Theresa May Eine Bilanz des Scheiterns
Zu Beginn ihrer Karriere als Premierministerin zeigte sich May kämpferisch - unter dem Motto "Wir ziehen den Brexit durch". Doch dann begann die Arbeit und seitdem taumelte sie von einer Niederlage zur nächsten.
Theresa May wäre so gern die Eiserne Lady Nummer Zwei geworden. Stattdessen wurde sie zur lahmen Ente in der Downing Street. Vor drei Jahren, 2016, nach dem EU-Referendum, war David Cameron zurückgetreten. Er hatte fest damit gerechnet, dass die Bürger sich für den Verbleib des Landes in der EU aussprechen und der Streit innerhalb der Konservativen damit zu Ende ist.
Es kam bekanntlich anders. Cameron ließ den Möbelwagen kommen und Theresa May, bis dahin Innenministerin, zog in die Downing Street ein. Ihre Konkurrenten hatten sich zuvor gegenseitig aus dem Rennen geworfen oder sich selber ein Bein gestellt. Übrig blieb am Ende allein May, die sich deshalb auch nicht mehr - wie eigentlich üblich - dem Votum der Parteimitglieder stellen musste.
Klare Brexit-Ansage bei Amtsantritt
Ihr erster Auftritt vor dem Amtssitz eine klare Ansage: Wir ziehen den Brexit durch. Doch die Kündigung in Brüssel zog sich hin. In der Regierung hatte niemand damit gerechnet, dass die Briten wirklich für den Austritt stimmen, also gab es auch keine Pläne für den Brexit.
Mühsam mussten sich May und ihre Mitarbeiter erst einmal klar werden, was sie eigentlich wollten. Und dann gab es da noch ein Problem: Die Konservativen hatten im Unterhaus nur eine Handvoll Stimmen Mehrheit. Angesichts der notorischen Zerstrittenheit in der konservativen Fraktion zu wenig, um eine sichere Grundlage für die Brexit-Entscheidungen zu haben, fand May.
Neue Wahl - ohne Erfolg
Die Labour-Opposition steckte zudem 2017 in einem Umfragetief - aus Mays Sicht eine gute Gelegenheit, über eine vorgezogene Neuwahl die Mehrheit auszubauen. Doch das ging gründlich schief. May erwies sich als untalentierte Wahlkämpferin, und nach Auszählung der Stimmen waren die Konservativen zwar immer noch stärkste Fraktion im Unterhaus, aber hatten keine Mehrheit mehr.
Die Premierministerin zeigt sich danach verzweifelt: Der Wahlkampf sei nicht optimal gewesen, trotzdem habe sie mit einem besseren Ergebnis gerechnet. Auf die Wahlschlappe folgte allerdings kein Rücktritt. May holte stattdessen die nordirischen Protestanten zu Hilfe. Die DUP bekam Milliardenhilfen für Nordirland und versprach im Gegenzug, die konservative Regierung zu unterstützen. Auch das ging schief.
Als May im vergangenen Dezember nach langen quälenden Verhandlungen in Brüssel mit einem Austrittsabkommen zurück kam, stellte die DUP die Unterstützung ein, weil sie mit der Lösung für die nordirische Grenze nicht einverstanden war.
Minister und Staatssekretäre quittieren Dienst
Zu diesem Zeitpunkt hatte May bereits immer mehr den Rückhalt in ihrer eigenen Partei verloren. 36 Minister und Staatssekretäre quittierten insgesamt den Dienst. Schon beim Parteitag 2017 in Manchester war sie zu einer traurigen Figur geworden. Als sie dort redete, wurde sie von einem anhaltenden Hustenanfall geschüttelt, und die Buchstaben des Parteitagsmottos fielen hinter ihr von der Wand.
Theresa May auf dem Parteitag in Manchester
Auch auf der europäischen Bühne, bei den EU-Gipfeln, machte May meist eine unglückliche Figur. Ende vergangenen Jahres dann der Putsch der eigenen Leute: das Misstrauensvotum in der konservativen Fraktion, das sie dann allerdings überstand. Doch mit diesem Etappensieg kaufte sie sich nur Zeit, nicht aber den Erfolg ihrer Brexit-Politik.
Das Austrittsabkommen fiel dreimal durch. Sie musste die EU um die Verschiebung des Austritts bitten, statt 29. März gilt nun der 31. Oktober. Trotzdem hielt sie weiter an ihrem Amt fest, während ihr Ansehen und die Zustimmungswerte für die Konservativen dramatisch verfielen. Die Torys verloren nun endgültig die Geduld mit ihrer Vorsitzenden. Der Rücktritt war damit unvermeidlich.