Eine Frau nimmt ihre antiretroviralen Medikamente.
Player: audioUN-Aids-Programm rechnet mit Millionen Toten nach Kürzung der US-Entwicklungshilfe im Kampf gegen HIV und Aids

Nach Kürzung von US-Hilfen UN-Aidsprogramm befürchtet Millionen Tote

Stand: 24.03.2025 17:14 Uhr

US-Präsident Trump hat fast die gesamte Entwicklungshilfe der Vereinigten Staaten gestoppt. Die Auswirkungen sind laut den UN für viele HIV-Infizierte gravierend. Ohne neue Geldgeber drohten weltweit Millionen zusätzliche Tote.

Das UN-Aidsprogramm UNAIDS hat vor einem Wiederaufflammen der Aids-Pandemie gewarnt. Wegen Kürzungen der USA in der Entwicklungshilfe bekämen Tausende Infizierte keine Medikamente mehr, erklärte UNAIDS-Exekutivdirektorin Winnie Byanyima in Genf.

Ohne verlässliche Versorgung der Betroffenen könne das Virus sich wieder stärker ausbreiten, sagte Byanyima. Nach Berechnungen von UNAIDS seien ohne die US-Gelder in den kommenden vier Jahren 8,7 Millionen zusätzliche Infektionen und 6,3 Millionen zusätzliche Todesfälle zu befürchten. Dies wären zehnmal so viele Aids-Tote wie im Jahr 2023.

Winnie Byanyima

"Die Lage ist sehr ernst", sagte Exekutivdirektorin Winnie Byanyima vom UN-Programm UNAIDS

UNAIDS-Budget kam zur Hälfte aus den USA

Die Exekutivdirektorin äußerte Verständnis dafür, dass die USA ihre Finanzierung von Hilfsprojekten in aller Welt zurückfahren wollen. Viele Regierungen in Afrika arbeiteten hart daran, ihre eigenen Beiträge für die Gesundheitsversorgung zu erhöhen. Aber der plötzliche und abrupte Rückzug der USA hätte verheerende Folgen, sagte Byanyima. Es gebe bislang keine Geldgeber, die angeboten haben, in die Bresche zu springen.

Das UNAIDS-Budget betrug 2024 nach ihren Angaben rund 220 Millionen Dollar und wurde gut zur Hälfte von den USA finanziert. Byanyima appellierte an die US-Regierung, die Finanzierung möglichst umfangreich wieder aufzunehmen.

"Die Lage ist sehr ernst"

"Wir werden erleben, dass die Aids-Pandemie langfristig wiederkommt", sagte Byanyima. Davon seien nicht nur die einkommensschwachen Länder in Afrika betroffen. Sie warnte insbesondere vor einem Anstieg der Infektionen und Todeszahlen unter Risikogruppen in Osteuropa und Lateinamerika. 

Sollten die US-Mittel langfristig nicht ersetzt werden, würden die Todeszahlen wieder ähnlich hoch steigen wie auf dem Höhepunkt der Aids-Pandemie in den 80er- und 90er-Jahren, warnte sie. Die Fortschritte der vergangenen 25 Jahre im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit wären damit dahin. "Die Lage ist sehr ernst", sagte Byanyima.

Ein Angebot an Trump

Byanyima sprach von einem "guten Deal", den US-Präsident Donald Trump eingehen könnte: HIV-Infektionen würden vielerorts heutzutage durch ein zweimal im Jahr verabreichtes Mittel des US-Unternehmens Gilead verhindert. Wenn dieser Stoff weiterhin an alle Gefährdeten ausgeliefert werde, könne das Unternehmen riesige Gewinne einfahren, sagte sie. 

Trump hat eine weitgehende Auflösung der US-Entwicklungsbehörde USAID angeordnet. Die USA wollen nach Regierungsangaben 83 Prozent der USAID-Programme streichen, da diese Ausgaben nicht den nationalen Interessen entsprächen. USAID unterhielt bislang Gesundheits- und Nothilfeprogramme in rund 120 Ländern in aller Welt. 

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 10. Februar 2025 um 23:51 Uhr.