Rettungsschiffe im Mittelmeer 400 Migranten - und kein Hafen
Wieder nehmen Rettungsschiffe Flüchtlinge im Mittelmeer auf, wieder bleiben die Häfen geschlossen. Insgesamt rund 400 Migranten harren derzeit auf NGO-Schiffen aus - die Lage an Bord wird offenbar immer schwieriger.
Das Rettungsschiff "Ocean Viking" hat weitere Migranten im Mittelmeer aufgenommen. Damit hat das von den Hilfsorganisationen SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen erstmals eingesetzte Schiff nach eigenen Angaben 251 Bootsflüchtlinge an Bord.
Unklar ist, ob das Schiff weiter in der Rettungszone vor Libyen bleiben wird oder sich auf den Weg nach Europa macht. Italien und Malta haben ihre Häfen für Flüchtlingsschiffe weitgehend dicht gemacht.
Das neue Schiff der beiden Organisationen fährt unter norwegischer Flagge. Bis vergangenes Jahr waren die NGOs mit der "Aquarius" unterwegs gewesen. Norwegens Justiz- und Einwanderungsminister Joran Kallmyr forderte, die Menschen sollten nach Tunesien oder Libyen zurückgebracht werden. Ihre Ausschiffung nach Europa wäre eine Fortsetzung der Flüchtlingsroute und keine Rettungsaktion mehr, so der Politiker.
Mit geretteten Migranten an Bord kreuzt die "Open Arms" vor der Insel Lampedusa.
Keine Lösung im Fall "Open Arms"
Weiterhin ungelöst ist auch die Zukunft von rund 160 Migranten, die an Bord der "Open Arms" genommen wurden.
Der Chef der spanischen Hilfsorganisation Oscar Camps hat am Samstag mitgeteilt, dass Malta nur 39 zuletzt Gerettete an Land lassen will. Die Regierung Maltas fühlt sich nach eigenen Angaben als kleinstes EU-Land für die übrigen 121 nicht zuständig.
Drei Erkrankte durften das Schiff am Sonntag verlassen und wurden von der italienischen Küstenwache nach Lampedusa gebracht. Das berichtet die Zeitung "La Repubblica". Die Staatsanwaltschaft von Agrigent hat laut der Zeitung ein Ermittlungsverfahren gegen Verantwortliche der NGO wegen des Verdachts der Begünstigung der illegalen Migration eingeleitet.
Suche nach Hafen
Italiens Innenminister Matteo Salvini schließt eine Aufnahme der NGO-Schiffe in italienischen Häfen aus. An der süditalienischen Küste machen allerdings weiterhin Boote mit Migranten fest. Wie der Sender RaiNews berichtete, hat ein Segelschiff mit 16 Menschen an Bord die Küste erreicht. Die Familien mit Kindern stammen demnach vor allem aus dem Iran und Irak. Das Boot wurde vor der apulischen Küste bei Tricase von der Finanzpolizei abgefangen und in den Hafen von Otranto geleitet. Zwei Männer an Bord seien wegen des Verdachts des Menschenhandels festgenommen worden.
Im zweiten Fall landete ein Fischerboot mit 13 Menschen vornehmlich aus Nordafrika auf der kleinen Insel Marettimo bei Trapani auf Sizilien. Dorfbewohner halfen den Menschen an Land. Unter Aufsicht der Carabinieri seien die elf Männer, eine Frau und ein Kind zunächst der Obhut einer Kirchengemeinde übergeben und von dort in ein Sammellager bei Trapani gebracht worden.