Putin zum Ukraine-Krieg "Wir haben es nicht eilig"
Trotz der ukrainischen Gegenoffensive im Gebiet Charkiw will Russland seine Angriffe in der Ostukraine fortsetzen. Präsident Putin sagte in Usbekistan: "Wir haben es nicht eilig". Dem Westen gab er erneut die Schuld für die hohen Gaspreise.
Der russische Präsident Wladimir Putin will den Angriff auf die Ukraine trotz der jüngsten Gegenoffensive fortsetzen. Nach seiner Teilnahme an einem Gipfeltreffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit in Usbekistan sagte Putin vor Reportern, dass die "Befreiung" der gesamten ostukrainischen Donbass-Region nach wie vor Russlands wichtigstes militärisches Ziel sei und dass er keine Notwendigkeit sehe, dieses Ziel zu revidieren. "Wir haben es nicht eilig", sagte Putin. Er fügte hinzu, dass Russland nur freiwillige Soldaten zum Kampf in die Ukraine entsandt habe.
Putin droht mit Vergeltung
Nach Fortschritten der ukrainischen Gegenoffensive in der vergangenen Woche sah sich Russland gezwungen, Truppen aus einigen umkämpften Gebieten zurückzuziehen. Die Rückeroberung mehrerer von Russland besetzter Städte und Dörfer durch die Ukraine war der größte militärische Rückschlag für Moskau, seit sich seine Streitkräfte zu Beginn des Krieges aus Gebieten nahe der Hauptstadt zurückziehen mussten.
Auf die ukrainische Gegenoffensive angesprochen, sagte Putin: "Warten wir ab, wie sie sich entwickelt und wie sie endet." Er behauptete, die Ukraine habe versucht, Angriffe "in der Nähe unserer nuklearen Einrichtungen, Kernkraftwerke" in Russland zu starten, und versprach, "alles zu tun, um jede negative Wendung der Ereignisse zu verhindern." "Wir werden Vergeltung üben, wenn sie nicht verstehen, dass solche Methoden inakzeptabel sind und sich nicht vom Terrorismus unterscheiden", sagte Putin weiter.
Der Präsident erklärte, die russischen Streitkräfte hätten kürzlich wirkungsvolle Angriffe verübt. Er bezog sich damit offenbar auf Attacken auf Kraftwerke in der Nordukraine und einen Staudamm im Süden des Landes. "Betrachten wir das als Warnungen."
"Ukraine nicht verhandlungsbereit"
Putin versuchte auch, Indiens Besorgnis über den Konflikt in der Ukraine zu beschwichtigen. Dem indischen Premierminister Narendra Modi sagte er, Moskau wolle ein schnelles Ende der Kämpfe. Zugleich behauptete er, ukrainische Beamte seien nicht verhandlungsbereit. "Ich kenne Ihren Standpunkt zum Konflikt in der Ukraine und die Bedenken, die Sie wiederholt geäußert haben", sagte der russische Staatschef zu Modi.
"Wir werden alles tun, was wir können, um den Konflikt so schnell wie möglich zu beenden. Bedauerlicherweise hat die andere Seite, die Führung der Ukraine, den Verhandlungsprozess abgelehnt und erklärt, sie wolle ihre Ziele mit militärischen Mitteln, auf dem Schlachtfeld, erreichen", so Putin.
"Man muss nur den Knopf drücken"
Putin gab dem Westen erneut die Schuld für die hohen Gaspreise. Er bekräftigte seinen Lösungsvorschlag: die rasche Inbetriebnahme der Ostseepipeline Nord Stream 2. Dadurch könnten 55 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr nach Deutschland fließen. "Man muss nur den Knopf drücken. Und los geht es."
Der Präsident warf der EU vor, lieber Russland die Schuld zu geben. Er habe auch Kanzler Olaf Scholz schon diese Woche bei einem Telefonat erklärt, wer die Gasleitungen blockiere. Polen sei für die Stilllegung der Leitung Jamal-Europa und die Ukraine als Transitland für das Aussetzen einer von zwei Pipelines verantwortlich.
Dass Russland zuletzt selbst die Ostseepipeline Nord Stream 1 stilllegte, erklärte Putin mit der "brandgefährlichen" Lage um fehlende und reparaturbedürftige Turbinen für die Verdichterstation Portowaja. Der Kremlchef beklagte, dass die Wartung der Turbinen wegen der Sanktionen des Westens gegen Russland nicht wie geplant laufen könne.