EU-Ausbildungsmission in Mali beginnt Minenräumung und Menschenrechte
200 EU-Militärausbilder, darunter auch Bundeswehrsoldaten, beginnen heute ihre Mission in Mali. Ihr Auftrag: Die malische Armee im Kampf gegen die Islamisten im Norden des Landes zu unterstützen. Die EU-Mission ist nicht ungefährlich: Am Wochenende war es in Timbuktu erneut zu schweren Kämpfen gekommen.
Von Marc Dugge, ARD-Hörfunkstudio Rabat
Die erneuten Gefechte in Timbuktu haben in Mali große Besorgnis ausgelöst, schließlich galt die Stadt schon als befreit. Die radikalen Islamisten seien vertrieben. Doch nun zeigt sich: Dieser Krieg könnte lange dauern. Die Terroristen können immer wieder zuschlagen und Terror verbreiten.
Das weiß man auch Hunderte Kilometer weiter südlich von Timbuktu, in Koulikoro. Hier befindet sich die Militärschule der Armee, wo ab heute auch EU-Ausbilder malische Soldaten schulen. Der Ort ist damit ein potenzielles Anschlagsziel der Islamisten. François Lecointre gibt sich dennoch entspannt. Der französische General ist Chef der EU-Ausbildungsmission. "Die Sicherheitslage in der Region Koulikoro ist inzwischen gut. Die Front im Norden ist stabilisiert, unsere malischen Kollegen kontrollieren die Wälder der Umgebung. Deswegen bin ich absolut sicher, dass es in dieser Region keine Gefahr durch bewaffnete Dschihadisten gibt."
Unter Hochdruck wurden in Koulikoro in den vergangenen Wochen die Unterkünfte hergerichtet. In den kommenden Monaten sollen hier schrittweise etwa 2600 Soldaten trainiert werden. "In noch nicht mal vier Monaten wurde die Mission auf die Beine gestellt", erinnert Lecointre. Das sei ein bemerkenswert kurzer Zeitraum. "Ich freue mich darüber, dass die Europäer genauso rasch wie Frankreich aktiv geworden sind, um die malische Armee wieder aufzubauen."
Plötzlich musste alles ganz schnell gehen
Die EU hatte die Ausbildungsmission schon im Dezember auf den Weg gebracht. Mit dem Blitzeinsatz der Franzosen wuchs der Druck, die Mission möglichst schnell beginnen zu lassen. Denn die malischen Soldaten werden dringend gebraucht.
Derzeit sind rund 4000 französische Soldaten in Mali, bis zum Ende des Jahres sollen es nur noch 1000 sein. In erster Linie werden die Malier dann selbst für die Sicherheit ihres Landes sorgen müssen, unterstützt von einigen Tausend afrikanischen Truppen. Eine Mammutaufgabe sagt ein deutscher Oberstleutnant, der schon seit acht Jahren in Mali Soldaten ausbildet. Die malische Armee sei eine geschlagene Armee. Im Norden sei sie von den Dschihadisten und den Rebellen zurückgedrängt, sie seit moralisch nicht auf dem besten Stand, schlecht ausgerüstet und überaltert. Sie müsse jetzt wieder auf Vordermann gebracht werden.
Anspruchsvoller Unterrichtsplan
Deswegen schicken die Europäer jetzt insgesamt rund 500 Ausbilder nach Mali. Darunter 80 Bundeswehr-Angehörige, doch im Laufe des Jahres könnten es bis zu 180 sein. Auf dem Unterrichtsplan: Themen wie Kommandostrukturen, Minenräumung und Brückenbau, aber auch Menschenrechte oder Schutz von Zivilisten. Nicht ohne Grund: Die malische Armee wird beschuldigt, dass ihre Soldaten in den vergangenen Wochen selbst schwere Menschenrechtsverletzungen begangen haben. "Wir haben sicher nicht die gleiche Ausgangslage wie in Deutschland, aber auch bei uns sollte ein Soldat eine patriotische Vision haben", sagt der Sprecher der malischen Armee, Oberstleutnant Souleymane Maiga. "Er sollte sich als Bürger fühlen, er sollte Werte haben, die über ethnische Grenzen hinausgehen. Von den EU-Ausbildern und insbesondere von den Deutschen erhoffen wir uns, dass sie auch diese Ideen in die Köpfe unserer Soldaten rein bekommen."