Nach schwerem Erdbeben Internationale Hilfe für Marokko läuft an
Nach dem schweren Erdbeben in Marokko läuft die internationale Hilfe an: Die Regierung in Rabat forderte zunächst Hilfe aus vier Ländern an - darunter Spanien. Die Helfer vor Ort haben Mühe, in teils abgelegene Dörfer vorzudringen.
Nach dem verheerenden Erdbeben in Marokko mit mehr als 2.100 Toten und mindestens ebenso vielen Verletzten läuft die internationale Hilfe an. Die Regierung in Rabat kündigte an, zunächst Hilfsangebote aus vier Ländern in Anspruch zu nehmen. Wie das marokkanische Innenministerium am späten Sonntagabend erklärte, hätten die Behörden nach einer gründlichen Untersuchung "auf die Unterstützungsangebote der befreundeten Länder Spanien, Katar, Großbritannien und Vereinigte Arabische Emirate reagiert". Die Teams aus diesen Ländern hätten mit Marokko Kontakt aufgenommen.
Aus Spanien brach am Sonntag eine Spezialeinheit des Militärs auf. Mitglieder der spanischen "Feuerwehr ohne Grenzen" waren zudem auf dem Landweg unterwegs in das besonders betroffene Gebiet im Atlasgebirge.
Auch aus Saudi-Arabien soll offenbar Hilfe kommen: König Salman und Kronprinz Mohammed bin Salman hätten die Einrichtung einer Luftbrücke zur Hilfslieferung nach Marokko angeordnet, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur SPA am späten Sonntagabend. Die beiden arabischen Länder unterhalten traditionell freundschaftliche Beziehungen. Auch ein saudisches Such- und Rettungsteam solle die Einsatzkräfte vor Ort unterstützen.
Keine Hilfe aus Deutschland angefordert
Deutschland wurde offenbar - ebenso wie viele andere Länder - zunächst nicht um Hilfe gebeten. Organisationen wie das Technische Hilfswerk, schickten ihre bereitgestellten Mitarbeiter daher vorerst wieder nach Hause. Sie hatten seit Samstagabend für einen möglichen Rettungseinsatz bereitgestanden. Zuvor hatten auch die Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany und der Bundesverband Rettungshunde mitgeteilt, dass sie nicht mehr mit einem Rettungseinsatz ihrer bereitstehenden Helfer in Marokko rechneten.
Für die USA sagte Außenminister Antony Blinken, die Regierung habe die zuständigen Behörden mobilisiert, die nun einsatzbereit seien. "Und wir warten nun auf Nachricht von der marokkanischen Regierung, um herauszufinden, wie und wo wir helfen können. Aber wir sind startklar", so Blinken im Sender CNN.
Regierung legt Hilfsfonds auf
Die marokkanische Regierung selbst will für die notleidende Bevölkerung einen Hilfsfonds auflegen. Damit sollten unter anderem Kosten zur Absicherung beschädigter Häuser gedeckt werden, berichtete die Nachrichtenseite Hespress unter Berufung auf einen Regierungssprecher. Zur Höhe des Fonds gab es keine Angaben. Er solle sich aus Geldern öffentlicher Einrichtungen und freiwilliger privater Beiträge zusammensetzen, hieß es.
Rettungskräfte kommen nur schwer voran
Zur medizinischen Versorgung der mehr als 2.000 Verletzten wurden nach Angaben der Behörden neben den ortsansässigen Krankenhäusern und Ambulanzdiensten mehr als 1.000 Ärzte sowie 1.500 Krankenschwester und Pfleger mobilisiert. Aktuell stehen die Bergungs- und Rettungstrupps vor großen Herausforderungen, denn die Lage in den Unglücksgebieten ist sehr unübersichtlich. Nur mit großer Anstrengung kommen die Helfer in den teils abgelegenen Bergregionen voran.
Erschwerend dazu wurde das Land am Sonntagmorgen von einem neuen Beben erschüttert. Den Angaben des nationalen Erdbebenzentrums lag das Epizentrum des Nachbebens etwa 80 Kilometer südwestlich von Marrakesch, ähnlich wie das erste Beben am Freitagabend. Die US-Erdbebenwarte USGS verzeichnete eine Stärke von 3,9.
Mehr als 300.000 Menschen betroffen
In den betroffenen Gebieten seien viele Menschen auf der Suche nach Überlebenden, schilderte ARD-Korrespondentin Kristina Böker bei tagesschau 24. Doch wie die Lage der Einsatzkräfte tatsächlich vor Ort ist, sei "schwer zu beurteilen", erklärte sie.
Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind mehr als 300.000 Menschen in Marrakesch und umliegenden Gebieten vom Erdbeben betroffen. Die Zahl der Toten stieg nach Angaben marokkanischer Behörden auf 2.122 Menschen, mindestens 2.421 wurden verletzt - mehr als die Hälfte davon schwer, wie marokkanische Medien unter Berufung auf das Innenministerium berichteten.