht mit einem Frauenanteil im Bundestag von 31,2 Prozent zwar einen überdurchschnittlichen Wert, kommt aber dennoch im internationalen Vergleich lediglich auf Rang 48.
In neun Staaten sind weniger als fünf Prozent der Abgeordneten weiblich: "Die Pazifikregion ist heute die einzige Region, in der es einige Parlamente ganz ohne Frauen gibt - Vanuatu, Mikronesien und Papua-Neuguinea. Das hat mit den kulturellen Normen und Praktiken in diesen Ländern zu tun." Chungong forderte mehr Anstrengungen, um die politische Vertretung von Frauen zu stärken.