Affäre um Pornodarstellerin Trumps Kehrtwende
Mittlerweile gibt auch US-Präsident Trump zu, dass sein Anwalt Geld an die Pornodarstellerin Stormy Daniels gezahlt hat - und dass er das Geld seinem Anwalt erstattet hat. Was will Trump damit erreichen?
Noch Anfang April hatte US-Präsident Donald Trump an Bord der Präsidentenmaschine "Air Force One" gegenüber Journalisten beteuert, er wisse nichts von einer Zahlung über 130.000 Dollar an Pornodarstellerin Stormy Daniels. Auch die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, betonte: "Er wusste nichts von irgendwelchen Zahlungen. Der Präsident hat all diese Anschuldigungen zurückgewiesen."
Umso größer war das Beben am Mittwochabend, das Trumps neuer Anwalt, der frühere New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani, im Sender Fox News auslöste: Die 130.000 Dollar, die Trumps persönlicher Anwalt Michael Cohen der Pornodarstellerin gezahlt habe, stammen sehr wohl von Trump, so Giuliani. Der Präsident habe das Geld seinem Anwalt aus seinem "persönlichen Familienkonto" erstattet, nicht aber aus seiner Wahlkampfkasse.
Trump habe Cohen eine monatliche Abschlagszahlung in Höhe von 35.000 Dollar gezahlt. Mit diesem Geld habe Cohen nicht nur die Anschuldigungen von Stormy Daniels gestoppt, sondern auch weitere Anschuldigungen gegen ihn abgewehrt. In die Einzelheiten sei Trump jedoch nicht eingebunden gewesen. "Und es war kein Wahlkampfgeld", betonte Giuliani, "und kein Verstoß gegen Wahlkampfgesetze. Das Geld floss über ein Anwaltsbüro, und der Präsident hat es erstattet."
"Bei Prominenten üblicher Vorgang"
Trump bekräftigte Giuliani Aussage und räumte erstmals ein, dass sein Anwalt der Pornodarstellerin Geld gezahlt hat. In mehreren Twitter-Botschaften betonte Trump jedoch: "Geld aus der Wahlkampagne oder Beiträge für die Kampagne haben in dieser Transaktion keine Rolle gespielt."
Er habe seinem Anwalt eine monatliche Summe gezahlt, damit dieser falsche Anschuldigungen gegen ihn stoppe. Dies sei bei Prominenten oder wohlhabenden Leuten ein üblicher Vorgang. Trump bestritt weiterhin eine Affäre mit der Pornodarstellerin.
Was will Trump damit erreichen?
In seiner Kehrtwende sehen Rechtsexperten den Versuch, größere rechtliche Probleme zu vermeiden. Mit der bisherigen Darstellung, sein Anwalt habe die 130.000 Dollar aus eigener Schatulle gezahlt, wäre Cohen wohl wegen illegaler Wahlkampfunterstützung angeklagt worden. Angesichts einer drohenden Strafe hätte Cohen vermutlich ausgepackt.
Eine wichtige Rolle spiele auch die Razzia in Cohens Büroräumen. Das FBI habe zahlreiche Akten und Telefonmitschnitte beschlagnahmt. Insofern versuche Trump nun mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Einerseits wehre er Vorwürfe ab, die 130.000 Dollar kämen illegalerweise aus seiner Wahlkampfkasse. Zugleich bestreite Trump nach wie vor, von den Einzelheiten einer Schweigegeldzahlung gewusst zu haben. Und: Er leugne weiterhin die Affäre mit der Pornodarstellerin.
Michael Avenatti, der Anwalt von Stormy Daniels, ist sich sicher: Am Ende werde die Wahrheit ans Licht kommen.
"Für wie dumm halten die uns?"
Diese juristische Verrenkung sei einfach "nicht glaubwürdig", meint der Rechtsexperte Jeffrey Toobin im Sender CNN: "Dass Michael Cohen die Zahlung an Stormy Daniels macht und Trump nichts davon erzählt, dann das Geld rückerstattet bekommt und ihm immer noch nichts davon erzählt - für wie dumm halten die uns?"
Auch Michael Avenatti ist sicher, dass am Ende die volle Wahrheit ans Tageslicht kommt. Der Anwalt von Stephanie Clifford, wie Stormy Daniels mit bürgerlichem Namen heißt, sagte in mehreren Fernsehinterviews, Trump sei von Beginn an in die Schweigegeldzahlung eingebunden gewesen. Am Ende werde der Präsident die Affäre mit seiner Mandantin nicht länger leugnen können.
Ob und wie sehr dies Trump politisch schaden könnte, ist offen. Seine Anhänger halten bisher trotz seiner Affären und Skandale fest zu ihm.