Hitzewelle in den USA Nicht nur heiß, sondern lebensbedrohlich
Diese Hitzeperiode ist selbst für den Süden der USA extrem: In Arizona etwa werden seit zwei Wochen Temperaturen von mehr als 43 Grad gemessen. Die, die können, bleiben zu Hause oder flüchten in sogenannte Kühlräume.
Hitze, wie man sie sich kaum vorstellen kann. "Das Wasser kommt kochend heiß aus der Leitung, Hauswände sind aufgeheizt, und ein Schwall heißer Luft empfängt einen sogar frühmorgens, wenn man die Haustür öffnet", erzählt Kathrin Davis-Young im Radio. Sie arbeitet für die Radiostation KJZZ in Phoenix im Bundesstaat Arizona.
38 Grad um Mitternacht
In ihrem Heimatort ist es seit über zwei Wochen 44 Grad heiß. Selbst um Mitternacht werden noch 38 Grad gemessen. Krankenhäuser melden viele Notfälle hitzebedingter Erkrankungen. Die Körpertemperatur der Patienten klettere oft auf 41 Grad, das sei lebensgefährlich, so der Krankenhausarzt Frank LoVecchio auf NPR. "Wir behandeln sie so schnell wie möglich mit Eis. Denn das Gehirn mag diese superhohen Temperaturen nicht."
Glutheiße Temperaturen sind für den Bundesstaat um diese Jahreszeit normal, aber diese extrem lange Hitzeperiode sei ungewöhnlich, erklärt Meteorologe Jacob Asherman vom Nationalen Wetterdienst. Für 110 Millionen Menschen von Kalifornien über Texas bis nach Florida gebe es Hitzewarnungen.
Klimawandel und El Niño
Der gesamte Süden der USA sei von diesem sogenannten Hitzedom betroffen, so Asherman. "Ein Hitzedom ist ein Hochdruckgebiet in den höheren Schichten der Atmosphäre. Dabei fängt die Hitzekuppel die heiße Luft ein und drückt sie nach unten. Die Hitzeglocke trocknet aus, wird dadurch noch heißer, die heiße Luft kann nicht entweichen. Und das setzt sich noch bis nächste Woche fort."
Wissenschaftler schreiben die Extremhitze dem Klimawandel und auch dem Wetterphänomen El Niño zu. Auch die Wassertemperaturen steigen. Im Golf von Mexico in den Florida Keys ist das Meer 31,5 Grad warm - ungesund für das ökologische Gleichgewicht.
Wasser, Schatten und regelmäßige Pausen
Städte wie Phoenix kühlen durch den städtischen Hitzeinseleffekt überhaupt nicht mehr ab. Seit 1970 sind die Nachttemperaturen in Arizona um rund 6 Grad Fahrenheit gestiegen. Lebensbedrohlich für Menschen, die keine Klimaanlage haben oder draußen arbeiten müssen. Nur in sechs US-Bundesstaaten gibt es Hitzevorschriften, die zum Beispiel Bauarbeiter schützen.
Wichtig seien Zugang zu Wasser, Schatten und regelmäßige Pausen, erzählt Gretchen Kinsella vom Bauunternehmen DPR Construction auf CNN. Die Stadt hat vor zwei Jahren begonnen, einen Hitze-Aktionsplan zu entwickeln. Dazu gehören mehr Grünflächen, das Pflanzen von Bäumen und spezielle Farbschichten auf Gebäuden und Straßen, die zur Kühlung beitragen sollen.
"Diese Hitzewelle ist wirklich extrem"
Die Behörden appellieren an die Bevölkerung, möglichst nicht nach draußen zu gehen. Menschen, die keine Klimaanlage haben, etwa Wohnungslose, flüchten sich in sogenannte Kühlräume. Die seien im Umland mittlerweile überfüllt, berichtet Scott Johnson von der Heilsarmee auf CNN. "Sie sind lebensrettend. Die Leute sind an diese langen Hitzeperioden einfach nicht gewöhnt. Diese Hitzewelle ist wirklich extrem - sogar für Phoenix", so Johnson.
An einer Tür weist ein Schild darauf hin, dass das "Cooling Center" geöffnet ist.
Ohne die Kühlzentren wäre die Hitze tödlich, erzählt der Obdachlose Derek Jordan im Fernsehinterview. Wenn man irgendwo reingehen möchte, brauche man Geld und das habe er nicht. Kühlere Temperaturen sind erstmal nicht in Sicht. Erst Mitte nächster Woche soll sich die Hitzeglocke auflösen.