Stichwahl um Präsidentenamt Noch ein Sieg in Moldau für die Proeuropäer?
Die erste Runde der Präsidentschaftswahl ging in Moldau klar an die proeuropäische Amtsinhaberin Sandu - die heutige Stichwahl dürfte trotzdem spannend werden. Auch, weil Russland versucht, die Wahl zu beeinflussen.
In der in die EU strebenden Republik Moldau haben die Menschen heute in einer Stichwahl ihr neues Staatsoberhaupt gewählt. Die proeuropäische Präsidentin Maia Sandu kandidiert für eine zweite Amtszeit. Die 52 Jahre alte Staatschefin hatte sich am 20. Oktober in der ersten Runde mit mehr als 42 Prozent der Stimmen gegen weitere zehn Kandidaten durchgesetzt.
Der ehemalige Generalstaatsanwalt Alexandr Stoianoglo erreichte in der ersten Runde mit rund 26 Prozent der Stimmen den zweiten Platz. Der 57-Jährige tritt für die Partei der Sozialisten des moskaufreundlichen Ex-Präsidenten Igor Dodon an. Der Ausgang der Stichwahl zwischen den beiden gilt als offen.
Wahllokale geschlossen
Die Wahllokale schlossen um 21.00 Uhr Ortszeit (20.00 Uhr MEZ). Nach Angaben der Wahlkommission in der Hauptstadt Chisinau hat die Stimmenauszählung begonnen. Die Beteiligung ist demnach bereits höher als beim ersten Durchgang am 20. Oktober.
Moldau hat ungefähr 2,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Es liegt zwischen dem EU-Mitglied Rumänien und der Ukraine, steht aber stark unter russischem Einfluss. Aufgerufen zum Urnengang sind neben den Bürgern im Land und im Ausland auch jene in der abtrünnigen und von Russland kontrollierten Region Transnistrien.
Kritik am Kurs Sandus - und an den Beziehungen Stoiangolos
Die proeuropäische Sandu steht wegen mangelnder wirtschaftlicher und sozialer Fortschritte in der Kritik. Sie hatte vor der Wahl angekündigt, ihren reformorientierten Kurs fortzusetzen. Viele Menschen ärgert, dass die Preise für Energiekosten steigen, nachdem Sandu den Verzicht auf russisches Gas durchgesetzt hatte.
Stoianoglo will neben einem EU-Kurs auch gute Wirtschaftsbeziehungen zu Russland. Gegner sehen ihn als Marionette korrupter Oligarchen.
Wahlberechtigte beklagten in Moldau, sie seien im Vorfeld angerufen und aufgefordert worden, für Stoianoglo zu stimmen. Sicherheitsbehörden in der Hauptstadt Chisinau deckten zudem zuletzt Desinformation und Wählerkauf durch prorussische Kräfte auf. Russland bestreitet, Einfluss genommen zu haben.
Nur sehr knapper Sieg bei Referendum
Sandu hatte vor zwei Wochen ein zeitgleich zur Wahl angesetztes Referendum über die Verankerung des EU-Kurses in der Verfassung mit hauchdünner Mehrheit gewonnen. Den Ausschlag dafür gaben die Hunderttausenden Moldauerinnen und Moldauer, die im Ausland leben - vor allem in der EU.
Trotzdem gab es auch aus dem Lager der Anhänger Sandus Kritik, sie habe die Präsidentenwahl auf verwirrende Weise und zum unpassenden Zeitpunkt mit einem solchen wichtigen Verfassungsreferendum verknüpft. Auch viele EU-Befürworter hatten das Referendum boykottiert, in Moldau selbst gab es dafür keine Mehrheit.
Aussagekräftige Ergebnisse werden am späten Abend erwartet. Auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ist mit Wahlbeobachtern in dem Land.