Verschwundene Boeing der Malaysia Airlines Ein "beispielloses Rätsel"
34 Flugzeuge und 40 Schiffe aus neun Nationen suchen im Meer zwischen Malaysia und Vietnam nach der verschollenen Boeing 777 - bislang ohne Erfolg. Ein kleines Stück weiter kamen die Behörden bei der Identifizierung der beiden Passagiere mit gestohlenen Pässen.
Nach dem Verschwinden einer malaysischen Passagiermaschine auf dem Flug nach Peking stehen die Behörden nach eigener Einschätzung vor einem "beispiellosen Rätsel". Bislang gibt es trotz der tagelangen Suche zu Wasser und aus der Luft keine Spur von dem Flugzeug und den 239 Insassen. "Leider haben wir weder Teile gefunden, die zum Flugzeug gehören könnten, noch das Flugzeug selbst", berichtete der Chef der malaysischen Luftfahrtbehörde, Azharuddin Abdul Rahman. Die Behörden ermitteln demnach in alle Richtungen und schließen nichts aus.
Inzwischen holten sie sich offenbar auch Hilfe von der Organisation des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBTO). Ihre Experten sollten feststellen, ob es in dem Gebiet eine Explosion in großer Höhe gegeben habe, teilte Exekutiv-Sekretär Lassina Zerbo mit.
China erhöhte den Druck auf Malaysia, die Suche und die Ermittlungen zu intensivieren. Etwa zwei Drittel der Passagiere waren Chinesen.
Ein Verdächtiger identifiziert
Einen Schritt weiter kamen die Behörden offenbar bei der Identifizierung der beiden Männer, die mit gestohlenen Pässen an Bord waren. Von einem der beiden sollen inzwischen Name und Nationalität bekannt sein. Ein ausländischer Geheimdienst soll dabei geholfen haben. Nach Informationen der Zeitung "Star" ist der identifizierte Mann weder Malaysier, noch stamme er aus Xinjiang, der autonomen Region in Nordwestchina, in der die muslimische Minderheit der Uiguren lebt.
Überwachungskameras hatten die beiden Männer vor dem Abflug am Flughafen von Kuala Lumpur gefilmt. Besonders gut scheint die Filmqualität aber nicht zu sein: Am Morgen sagte Innenminister Zahid Hamidi noch, die beiden hätten asiatische Gesichtszüge. Am Abend dementierte der Chef der zivilen Luftfahrtbehörde: "Wir haben die Videos untersucht und noch mal untersucht, und auch die Fotos - wir gehen jetzt davon aus, dass die Männer keine asiatischen Gesichtszüge haben", sagte Rahman.
Kein unbegleitetes Gepäck an Bord
Bleibt die Frage: Handelt es sich doch um Männer, die mit ihren europäischen Pässen so glaubwürdig waren, dass die Passkontrolleure die Ausweise nicht mit der Datei von Interpol abglichen? Diese hätte die Pässe als gestohlen angezeigt. Die Flughafenbehörden hätten alle Sicherheitsvorgaben eingehalten, unterstrich Rahman. Er versicherte, dass kein unbegleitetes Gepäck an Bord gewesen sei. Fünf Passagiere hätten den Flug nicht erreicht, ihr Gepäck sei wieder ausgeladen worden.
Die zwei Männer waren mit Pässen unterwegs, die einem Österreicher und einem Italiener 2012 und 2013 in Thailand gestohlen worden waren. Sie hatten die Flugtickets gemeinsam in Thailand gekauft. Beide wollten den Ermittlungen zufolge über Peking nach Amsterdam fliegen, um dort nach Frankfurt beziehungsweise Kopenhagen umzusteigen.
Suchgebiet so groß wie Bayern und Baden-Württemberg
An Tag drei nach dem mysteriösen Verschwinden des Flugzeugs fehlten aber sowohl konkrete Hinweise auf ungewöhnliche Vorgänge an Bord als auch Teile des Flugzeugs. 40 Schiffe und 34 Flugzeuge aus neun Nationen suchten das Meer zwischen den Küsten von Malaysia und Vietnam ab. Der Suchradius soll ab morgen auf 185 Kilometer ausgeweitet werden, kündigte Rahman an. Das Gebiet umfasst dann mehr als 100.000 Quadratkilometer. Das entspricht etwa der Fläche von Bayern und Baden-Württemberg.
Das Suchgebiet ist so groß, weil die Ermittler auch der Theorie nachgehen, dass das Flugzeug vor dem Verschwinden plötzlich umkehrte. Das legte die Auswertung militärischer Radaraufnahmen nahe.
Allianz versichert
Die verschwundene Maschine der Fluggesellschaft Malaysian Airlines beschäftigt auch Europas größten Versicherer Allianz. Die Konzerntochter Allianz Global Corporate & Specialty (ACGS) sei der federführende Versicherer des malaysischen Unternehmens, sagte ein Allianz-Sprecher. Der Konzern ist nach eigenen Angaben sowohl für die Versicherung des Flugzeugs als auch für die Haftpflichtversicherung zuständig, die für Schäden an Passagieren und anderen Dritten einspringt. Zur Höhe der Haftungssumme wollte sich der Sprecher nicht äußern.