Gazelle Sharmahd

Hinrichtung von Deutsch-Iraner Sharmahds Tochter fordert Abbruch der Iran-Beziehungen

Stand: 03.11.2024 18:44 Uhr

Die Hinrichtung des Deutsch-Iraners Sharmahd löste Entsetzen aus - auch bei der Bundesregierung. Deutschland schloss die iranischen Konsulate. Doch der Tochter des Hingerichteten gehen die Reaktionen nicht weit genug.

Die Tochter des im Iran hingerichteten Deutsch-Iraners Jamshid Sharmahd hat die Bundesregierung zum Abbruch aller Beziehungen zum Regime in Teheran aufgefordert. Sie halte die angekündigte Schließung der drei iranischen Generalkonsulate in Deutschland "natürlich nicht" für ausreichend, sagte Gazelle Sharmahd dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.

Ihr Vater wurde Anfang der Woche im Iran hingerichtet. Vier Jahre zuvor war Sharmahd, der zuletzt in den USA gelebt hatte, nach Angaben der Familie unter mysteriösen Umständen bei einer Dubai-Reise in den Iran verschleppt worden. Die Justiz dort warf dem 69-Jährigen Terrorismus vor. Die Bundesregierung hatte in der Vergangenheit die Aufhebung des Urteils und Sharmahds Freilassung gefordert. Die Exekution erfolgte trotz internationaler Kritik.

Kritik an deutschem und amerikanischem Vorgehen

Die Bundesregierung schloss als Reaktion alle drei iranischen Generalkonsulate in Deutschland, 32 Beamte müssen ausreisen. Gazelle Sharmahd, die jahrelang für die Freilassung ihres Vaters gekämpft hatte, kritisierte, Washington habe wie Berlin nicht genug Druck zur Rettung ihres Vaters ausgeübt: "Es gab ein paar Sanktionen, aber das ist ein Witz. Das Regime in Teheran ist trotzdem immer stärker geworden."

Niemand könne ihr erklären, warum ein Gefangenenaustausch für ihren Vater nicht umgesetzt werden konnte - obwohl das auch immer wieder mit Russland praktiziert werde.

"Warum haben wir abgewartet, bis mein Vater tot ist?"

Sie frage sich, warum diplomatische Maßnahmen wie die Schließung der Generalkonsulate nicht schon vor vier Jahren ergriffen worden waren, als ihr Vater "entführt und in einem Schauprozess mit dem Tode bedroht wurde", sagte Gazelle Sharmahd. "Warum haben wir abgewartet, bis mein Vater tot ist?"

Die ohnehin schon stark eingeschränkten deutsch-iranischen Beziehungen sind mit der Schließung der Generalkonsulate auf einem neuen Tiefpunkt angelangt. Außenministerin Annalena Baerbock nannte die Tötung eine "kaltblütige Ermordung". Sie kündigte außerdem an, sie werde in Brüssel verstärkt darauf drängen, die Iranischen Revolutionsgarden auf die EU-Terrorliste setzten zu lassen. Der Iran verurteilte die Schließungen der Konsulate als "ungerechtfertigt".

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 29. Oktober 2024 um 21:35 Uhr.