Bedeutendes Maori-Ritual Neuseeland holt sich Haka-Weltrekord zurück
Zunge raus, Augen aufreißen und zu lautem Gesang mit den Händen rhythmisch auf die Schenkel schlagen: Das ist der Haka, das eindrucksvolle Tanzritual der neuseeländischen Maori. In Auckland tanzten ihn 6.531 Menschen - ein neuer Weltrekord.
Der Haka ist das wohl bekannteste Tanzritual der neuseeländischen Maori. Fast immer wird es in Gruppen zelebriert - aber noch nie in so großer Zahl wie am Wochenende im Eden Park in Neuseelands größter Stadt Auckland.
6.531 Menschen versammelten sich zum gemeinsamen Haka und stellten damit einen Weltrekord auf. Das bestätigte Guinness-Richter Brian Sobel. Bisheriger Rekordhalter war Frankreich. Dort hatten sich 2014 nach einem Rugby-Spiel 4.028 Männer und Frauen nahe Toulouse zum gemeinsamen Haka versammelt.
Mehr als 6.500 Menschen tanzen den Haka in Auckland.
"Lass uns den Haka heimholen"
"Lasst uns als Nation zusammenstehen und den Haka heimholen", lautete die Maxime auf der eigens für den Rekordversuch eingerichteten Webseite. "Haka ist ein wichtiger Teil unserer Kultur, und es war von entscheidender Bedeutung, die Ehre dieses Weltrekords von den Franzosen zurück in das Land seiner Ursprünge zu holen und sicherzustellen, dass er korrekt und mit Integrität aufgeführt wird", betonte die Musikerin Dame Hinewehi Mohi, eine der Organisatorinnen.
Ins Leben gerufen wurde das Projekt von der gemeinnützigen Stiftung Raukatauri Music Therapy Trust. Diese hilft seit 2004 Menschen mit psychischen Erkrankungen durch Musiktherapie. Auch viele Nicht-Maori sowie prominente neuseeländische Musiker und Sportler waren in den Eden Park geströmt.
Durch Rugby weltberühmt
In alle Welt getragen wurde der Haka durch die Rugby-Nationalmannschaft des Landes: Die "All Blacks" führen das furchteinflößende Ritual vor jedem Spiel auf. Bilder und Videos von den ganz in Schwarz gekleideten Spielern, die dem gegnerischen Team augenrollend und mit weit herausgestreckter Zunge gegenüberstehen, gehen seit Jahren um die Welt.
Die "All Blacks" performen traditionell den "Ka Mate"-Haka, der um 1820 von Maori-Stammesführer Te Rauparaha verfasst wurde. Der Legende nach soll er damals der Verfolgung durch einen rivalisierenden Stamm gerade noch entkommen sein. Die wichtigste Textzeile lautet dementsprechend: "Ka mate, ka mate, ka ora, ka ora", auf Deutsch etwa "Ich werde sterben, ich werde sterben, ich werde leben, ich werde leben." Für den Rekordversuch in Auckland wurde ebenfalls der Ka Mate ausgewählt.
Neuseeländische Spieler führen den Haka vor dem Rugby Championship-Testspiel zwischen Südafrika und Neuseeland auf.
Auch Nicht-Maori machen beim Haka mit
Oft wird der Haka als Kriegstanz bezeichnet, was jedoch nicht ganz richtig ist. Zwar wurde er auch vor Kämpfen eingesetzt, um die Krieger sowohl geistig als körperlich auf die Gefechte einzustimmen. Er wurde aber ebenso aufgeführt, wenn Stämme friedlich zusammenkamen.
Heute wird das Ritual, das als eines der tiefsten und wichtigsten der gesamten Maori-Kultur gilt, bei den verschiedensten Anlässen dargeboten, um deren Bedeutung hervorzuheben - so bei Hochzeiten, Beerdigungen, Schulabschlüssen und Begrüßungszeremonien.
Auch Nicht-Maori sind eingeladen, das uralte Ritual zu erlernen. Aber es ist den indigenen Neuseeländern wichtig, dass ihm mit dem gebotenen Respekt begegnet wird. In den vergangenen Jahren gab es dennoch immer wieder Ärger, weil Ausländer - aber auch Neuseeländer selbst - den Haka öffentlich verunglimpft hatten.