Migranten in Italien Zahl der Bootsflüchtlinge steigt wieder
Nachdem 2019 weniger Migranten auf dem Seeweg nach Italien kamen, steigt die Zahl wieder. Das Aufnahmezentrum auf der Insel Lampedusa ist um ein Vielfaches überbelegt. Der Bürgermeister nennt die Situation "unkontrollierbar".
Die Zahl der Migranten, die auf dem Seeweg nach Italien kommen, ist in den vergangenen Wochen wieder gestiegen. In der Nacht auf Montag erreichten weitere 114 Migranten die Mittelmeerinsel Lampedusa. Wie italienische Medien berichteten, handelte es sich um 70 Personen auf einem tunesischen Fischerboot und 44 weitere auf einem anderen Boot. Sie seien in die Aufnahmestelle der Insel gebracht worden, die schon um ein Vielfaches ihrer Kapazität belegt ist.
Nach Angaben des Innenministeriums landeten allein in der vergangenen Woche bis Montagmorgen fast 2400 Bootsflüchtlinge in Italien. Seit Jahresbeginn waren es 12.228, das Vierfache des gleichen Zeitraums im Vorjahr. Allerdings sind die Zahlen im Vergleich zu früheren Jahren niedrig: Zwischen 2014 und Mitte 2017 landeten mehr als 600.000 Menschen an Italiens Küsten.
Bürgermeister droht mit Ausnahmezustand
Bereits am Samstag hatte der Bürgermeister von Lampedusa, Totò Martello, gewarnt, die Situation sei "unkontrollierbar geworden". Zuvor waren mehrere Dutzend Migranten aus Afrika auf der Insel angekommen. "Wenn die Regierung es nicht tut, werde ich den Ausnahmezustand ausrufen", kündigte Martello an.
Im Aufnahmezentrum der Insel halten sich Berichten zufolge derzeit mehr als 600 Menschen auf - eigentlich kann es nach offiziellen Angaben lediglich 95 Menschen beherbergen. Darüber hinaus seien am Sonntag 520 Migranten in andere Einrichtungen gebracht worden. Wegen der jüngsten Entwicklungen hatten zuletzt Innenministerin Luciana Lamorgese und der Chef der rechten Lega-Partei, Matteo Salvini, die Insel getrennt voneinander besucht.