Fußballlegende beigesetzt Santos erweist Pelé die letzte Ehre
Nach einem mehrstündigen Trauerzug durch die Straßen von Santos ist Fußballlegende Pelé im engsten Kreis der Familie beigesetzt worden. Zuvor hatte es eine 24-stündige Totenwache im Stadion des FC Santos gegeben.
Von nah und von fern waren sie gekommen, um sich im Stadion des FC Santos vom König des Fußballs zu verabschieden: mehr als 230.000 Menschen in 24 Stunden. Noch im Morgengrauen mussten die Fans bis zu zwei Stunden anstehen - viele hatten die Nacht durchgemacht.
Wir sind gestern Nachmittag um zwei aufgebrochen, jetzt sind wir hier - Gott weiß, wie schwer das war. Danach fahren wir wieder zurück. Das tun wir alles für Pelé. Für Pelé, den König, ist es das wert.
Santos ist durch Pelé zu dem geworden, was der Verein heute ist. Und umgekehrt ist Pelé durch Santos groß geworden. Und alles was wir hier heute tun, alle diese Menschen hier, die die ganze Nacht aufbleiben - das ist das Mindeste, was wir für ihn tun können.
Präsident Lula kommt zur Trauermesse
Zum Abschluss der Totenwache wurde eine Trauermesse neben dem Sarg Pelés abgehalten. Ein Moment, in dem noch einmal viele Tränen flossen - bei Fans, Familie und den geladenen Gästen. Zur Trauermesse war auch der brasilianische Präsident Lula da Silva angereist. Auch er war sichtlich bewegt.
Ich denke, dass die Welt Pelé viel zu verdanken hat. Vor allem die Würde eines Menschen, der arm auf die Welt kam. Ein Afrobrasilianer in einem Land, in dem Vorurteile noch sehr lebendig sind. Pelé hat das nicht aufgehalten. Er wusste immer, wie er Pelé bleibt - der Beste, und der Bescheidenste. Deshalb bin ich traurig. Ich trauere zutiefst.
Er hoffe, so Lula, dass Pelé im Himmel wieder Fußball spiele. Zur Totenwache war auch FIFA-Präsident Gianni Infantino gekommen. Er kündigte an, alle Fußballverbände der Welt dazu aufzufordern, ein Stadion im Land nach Pelé zu benennen.
Die Jugend, die kommenden Generationen, sollen wissen und sich daran erinnern, wer Pelé war und welche Freude er der Welt gegeben hat.
Andere fielen indes eher durch ihre Abwesenheit auf. Der Stürmerstar Neymar etwa hatte zwar Blumen geschickt, war aber selbst nicht nach Santos gereist, um Pelé persönlich die letzte Ehre zu erweisen. Auffällig viele jüngere Fußballspieler, aber auch Größen wie Ronaldo, Romario, Cafu oder Kaka seien nicht gekommen, kritisierten brasilianische Journalisten.
Pelés Sohn Edinho bedankt sich
Viel Anteilnahme gab es auf den Straßen von Santos, während der mehrstündigen Trauerprozession. Tausende Menschen feierten ihren Helden. Besonders viele hatten sich vor dem Haus von Dona Celeste versammelt, Pelés hundertjähriger Mutter. Sie selbst konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Totenwache teilnehmen - der Totenzug fuhr an ihrem Haus vorbei, auf dem Weg zum Friedhofs-Hochhaus, in dem Pelé bestattet wird. Dort angekommen wandte sich Pelés Sohn Edinho für ein kurzes Statement an die Presse.
In der Familie empfinden wir vor allem Dankbarbeit. Neben dem Schmerz ist da die Dankbarkeit. Vielen Dank an euch alle. Ihr alle wisst, dass das ein schwieriger Moment für uns ist. Aber es war uns eine Ehre und macht uns stolz - also noch einmal, vielen Dank. Jetzt wird er ruhen.
Pelé wurde im engsten Kreis der Familie beerdigt. Allerdings nicht wie von ihm selbst geplant im neunten Stockwerk des Hochhauses - mit Blick auf das Stadion des FC Santos und neben seinem Vater und Bruder - sondern, wie erst während der Totenwache bekannt wurde, in der ersten Etage. Dort hat die Familie ein 200 Quadratmeter großes Mausoleum errichten lassen. Ein Mausoleum, das genug Platz für Besucher bereithält - und das dekoriert sein wird wie ein Fußballstadion.