US-Wahl 2024
Latinos wenden sich von Demokraten ab Adiós Harris in Arizona?
Immer mehr Latino-Wähler unterstützen derzeit Trump. Für Harris zeigen die Umfragekurven in der Wählergruppe hingegen gefährlich nach unten. Das könnte im Swing State Arizona den Unterschied machen.
Dutzende Trucks, Motorräder und Autos, geschmückt mit riesigen Trump-Fahnen, nehmen Aufstellung auf einem Parkplatz am Rande von Tucson, der zweitgrößten Stadt in Arizona. Gleich startet der große Autokorso für Donald Trump. Organisiert hat ihn Jorge, Ende 50, vor über 30 Jahren aus El Salvador eingewandert.
Mit Trump-T-Shirt und einer Kappe mit nachgemachter Trump-Frisur auf dem Kopf steht er auf dem Parkplatz. "Latinos for Trump" - das ist seine Mission. "Die Demokraten haben die Latino-Community im Stich gelassen", sagt Jorge. Seine Frau Betty mit einer glitzernden Trump-Handtasche in der Hand strahlt: "Die Latinos wählen Trump, wunderbar."
Jorge und Betty bereiten sich auf den "Latinos for Trump"-Autokorso vor.
Das, was Latinos wichtig sei, zähle für Demokraten nicht mehr, erklärt Jorge. Latinos glaubten an Familie, harte Arbeit, Recht und Gesetz. Die Demokraten kümmerten sich um "woke culture", Minderheitenkram. Trump dagegen werde dafür sorgen, dass die hohen Lebenshaltungskosten sinken und er werde die illegale Einwanderung beenden. Die Demokraten ließen Vergewaltiger und Mörder ins Land, so Jorge.
Auch Bertha, deren Vorfahren aus Mexiko in die USA eingewandert sind, ist zum Korso gekommen. "Wir sind nicht gegen Einwanderung", erklärt die Anfang 60-Jährige. Aber Latinos, die auf legale Weise ins Land gekommen seien, fühlten sich betrogen. Auch Bertha ist davon überzeugt, dass die Unterstützung für Trump unter Latinos in Arizona so groß ist wie noch nie.
Swing State an der Südgrenze
Im hart umkämpften Swing State Arizona, dem einzigen Swing State mit einer Grenze zu Mexiko, sind 25 Prozent der Wahlberechtigten Latinos. Sie könnten damit entscheidend zum Wahlausgang in dem Bundesstaat beitragen. 2020 gewann Joe Biden mit nicht einmal 11.000 Stimmen Vorsprung auf Donald Trump. Und die Umfragen zeigen: Die Latino-Unterstützung für die Demokraten sinkt.
Auch im 130 Kilometer entfernten Nogales. Die Grenze zu Mexiko läuft direkt durch die 20.000-Einwohner-Stadt. Litzyeen, Roxy und Anakarina sitzen in einem mexikanischen Restaurant. Die drei Latinas sind Wahlkampfhelferinnen für die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris, klopfen an Haustüren, rufen mögliche Wähler in der Latino-Community an. Und alle drei sagen, sie spüren den schwindenden Rückhalt für die Demokraten.
Roxy Lopez sagt, Trump werde das Problem illegaler Einwanderung nicht lösen.
"Die Latinos for Trump rauben mir den Schlaf", sagt die 37-jährige Anakarina mit den langen schwarzen Haaren. Sie kann die Latino-Unterstützung für Trump nicht nachvollziehen.
Trump mache den Latinos etwas vor, nämlich dass er etwas für sie tun werde, dass er die Wirtschaft ankurbeln werde, indem er die Steuern senke. Aber Trump werde die Steuern nur für die Reichen senken, viele Latinos sähen das einfach nicht, schüttelt Anakarina frustriert den Kopf.
Sorgen bei den Demokraten
Auch das Problem der illegalen Einwanderung werde Trump nicht lösen, sind die Frauen überzeugt. Sie wollen eine humane Einwanderungspolitik. In Trump sehe sie nur jemanden, der sich nicht um Menschen schere, sagt Roxy. Trump wolle keine Lösungen für Probleme, sondern nur Hass und Spaltung. Darum brauche das Land Harris. Sie sei in der Lage, die tiefe Spaltung zwischen den politischen Lagern zu überwinden, sagt Anakarina. Und nur das werde die USA nach vorne bringen.
Ob es am Ende zum Wahlsieg reicht? Keine der drei Latinas ist sich sicher. Es werde wahnsinnig eng, sagt Anakarina. Litzyeen gibt offen zu, sie mache sich Sorgen. Anders Trump-Fan Jorge in Tucson. Er ist überzeugt: Trump gewinnt mit Hilfe der Latinos. Die Latino-Community werde am 5. November feiern - natürlich mit Tequila.
Eine Reportage zum Thema sehen Sie auch in den tagesthemen - heute um 22.15 Uhr im Ersten.