US-Wahl 2024

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US-Wahl Deutsche Firmen fürchten Trump

Stand: 24.10.2024 06:00 Uhr

Trump will wieder ins Weiße Haus und droht im Wahlkampf besonders deutschen Unternehmen mit Strafzöllen. Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele deutsche Firmen fürchten negative Folgen - besonders Automobilbauer müssen offenbar zittern.

Von Julius Baumeister, Véronique Gantenberg und Nigjar Marduchaeva, WDR

In kein anderes Land der Welt exportiert Deutschland derzeit so viel wie in die USA - Autos, Pharmaprodukte oder Maschinen. Doch wie würde sich dieses Geschäft unter einem Präsidenten Donald Trump entwickeln? Fast die Hälfte aller Unternehmen, die vom Export in die USA abhängen, blicken mit Sorge auf die Wahlen in den Vereinigten Staaten.

Das zeigt eine Befragung des ifo-Instituts von mehr als 2.000 Unternehmen, die dem ARD-Magazin Monitor vorab vorlag. Sollte Trump erneut US-Präsident werden, rechnen rund 48 Prozent der deutschen Unternehmen, die enge Handelsbeziehungen mit den USA haben, mit negativen Folgen für ihr eigenes Geschäft. Positive Effekte erwarten hingegen nur knapp 7 Prozent.

Sorge um Wettbewerbsfähigkeit

Insgesamt rechnen 45 Prozent aller Unternehmen mit negativen Konsequenzen unter einem Präsidenten Trump. Grund für die Sorgen sind vor allem seine Ankündigungen, Strafzölle auf alle US-Importe zu verhängen. Produkte aus China will er mit einem Strafzoll von 60 Prozent belegen, Produkte aus Deutschland und allen anderen Teilen der Welt mit zehn bis 20 Prozent. Deutsche Produkte wären dadurch im Vergleich zu US-amerikanischen Produkten weniger wettbewerbsfähig, sagt Lisandra Flach vom ifo-Institut in München.

Einer, der einen Präsidenten Trump fürchtet, ist Patric Burkhart. Er leitet ein mittelständisches Anlagenbauunternehmen im rheinland-pfälzischen Germersheim am Rhein. Etwa 20 Prozent der Anlagen, die der Betrieb mit etwa 100 Angestellten baut, gehen jährlich in die USA. Burkhart rechnet mit einem starken Umsatzrückgang, sollte Trump bei einem Wahlsieg seine Strafzoll-Drohungen wahr machen: "Das würde dazu führen, dass wir die Anzahl der Belegschaft nicht halten könnten", so Burkhart.

Bis zu 150 Milliarden Euro Schaden

Wie sehr Trumps Strafzölle die gesamte deutsche Wirtschaft treffen könnten, zeigen Modellierungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Die Wirtschaftswissenschaftler gehen von einem Schaden zwischen 120 und 150 Milliarden Euro innerhalb der vierjährigen Amtszeit aus. Das wären vier Prozent der deutschen Gesamtwirtschaftsleistung. "Da stehen Arbeitsplätze dahinter, da stehen Investitionen dahinter und das wird uns alle irgendwie betreffen", sagt Wirtschaftswissenschaftlerin Samina Sultan vom Institut der deutschen Wirtschaft.

Automobilindustrie im Fokus

Mit den Strafzöllen hat es Trump vor allem auf das Herzstück der deutschen Industrie abgesehen: die deutschen Autobauer und Zulieferer. Bei seinen Wahlkampfauftritten droht Trump ihnen immer wieder: "Ich will, dass deutsche Autohersteller amerikanische Autohersteller werden. Sie sollen ihre Fabriken in den USA bauen." Im vergangenen Jahr lieferten diese rund 400.000 Neuwagen in die USA, so der Verband der Deutschen Automobilhersteller (VDA). Das sind mehr als 12 Prozent des gesamten Exports der deutschen Automobilindustrie.

Die Situation für die deutschen Hersteller würde sich unter Donald Trump deutlich verschlechtern, so der Automobilexperte Stefan Bratzel: "Strafzölle wären ein weiterer erheblicher Belastungsfaktor für die deutsche Automobilindustrie, die eben dann noch mehr Wertschöpfung nach Amerika verlegen müsste. Das wird sicherlich auch Arbeitsplätze kosten in einer Situation, wo wir ohnehin schon Probleme haben."

"Radikal protektionistischer Wirtschaftspolitik"

Die Strafzölle seien der Kern von Trumps "radikal protektionistischer Wirtschaftspolitik", sagt die deutsch-amerikanische Politikwissenschaftlerin Cathryn Clüver Ashbrook. Dass er Deutschland besonders in den Fokus nehme, liege auch daran, dass die USA seit vielen Jahren mehr aus Deutschland importierten als exportierten.

"Er meint, andere Länder, besonders auch Verbündete, haben sich an den USA, an den offenen Märkten und am wirtschaftlichen und militärischen Schutzschild der USA bereichert - und zwar unangemessen bereichert", sagt Ashbrook. Trump verfolge damit eine feindselige, und vor allem "eine volkswirtschaftlich nicht funktionierende Handelspolitik".

Würde er erneut gewählt, wolle Trump "Handelskriege überall", so Clüver Ashbrook. Schon in seiner ersten Amtszeit hatte Trump Strafzölle auf Stahl und Aluminium-Importe aus Großbritannien, der EU und Japan verhängt. Die EU-Kommission reagierte damals mit Strafzöllen auf US-Importe in die EU.

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