Urteil in Moldau 15 Jahre Haft für prorussischen Oligarchen
Ein Berufungsgericht der Republik Moldau hat den prorussischen Oligarchen Shor in Abwesenheit zu 15 Jahren Haft verurteilt. Außerdem forderte das Gericht erneut dessen Auslieferung aus Israel, wohin er 2019 geflohen war.
Der Geschäftsmann und Politiker Ilan Shor ist von einem Berufungsgericht in der Republik Moldau in Abwesenheit zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Ein erstes Gerichtsurteil aus dem Jahr 2017 sah eine Gefängnisstrafe von siebeneinhalb Jahren für Geldwäsche und Betrug vor. Das Berufungsgericht in der Hauptstadt verdoppelte dieses Strafmaß nun.
Das Urteil "wird unserer Forderung weiterhelfen, dass er ausgeliefert wird", sagte die für Korruption zuständige Chefanklägerin Veronica Dragalin in einem Fernsehinterview. Shor befindet sich derzeit in Israel.
Vorsitzender der Shor-Partei
Der 36-jährige Oligarch ist der Vorsitzende einer politischen Partei in Moldau, die seinen Namen trägt. Seit Monaten organisieren er und seine Partei Straßenproteste gegen die EU-freundliche Regierung des Landes. Die Behörden in der Hauptstadt Chisinau geben an, die Demonstrationen seien Teil einer russischen Kampagne, die amtierende Regierung abzusetzen und mit einer Kreml-freundlichen zu ersetzen.
Shor war 2019 in sein Geburtsland Israel geflohen, nachdem gegen ihn im Fall des sogenannten "Diebstahl des Jahrhunderts" ermittelt wurde. Ihm wird vorgeworfen, sich eine Milliarde Dollar (rund 900 Millionen Euro) von örtlichen Banken erschwindelt zu haben. Diese Summe entsprach zu jener Zeit etwa zwölf Prozent des moldauischen Bruttoinlandsprodukts.
Ilan Shor bei einem Wahlkampfauftritt 2019 in Comrat, Moldau. Im gleichen Jahr floh er nach Israel.
Shor nennt Urteil "illegal"
Shor verurteilte die Entscheidung in einem Video auf Facebook. Darin bezeichnete er das Urteil als "illegal" und kündigte an, es nicht respektieren zu wollen. Moldaus Präsidentin Maia Sandu erklärte hingegen, das Urteil gegen Shor werde der Justiz in einem der korruptesten Länder Europas helfen, "ihre Legitimität wiederzuerlangen".
Die USA haben im Oktober Sanktionen gegen Shor und andere Moldauer wegen Korruption oder mutmaßlicher Zusammenarbeit mit Russland zur Unterminierung der Demokratie im Land erlassen. Das Finanzministerium erklärte, Shor habe mit Russland zusammengearbeitet, um Moldaus Beitritt zur EU zu sabotieren.