Ein Priester hält einen Rosenkranz in der Hand.

Skandal um Waisenhaus in Kanada Katholische Kirche entschädigt Missbrauchsopfer

Stand: 06.07.2024 11:12 Uhr

In einem der größten Missbrauchsskandale Kanadas hat die Katholische Kirche Hunderten Opfern Entschädigung in Millionenhöhe zugesagt. In einem Waisenhaus in Neufundland war es über Jahrzehnte zu sexuellen Übergriffen gekommen.

Die katholische Kirche in Kanada wird nach eigenen Angaben Entschädigungszahlungen in Höhe von umgerechnet 70 Millionen Euro an Hunderte Opfer früherer sexueller Übergriffe im Erzbistum St. John leisten. Dies geht aus einer am Freitag veröffentlichten Erklärung der Kirche hervor, die der Nachrichtenagentur AFP vorliegt. Demnach erhalten insgesamt 292 Betroffene jeweils Entschädigungen zwischen umgerechnet etwa 37.100 und 573.000 Euro.

Im Jahr 2020 war das Erzbistum St. John für einen der größten Missbrauchsskandale in Kanada verantwortlich gemacht worden. Die Übergriffe durch Priester und andere kirchliche Amtsträger ereigneten sich einem Gericht zufolge im Mount Cashel Orphanage, einem inzwischen aufgelösten Waisenhaus für Jungen in der Provinz Neufundland und Labrador. Die Übergriffe begannen demnach im Jahr 1940 und erfolgten über mehrere Jahrzehnte. Die Erzdiözese St. John meldete 2021 Konkurs an.

Erste Hinweise bereits in den 1970ern

Die ersten Vorwürfe waren nach Angaben von CBC News 1987 laut geworden. Zunächst waren Anschuldigungen gegen einen Priester erhoben worden. 1989 dann wurde das ganze Ausmaß des Skandals publik, unter anderem, dass bereits in den 1970er-Jahren entsprechende Polizeiermittlungen durch das örtliche Justizministerium unterdrückt worden waren.

Einer der Opferanwälte sagte der AFP, der jetzt zugesagte Betrag entspreche "ähnlichen Entschädigungen von anderen Gerichten". Die Menschen hätten das Ausmaß des Problems "nicht wirklich erfasst und wie weit verbreitet der Missbrauch war". Er sei optimistisch, dass die Opfer den vollen vom Gericht zugesprochenen Betrag erhalten würden. Um die Entschädigungsgelder aufzubringen, hatten die zuständigen Kirchenstellen mehrere Gotteshäuser und andere Besitztümer verkauft.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 06. Juli 2024 um 11:43 Uhr.