Dänemark zu Trump-Absage Verschnupft bis entsetzt
Die offiziellen Reaktionen in Dänemark auf Trumps Besuchs-Absage fallen zwar diplomatisch aus. Doch Opposition und Medien verurteilen die Entscheidung als schweren diplomatischen Affront.
Die Dänen halten sich zurück bei offiziellen Reaktionen auf den geplatzten Staatsbesuch. Leicht wird ihnen das nicht gefallen sein, aber so geht Diplomatie, wenn man nicht Donald Trump heißt. Immerhin hatte ihn die Königin persönlich nach Kopenhagen eingeladen. Man sei "überrascht", ließ Margrethe II. mitteilen, mehr habe man nicht zu sagen zur Absage aus Washington.
Gemäßigte Reaktion auf Trumps absurde Forderung
Diese erfolgte offenbar aus Enttäuschung über die Weigerung Dänemarks, Grönland an die USA zu verkaufen. Erst hatte man diese Idee gar nicht ernst genommen. Aber als Trump Meldungen darüber bestätigte, gab es ein klares Nein. Von der grönländischen Regierung zuerst, ohne die ein solcher Deal gar nicht denkbar wäre, aber auch von Dänemarks Regierungschefin Mette Frederiksen. Sie nannte das Ganze "absurd", bemühte sich aber um gemäßigtere Worte in ihrer offiziellen Stellungnahme zu Trumps Trotzreaktion:
Ich bin sowohl verärgert, als auch überrascht, dass der Präsident seinen Staatsbesuch abgesagt hat. Die Absage ändert aber nichts am guten Verhältnis zwischen Dänemark und den USA. Wir schauen nach vorne und wollen den guten Dialog fortsetzen.
Schwerer diplomatischer Affront
Soweit das offizielle Dänemark. Presse und andere Politiker außerhalb der sozialdemokratischen Minderheitsregierung waren da deutlicher. Trumps Absage gilt als schwerer diplomatischer Affront und als Ausdruck der auf einem Tiefpunkt angekommenen dänisch-amerikanischen Beziehungen.
Aaja Chemnitz Larsen ist grönländische Abgeordnete im dänischen Parlament. Sie wies auf eine aus ihrer Sicht positive Nebenwirkung des Eklats für ihre Heimat hin.
Der neue Blick auf das Gemeinsame zwischen Dänemark und Grönland hat den Effekt, dass die Verbindung jetzt stärker wird. Wir erwarten, dass Dänemark sich künftig mehr anstrengt, Grönland bei der Zusammenarbeit als gleichberechtigten Partner zu sehen.
Grönland und Dänemark rücken zusammen
Das Verhältnis zwischen Dänemark und dem weitgehend autonomen Grönland war bisher nämlich nicht besonders gut, die Grönländer fühlten sich vernachlässigt und nun auf unerwartete, und im Kern ja auch ungewollte Weise aufgewertet. Die Dänen werden nun nachdenklich: was ihre Beziehungen zu Grönland angeht natürlich, aber vor allem die Beziehungen zu den USA. Jakob Ellemann Jensen ist politischer Sprecher der liberalkonservativen Venstre-Partei:
Die USA sind unser wichtigster Verbündeter und waren Garant für Frieden, Freiheit und Sicherheit seit dem Zweiten Weltkrieg. Dazu kann man unterschiedliche Meinungen haben, aber so ist es. Jetzt müssen wir uns allerdings überlegen, mit wem wir in Zukunft Allianzen bilden.
Diese Frage ist für andere Parteien offenbart schon beantwortet. Zum Beispiel für Morten Østergaard von der linksliberalen "Radikalen Venstre". Er nannte Trumps Absage rücksichtslos und twitterte weiter, die Wirklichkeit stelle schlimmste Vorstellungen in den Schatten. Denn fast jeder im US-Außenministerium hätte Trumps Absage vorausahnen müssen. Das Ganze zeige, dass Dänemark die Länder der Europäischen Union mehr denn je als seine engsten Verbündeten betrachten sollte. Denn Trump sei schlichtweg unberechenbar.