Buch von Trump-Nichte "Ohne Gewissen und Empathie"
Nach einem langen juristischen Tauziehen erscheint heute das Enthüllungsbuch der Nichte von US-Präsident Trump. Weil die aber nicht über das Buch sprechen darf, fällt diese Rolle den US-Journalisten zu.
Nach einem wochenlangen juristischen Schlagabtausch haben die US-Gerichte entschieden: Mary Trumps Buch darf heute erscheinen - aber die Autorin muss schweigen. Und so ist seit Tagen in amerikanischen Medien das Schauspiel zu bewundern, dass Journalisten Journalisten interviewen, die auch schon mal was über Donald Trump geschrieben haben.
Was würden Sie von Mary Trump wissen wollen, fragt ein CNN-Reporter. Tony Schwartz will aber gar nichts wissen, sondern antwortet ganz unbescheiden: "Meine Einschätzung deckt sich erstaunlich mit der von Mary Trump". Der Journalist Schwartz hat 1987 zusammen mit - oder wahrscheinlich eher für Trump - den Bestseller "The Art of the Deal" geschrieben. Ein Buch, das er heute lieber in "Der Soziopath" umbennen würde, sagt er.
Alle Symptome für Persönlichkeitsstörung erfüllt
"Er ist ein Mann ohne Gewissen und ohne Empathie." Was sich in der Tat mit dem deckt, was von dem 240-Seiten-Buch "Too much and never ever enough" bekannt ist, das Mary Trump geschrieben hat, die Nichte von Donald Trump, die heute promovierte klinische Psychologin ist.
In dem Buch gibt es einige neue, wichtige Elemente. Dinge, die ich und andere, die sich lange mit Donald beschäftigt haben, schon vermuteten, aber nicht beweisen konnten.
So sagt es David Cay Johnston im Radiosender NPR. Er ist ein Journalist, der auch schon zwei Bücher über Trump geschrieben hat. Das jüngste mit dem Titel "It’s even worse than you think" - Es ist noch schlimmer als ihr denkt. Was auch ein schöner Titel für das Buch von Mary Trump wäre, das im Untertitel heißt: "Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt erschuf". Einen Mann, der alle neun Symptome für eine narzisstische Persönlichkeitsstörung erfülle und den Mary Trump mit einem Dreijährigen vergleicht, der wisse, dass er nie geliebt worden sei. Donald Trumps Ego sei fragil und müsse stets gestützt werden, weil er "tief im Inneren weiß, dass er nichts von dem ist, was er vorgibt zu sein".
"Die einzige Währung ist Geld"
"Lächerliche, absurde Vorwürfe, die nichts mit der Wahrheit zu tun haben", sagt die Sprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany. Ein Buch voller Lügen - auch wenn sie es erst noch lesen müsse. Im Gegensatz zu David Cay Johnston, der das schon getan hat. Er sagt:
In dem Buch wird deutlich, dass die Familie vollkommen dysfunktional ist. Es gibt keine Liebe. Die einzige Währung ist Geld. Es gibt keine Moral. Wer Geld hat, ist der Gewinner, die anderen sind die Verlierer. Und der Patriarch Fred Trump ist brutal zu seinen Söhnen.
Vor allem zum erstgeborenen Fred Jr. - der Vater von Mary, der am Druck zerbricht, in den Alkoholismus abrutscht und bereits mit 42 stirbt.
Für Donald war das die Gelegenheit, sich in Position zu bringen als Diener seines Vaters und späterer Erbe des Trump-Imperiums. Es ist ein wichtiges Buch, um zu verstehen, wie Donald Trump so rücksichtslos werden konnte und, wie ich es viele Male geschrieben habe, ein eiskalter Rassist.
Journalisten reden am Ende eben doch lieber über ihre eigenen Bücher.