Erdogan erhöht Druck auf EU "Die Grenzen bleiben offen"
Präsident Erdogan hat die EU erneut aufgefordert, die Türkei bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise in seinem Land zu unterstützen. Die Grenzen will er weiter offen halten. Frontex versprach Griechenland schnelle Hilfe.
Nach der Öffnung der türkischen Grenze für Flüchtlinge hat Präsident Recep Tayyip Erdogan den Druck auf die EU erhöht. Die Grenzen blieben weiterhin offen, sagte Erdogan in einer vom Fernsehen übertragenen Ansprache an Parteimitglieder. Jetzt sei es an der EU, ihren "Teil der Last" zu tragen.
Tausende wollen nach Griechenland
Infolge der Eskalation des militärischen Konflikts in Nordsyrien hatte die Türkei am Wochenende ihre Grenzen für Flüchtlinge geöffnet, die in die Europäische Union gelangen wollen. Tausende Menschen versuchten daraufhin, über die Grenze nach Griechenland zu gelangen.
Die europäische Grenzschutzagentur Frontex kündigte an, rasch auf ein Hilfeersuchen Griechenlands wegen der Vielzahl an Flüchtlingen aus der Türkei zu reagieren. Das Gesuch der griechischen Regierung um schnelle Intervention an der Außengrenze der EU sei am späten Sonntagabend bei Frontex eingegangen. "Wir schauen uns an, wie wir Griechenland am besten in der möglichst kürzesten Zeit unterstützen können", teilte die Behörde auf Twitter mit.
Frontex geht davon aus, dass sich die Lage an der türkisch-griechischen Grenze in den kommenden Tagen stark zuspitzen werde. Es werde schwierig sein, die Menschen, die sich auf die Reise gemacht haben, zu stoppen, heißt es in einem internen Frontex-Bericht, aus dem die "Welt" zitiert.
Erstmals äußerte sich auch die Bundesregierung zu dieser Lage - und warnte vor einem Aufbruch Richtung Europa. "Wir erleben zurzeit an den Außengrenzen der EU zur Türkei, auf Land und zur See, eine sehr beunruhigende Situation. Wir erleben Flüchtlinge und Migranten, denen von türkischer Seite gesagt wird, der Weg in die EU sei nun offen, und das ist er natürlich nicht", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. "Das führt diese Menschen, Männer, Frauen und Kinder, in eine extrem schwierige Lage, und es stellt genauso auch Griechenland vor enorme Herausforderungen. Das alles ist der Bundesregierung bewusst."
Erdogan trifft Putin
Unterdessen will sich Erdogan wegen der zunehmenden Spannungen im Syrien-Konflikt am Donnerstag mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin in Russland treffen. Das bestätigten beide Seiten.
Die Kämpfe um die letzte syrische Milizenhochburg Idlib hatten sich zuletzt verschärft. Dabei wurden bei einem Damaskus zugeschriebenen Luftangriff auch 34 türkische Soldaten getötet. Die Türkei startete daraufhin eine Militäroffensive gegen die syrische Armee. Am Sonntag tötete die türkische Armee bei Drohnenangriffen 19 syrische Soldaten und schoss zwei syrische Kampfjets ab.
Russland unterstützt in dem militärischen Konflikt die syrische Regierung. Direkte Auseinandersetzungen mit Russland will die Türkei aber vermeiden. Ankara und Moskau unterhalten bedeutende Beziehungen in den Bereichen Verteidigung und Handel. Obwohl sie im Syrien-Konflikt auf unterschiedlichen Seiten stehen, haben sich die Türkei und Russland in der Vergangenheit eng abgestimmt.