Europaflagge in Bukarest gehisst - Neujahrsfeier in Sofia "Wunden des Kalten Krieges geschlossen"
Zum neuen Jahr wird die EU um zwei Staaten größer: Rumänien und Bulgarien treten bei. In einer feierlichen Zeremonie wurde am Abend in der rumänischen Hauptstadt Bukarest die Europaflagge gehisst. Auch Bundesaußenminister Steinmeier nahm an der Feier teil. Morgen wird er nach Bulgarien weiterreisen.
Wenige Stunden vor dem offiziellen Beitritt Rumäniens zur Europäischen Union haben in Bukarest die Beitrittsfeierlichkeiten begonnen. Vor dem Regierungssitz in der Hauptstadt wurde die Europafahne gehisst und im Beisein von Europaparlamentspräsident Josep Borrell, EU-Erweiterungskommissar Olli Rehn und mehrerer europäischer Außenminister die Europahymne "Ode an die Freude" angestimmt. "Das Hissen der Europafahne ist ein historischer Moment und ein Anlass zur Freude", erklärte Ministerpräsident Calin Tariceanu.
Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier nahm an der Feier teil. Am Neujahrstag reist er nach Sofia weiter, um den EU-Beitritt von Bulgarien zu würdigen. Steinmeier und EU-Erweiterungskommissar Olli Rehn bezeichneten den Beitritt der beiden Länder als historischen Meilenstein. Der Beitritt beende die Teilung Europas, betonten beide Politiker am Abend in Bukarest und vorher bei einem Besuch in Hermannstadt (Sibiu) in Siebenbürgen. Mit Blick auf weitere beitrittswillige Staaten in der Region bekräftigte Rehn, die EU-Erweiterung sei "kein Schnellzug", sondern "manchmal auch wie ein Bummelzug". Der EU-Erweiterungsprozess sei "nicht zu Ende".
Steinmeier: Kein Beitritt zweiter Klasse
Steinmeier sagte, Rumäniens EU-Beitritt sei für den ganzen Kontinent bedeutsam, "weil damit eine immer noch offene Wunde des Kalten Krieges geschlossen" und ein Prozess beendet werde, "der mit der deutschen Wiedervereinigung begonnen hat". Er sei nach Bukarest gekommen, um zu signalisieren, dass es sich nicht um einen Beitritt zweiter Klasse handele, sondern dass er Rumäniens "schwierigen, steinigen Weg" anerkenne. Auch Rehn begrüßte den EU-Beitritt Rumäniens und Bulgariens als "neue Ära". "Hiermit werden die letzten Reste der Berliner Mauer beseitigt".
Die Europäische Union besteht ab Montag aus 27 Staaten, die Zahl der EU-Bürger steigt um rund 30 Millionen. Rumänien und Bulgarien sind finanziell die ärmsten EU-Mitglieder, ihr Beitritt ist mit strengen Auflagen verbunden. So müssen beide Länder in den kommenden Monaten weitere Fortschritte bei der Justizreform und der Korruptionsbekämpfung sowie in anderen Bereichen nachweisen. Die Prognosen für die wirtschaftliche Entwicklung sind jedoch vielversprechend: In Bulgarien wird für dieses Jahr ein Wachstum von 5,5 Prozent erwartet, in Rumänien von 7,0 Prozent.