Trauer um 95-Jährige Holocaust-Überlebende Hanni Lévy ist tot
Sie war eine unermüdliche Mahnerin vor Fremdenfeindlichkeit und engagierte sich als Zeitzeugin an zahlreichen Schulen. Nun starb die Holocaust-Überlebende Hanni Lévy im Alter von 95 Jahren.
Die Holocaust-Überlebende Hanni Lévy ist tot. Sie starb in der Nacht zum Mittwoch, bestätigte der Filmregisseur Claus Räfle. Ihr Tod sei trotz ihres Alters "furchtbar überraschend" gewesen.
Als 18-Jährige war sie als jüdisches Mädchen in Berlin untergetaucht. "Ich war so konzentriert auf das Überleben, ich glaube, ich habe keine Zeit gehabt, Angst zu haben", erinnerte sie sich noch Anfang des Jahres in einem Gespräch mit der ARD.
Sie flüchtete mit einem Mantel und einer Handtasche, kam zunächst bei Freunden unter, wo ein Friseur ihre braunen Haare schnitt und bleichte. Sie überlebte, weil sie eine Familie vor den Nazis versteckte. 1946 holte sie ihr Onkel, der bereits Anfang der 1930er-Jahre aus Deutschland geflohen war, nach Paris.
Lebensgeschichte im Film
Lévys Geschichte wurde Teil von Räfles Film "Die Unsichtbaren - Wir wollen leben". Die Erinnerung an die Vergangenheit war ihr wichtig. Immer wieder wurde sie auch in Schulen eingeladen. Im Gespräch mit der ARD zeigte sie sich besorgt, dass der Jugend die Schrecken der NS-Zeit nicht mehr präsent seien. "Ja, das sind Probleme, aber dass die heute wieder akut werden, ist trotzdem ein Gräuel", sagte sie.
Beim Grünen-Parteitag im Jahr 2018 beklagte sie eine zunehmende Fremdenfeindlichkeit in Deutschland. "Früher hat man gesagt, die Juden sind an allem schuld, heute sind es die Flüchtlinge."
Müller würdigt Lévys Leben
Ihr Tod löste nun Bestürzung aus. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller sagte, "die bemerkenswerteste Leistung Hanni Lévys liegt darin, dass sie es als großes Anliegen für sich selbst gesehen hat, zu betonen, dass nicht alle Deutschen Mörder waren". Dass sie jetzt gestorben sei, "macht einmal mehr deutlich, wie wichtig für uns Nachgeborene das Vermächtnis der Zeitzeugen ist, die uns bald nicht mehr selber authentisch erzählen können, wie sie die nationalsozialistische Verfolgung und den Holocaust überlebt haben."