US-Wahl 2024
Nach Trump-Sieg Frauenfeinde zurück an der Macht
Frauenfeindlichkeit und Sexismus: Auf Trumps Worte im Wahlkampf dürften in seiner Präsidentschaft Taten folgen. Feministinnen weltweit befürchten, dass sie im Kampf um ihre Rechte weit zurückgeworfen werden.
"Keep abortion legal" - Schwangerschaftsabbrüche sollen legal bleiben, das steht auf einem Poster. Es hängt an der kahlen Wand in einem Raum der Nationalen Frauenorganisation (NOW) in Washington. Hier hat auch Bear Atwood ihr Büro.
Schon als Jugendliche kämpfte sie für Gleichberechtigung, verteidigte später als Anwältin Opfer von häuslicher Gewalt. Heute ist sie 64 Jahre alt und Vizepräsidentin von NOW. Die Wiederwahl von Donald Trump macht Atwood große Sorgen: "Es fühlt sich so an, als ob alles, für das ich mein gesamtes Leben gekämpft habe, einfach weggewischt wurde."
Amerika habe mit Trump einen misogynen Mann gewählt, sagt Atwood, einen Frauenfeind, verurteilt wegen sexuellen Missbrauchs: "Das macht mich wütend."
Hass gegen Frauen steigt nach Wahl Trumps rasant an
Während Feministinnen in den USA befürchten, dass sie im Kampf für ihre Rechte um Jahrzehnte zurückgeworfen werden, jubeln radikale Trump-Anhänger über seinen Wahlsieg. Ihren Frauenhass zeigen sie dabei immer offener, so wie der rechtsextreme Influencer Nick Fuentes.
In einem Video feiert er Trump und sagt über Frauen: "Your body, my choice" - dein Körper, meine Entscheidung. Es ist eine Verdrehung des Slogans "my body, my choice", der unter anderem von Frauen verwendet wird, die sich für das Recht auf Abtreibung einsetzen.
Fuentes' Video wurde millionenfach geklickt und geteilt. Es zeigt den Hass gegen Frauen, der im Netz nach der Wahl von Trump enthemmt verbreitet werde, sagt Julia Ebner vom Institute for Strategic Dialogue in London.
Untersuchungen des Instituts zeigten, dass Hassnachrichten gegen Frauen in der Woche nach der US-Wahl teilweise um das Viertausendfache gestiegen sind.
Donald Trump 2.0 - Rollback für Frauenrechte
Bereits in seiner ersten Amtszeit setzte Trump erzkonservative Richter am Obersten Gerichtshof der USA, dem Supreme Court, ein. Auch mit den Stimmen dieser Richter hob der Supreme Court 2022 das nationale Recht auf Schwangerschaftsabbrüche auf. Seitdem können die Bundesstaaten selbst darüber entscheiden, ob und unter welchen Umständen Schwangerschaftsabbrüche erlaubt sind.
J.D. Vance, Trumps künftiger Vizepräsident, hat sich immer wieder gegen das Recht auf Abtreibung positioniert. Vance wolle Frauen wieder auf ihre biologische Funktion als Mütter reduzieren, sagt der Historiker Thomas Zimmer von der Georgetown University. Für Vance gelte: "Frauen müssen der weißen christlichen Nation Kinder gebären und sie dann großziehen."
Diese Ideologie findet sich auch im sogenannten "Project 2025". Die über 900 Seiten lange Handlungsempfehlung der erzkonservativen Heritage Foundation wurde von engen Trump-Vertrauten und Mitgliedern seines einstigen Beraterstabes verfasst.
In diesem Plan für Trumps zweite Präsidentschaft geht es nicht nur um den radikalen Umbau des Staatsapparats, sondern auch um die Selbstbestimmung der Frauen in den USA. Medikamente für Schwangerschaftsabbrüche sollen demzufolge etwa verboten werden.
Es gebe "keinen Zweifel", dass Trumps engster Kreis zentral daran arbeite, Schwangerschaftsabbrüche in den USA zukünftig unmöglich zu machen, sagt Historiker Zimmer.
Der Hass auf feministische Frauen eint Rechte weltweit
Die Frau als Gebärmaschine - hinter diesem Geschlechterbild stehe eine frauenfeindliche und völkisch-nationalistische Ideologie, so die Rechtsextremismusforscherin Julia Ebner.
Und die reicht weit über die USA hinaus - der Tenor der in Teilen rechtsextremen AfD ist immer wieder, in Deutschland würden zu wenig deutsche Kinder geboren und zu viele abgetrieben.
"Rechtspopulistische Parteien, auch die Alternative für Deutschland, auch ein Viktor Orban und auch Wladimir Putin bis zu einem gewissen Grad sehen die Rolle der Frau hauptsächlich in der Reproduktion und zum Erhalt der nächsten Generationen ihres Landes", so Ebner. Reproduktion und Erhalt einer Bevölkerung, wie sie sich extrem Rechte vorstellen - Frauenrechte sind dabei offenbar egal.
Vom weltweiten Hass gegen Frauen, den erzkonservativen Stimmen in den USA und dem Wahlsieg von Trump will sich die Frauenrechtlerin Atwood nicht aufhalten lassen.
Sie will weiterkämpfen. "Ich habe zwei Enkel und ich möchte nicht, dass sie in einer Welt aufwachsen, in der sie denken, dass sie, nur weil sie Männer sind, ein Recht auf mehr haben. Ich möchte nicht, dass sie in einer Welt aufwachsen, in der sie denken, dass Frauen nur als Mütter wertvoll sind."
Mehr zu diesem und anderen Themen sehen Sie am Donnerstag um 21:45 Uhr bei Monitor im Ersten und in der ARD-Mediathek.