G7-Gipfel in Hiroshima Ein "Wendepunkt" für die Ukraine?
Mit baldigen Lieferungen rechnet er nicht - doch auf dem G7-Gipfel zeigte sich der ukrainische Präsident Selenskyj dankbar für die jüngsten Entwicklungen in der Kampfjet-Frage. Erneut war auch China ein Thema.
Hände schütteln, lächeln, Fotos machen. Kaum ist Wolodymyr Selenskyj gelandet, da scheinen die G7-Politiker bei ihm Schlange zu stehen. Doch anders als Bundeskanzler Olaf Scholz, der ihn zwar getroffen, sich aber dann nicht geäußert hat, lässt es sich Frankreichs Präsident Emanuel Macron nicht nehmen, sich kurz ablichten zu lassen. Und als die Kameras auf "on" geschaltet sind, lächelt Macron und unterstreicht, welche Chance der Besuch für den ukrainischen Präsidenten sei.
Ich denke, dass dies auch eine einzigartige Gelegenheit ist, sich mit vielen anderen Ländern des Südens auszutauschen und diese ... ich meine, Ihre Situation, Ihre Botschaft zu vermitteln und Ihre Sichtweise zu teilen. Und wir werden darüber diskutieren, aber ich glaube, dass dies ein Wendepunkt sein kann.
Das klingt, als sei Macron der Gastgeber dieses Gipfels und nicht Japan - aber immerhin hatte auch Frankreich den Präsidenten in einer Regierungsmaschine hergebracht. "Wir sind hier und wir werden bis zum Ende hier sein", sagte Macron. "Seien Sie sich dessen sicher."
"Trainingsmissionen sehr, sehr wichtig"
Ein Wendepunkt könnte der Besuch aber vielleicht tatsächlich werden, wenn F-16-Kampfjets in die Ukraine geliefert werden und mit der Ausbildung der Piloten begonnen wird. Selenskyj, der direkt von einem Gipfel der Arabischen Liga nach Japan gereist war, sitzt - wie immer in Kampfmontur - am Tisch. "Ich danke Ihnen vielmals", sagt er zunächst und bedankt sich gleich darauf nochmal: "Wir haben viel über die zukünftige Jet-Koalition gesprochen, und ich möchte Ihnen und allen Partnern für diese Entscheidung danken, für die Trainingsmissionen, die wirklich sehr, sehr wichtig sind. Ich bin froh, dass es sehr positive Signale gibt." Auch wenn er selbst nicht mit einer schnellen Lieferung der Jets rechne.
Positives Signal aus Indien?
Als positives Signal könnte man auch die Reaktion Indiens sehen, das als Gastland am Gipfel teilnimmt. Eine indische Nachrichtenagentur schreibt, Premierminister Narendra Modi habe zugesagt, alles dafür zu tun, um den Krieg zu beenden. Allerdings bezieht Indien Waffen und günstige Energie aus Russland.
Beide Staaten verbinde eben eine lange Freundschaft, so EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Dennoch meint sie im ZDF:
Aber Indien ist auch ein starker Vertreter und Verfechter des Schutzes der UN-Charta und des internationalen Rechts. Und genau das ist der Punkt, wo wir Indien überzeugen können, dass es bei Russlands Aggression gegen die Ukraine um mehr geht als nur eine Frage zwischen Russland und der Ukraine, sondern es geht darum, was die Regeln in dieser Welt sind. Wie wir Frieden halten wollen.
Und wenn Indien zum Internationalen Recht, der territorialen Integrität und Souveränität Ja sage, dann werde es gelingen, das Land auf die eigene Seite zu ziehen.
Auch Länder des globalen Südens beim Gipfel
Dasselbe Anliegen haben die G7 und die EU auch nochmal mit Blick auf China bekräftigt. Sie wollen für Drittstaaten ein attraktiverer Partner als Peking sein. "Hier ist unsere gemeinsame Initiative zur Investition in Infrastruktur außerhalb Europas, außerhalb der G7", so von der Leyen. "Das ist ein Paket von 600 Milliarden Euro, das wir gemeinsam mit den USA und anderen auf den Weg bringen, um ganz gezielt in Infrastruktur im globalen Süden zum Beispiel zu investieren. "
Als "globaler Süden" werden rund 100 Staaten bezeichnet, von denen vier - nämlich Indonesien, Vietnam, die Komoren und die Cook-Inseln - ebenfalls zum Gipfel eingeladen sind. Die Kooperation soll eine "Win-Win-Situation" für die Partnerländer werden mit Transparenz, klaren Regeln und Mehrwert. Allerdings müsse man jetzt schnell loslegen, so von der Leyen, um entstandenes Misstrauen der vergangenen Jahre wieder gut zu machen.