Zwei Mobilfunknutzer vor einer Wand mit Logos des russischen Messengerdienstes Telegram

Messengerdienst Russland sperrt Telegram

Stand: 19.07.2019 03:06 Uhr

Ein Gericht in Russland hat die Sperrung des in dem Land beliebten Messengerdienstes Telegram angeordnet. Telegram hatte sich zuvor geweigert, dem Inlandsgeheimdienst FSB private Chats offenzulegen.

Ein Gericht in Moskau hat veranlasst, den populären Messengerdienst Telegram im Land zu blockieren. Die Anordnung folgt der Forderung des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB, auf die verschlüsselten Daten der Telegram-App-Nutzer zugreifen zu können. Die Behörde hatte ihr Vorgehen mit dem Hinweis begründet, ernsten Verbrechen nachgehen zu wollen. Der FSB schloss in der Begründung die Untersuchung von terroristischen Attacken explizit mit ein.

Der russische Telegram-Mitgründer Pawel Durow weigert sich jedoch, die Verschlüsselung des Telegram-Chats herauszugeben. Das Unternehmen verweist auf die Gewährleistung der Privatsphäre und der Kundenrechte. Telegram hält die Forderung der Behörde für verfassungswidrig.

Der FSB erklärte, die App werde von gewalttätigen Extremisten und Terroristen genutzt. Das Moskauer Gericht verordnete nun, dass der Dienst solange in Russland gesperrt bleibe, bis Telegram die Zugänge übermittelt.

Untersuchungen zu Bombenanschlag in St. Petersburg

Der Streit um Datenverschlüsselungen von Telegram läuft seit Monaten. Konkret gehen russische Ermittler davon aus, dass sich die Drahtzieher des Bombenanschlags auf die Metro in St. Petersburg vor einem Jahr über den Dienst abgesprochen haben. Damals kamen 16 Menschen ums Leben.

In der vergangenen Woche reichte die russische Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor bei dem Gericht den Antrag ein, den Zugang zu Telegram zu beschränken, dem nun stattgegeben wurde.

Seite des Messengerdienstes Telegram auf einem Smartphone

Seite des Messengerdienstes Telegram auf einem Smartphone. Der FSB behauptet, die App werde von gewalttätigen Extremisten und Terroristen genutzt.

Diskussion um Sperre auch im Iran

Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass Telegram im Iran verboten werden soll. Die App soll bei Unruhen genutzt worden sein. Reformer im iranischen Parlament sind allerdings gegen einen solchen Schritt.

Telegram hat weltweit über mehr als 200 Millionen Mitglieder - darunter auch viele Personen von russischen Behörden. Die App erlaubt es Nutzern, über verschlüsselte Nachrichten miteinander zu kommunizieren, die nicht von Drittparteien gelesen werden können. Mit Telegram kann man zum einen ähnlich wie bei WhatsApp oder dem Facebook-Messenger chatten, Fotos und Videos austauschen oder telefonieren. Einzelne Nachrichten kann man auch so einstellen, dass sie sich nach dem Lesen automatisch löschen. Die App ermöglicht zudem, ähnlich wie bei Twitter bestimmte Kanäle zu abonnieren.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 13. April 2018 um 13:00 Uhr.