Nordmazedonien Präsidentenwahl geprägt von Umbenennung
Zwei Monate nach der Beilegung des Namensstreits mit Griechenland wählt Nordmazedonien einen neuen Präsidenten. Das Land ist auf dem Weg in die NATO und will in die EU - trotzdem dominiert weiter das Thema Namensstreit. Von Andrea Beer.
Zwei Monate nach der Beilegung des Namensstreits mit Griechenland wählt Nordmazedonien einen neuen Präsidenten. Das Land ist auf dem Weg in die NATO und will in die EU - trotzdem dominiert weiter das Thema Namensstreit.
Es ist die erste Wahl nach der hoch umstrittenen Umbenennung des Landes in Nordmazedonien und damit ein wichtiger Stimmungstest. Zwei Männer und zum ersten Mal eine Frau möchten ins Präsidentenamt aufsteigen und alle machten Wahlkampf bis zuletzt.
Mit Stevo Pendarovski hat die sozialdemokratisch geführte Regierung von Zoran Zaev zum ersten Mal einen Kandidaten, den auch der albanische Koalitionspartner DUI offiziell unterstützt. Der 56-jährige Universitätsprofessor liegt laut Umfragen bei 27 Prozent und ist damit der Favorit. Auch die Übersetzerin Marija Mitewa stimmt für Pendarovski: "Ich denke, er wird das Land nach vorne bringen in Richtung EU und NATO."
Tief gespaltenes Land
Der NATO-Beitritt läuft bereits, und Nordmazedonien hofft auf den ersehnten Beginn der Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union. Die Belohnung für das Prespa-Abkommen mit Griechenland, das den jahrzehntelangen Namensstreit mit dem südlichen Nachbarn beilegte. Das sei absolut richtig gewesen, findet Pendarovski am Rand einer Wahlveranstaltung in Prostip, doch er weiß: Das Land ist polarisiert.
"Seit Jahren, vielleicht sogar seit Jahrzehnten, war die mazedonische Gesellschaft bekannt für ihre innerethnische Spaltung. Seit zehn, zwölf Jahren sind die ethnischen Mazedonier außerdem untereinander tief gespalten." Das Prespa-Abkommen und die Namensdebatte hätten das noch verstärkt. Pendarovski kandidiert zum zweiten Mal für das Präsidentenamt. Beim letzten Mal 2014 stimmten viele Albaner für ihn. "Ich denke, dass ich diese Spaltung überbrücken kann. Sowohl zwischen Albanern und Mazedoniern im Land als auch innerhalb der ethnischen Mazedonier", sagt Pendarovski.
Erstmals könnte Frau ins Amt kommen
Weißes Hemd, blaues Jackett, keine Krawatte. Im Wahlkampf gab sich Pendarovski locker und nahbar. Seine Konkurrentin Gordana Siljanovska-Davokova wirkte viel steifer, zumindest als sie in Kratowa vor rund 300 Anhängern sprach.
Die Juraprofessorin liegt mit knapp 24 Prozent in Umfragen auf Platz zwei und wurde von der nationalkonservativen VMRO-DPMNE-Partei ins Rennen geschickt, der größten Oppositionspartei. Davkova wäre die erste Frau im Präsidentenamt.
"Ich erwarte Unterstützung von Frauen und werde die Gleichstellung nicht vergessen. Von 26 Ministern in der Regierung sind nur vier Frauen. Und ich erinnere mich, dass die Regierung vor der Wahl den Frauen eine größere Rolle in der Politik versprochen hat. Ich habe im Wahlprogramm auch nirgends gelesen, dass sie den Namen ändern und sie haben ihn geändert", so Davkova.
Würde Davkova am Abkommen rütteln?
Die 63-Jährige lehnt den neuen Landesnamen ab. Doch die renommierte Juristin weiß, dass dieser in der Verfassung nun verankert ist. Was würde sie als Präsidentin also tun? Im Wahlkampf blieb Davkova in dieser Frage schwammig, doch Beobachter denken nicht, dass sie am Prespa-Abkommen rütteln würde, sollte sie gewinnen.
Die Stimme der 40-jährigen Lehrerin Vesna ist der Kandidatin sicher: "Ich wähle Siljanovksa. Sie ist gut, sie ist Juraprofessorin und das bedeutet, dass sie sich darum kümmern wird, dass das Recht im Land eingehalten wird. Und sie ist nicht nur eine Frau, sondern eine gute Frau, die uns gut vertreten kann."
Der albanische Mazedonier Blerim Reka ist der dritte Kandidat, ebenfalls Universitätsprofessor. Ihn unterstützen kleinere albanische Oppositionsparteien - er liegt bei rund 10 Prozent.
Kaum andere Themen im Wahlkampf
Themen wie das ständige Abwandern junger Menschen, schlechte Bildungs- und Gesundheitssysteme oder die schwierige Wirtschaftslage spielten im Wahlkampf kaum eine Rolle. Die nach wie vor emotionale Namensfrage eigne sich gut, um Stimmung zu machen, analysiert Eva Ellereit, Leiterin der Friedrich-Ebert-Stiftung in Skopje: "Das hängt einerseits damit zusammen, dass das ein emotionales Thema ist. Es hängt aber auch damit zusammen, dass politische Gruppen diese Frage für sich nutzen, instrumentalisieren. Gerade jetzt, in der Zeit der Präsidentschaftswahl."
Voraussichtlich bekommt kein Kandidat eine Mehrheit und eine Stichwahl am 5. Mai gilt deswegen als wahrscheinlich. An diesem Sonntag schließen die Wahllokale um 19 Uhr. Mit ersten Ergebnissen wird am späten Abend gerechnet.