US-Wahl 2024

Arbeiter auf einem Tabakfeld in den USA

US-Einwandungspolitik Ohne Migranten könnten Supermarktregale leer bleiben

Stand: 02.11.2024 11:56 Uhr

Migration ist in den USA ein Reizthema. Republikaner hetzen gegen Einwanderer und auch die Demokraten verfolgen eine wenig humane Migrationspolitik. Doch ohne Migranten könnten es Probleme mit der Lebensmittelversorgung geben.

Eleazar Guevara hat fünf Jahre in Folge die Grenze mit dem Arbeitsvisum H2A überquert. Im US-Bundesstaat North Carolina hat er vor allem auf dem Feld gearbeitet - für die Süßkartoffelsaat, die Gurken- und Tabakernte.

Sechs bis acht Monate galt sein temporäres Visum jeweils. Er kommt aus San Luis Potosí, im Zentrum Mexikos. Dort hatte er zu diesem Zeitpunkt nur Gelegenheitsjobs gefunden, das reichte nicht aus.

Zwölf Stunden Arbeit bei extremer Hitze

Die Arbeitsbedingungen in den USA seien jedoch menschenunwürdig gewesen. Zusammen mit etwa 50 Saisonarbeitern hätte er in einer Halle übernachtet, mit nur zwei Duschen und vier Toiletten. In extremer Hitze arbeiteten sie teils zwölf Stunden am Tag, immer wieder wurde jemand ohnmächtig.

In seinem letzten Jahr hätten sie ihnen ihre Dokumente, ihre Ausweise abgenommen, um sie festzuhalten. Es sei eine Strafmaßnahme gewesen, weil einige Arbeiter früher das Feld verlassen hätten. "Sie hatten offenbar Angst, dass wir alle gehen würden. Da habe ich mich entschieden mich zu wehren, etwas zu sagen", erzählt der 34-jährige Mexikaner.

Riskant, sich zur Wehr zu setzen

Guevara wendete sich an das Zentrum für die Rechte der Migranten. Die Nichtregierungsorganisation klärt die Saisonarbeiterinnen und -arbeiter auf, vermittelt Rechtsberatung und versucht sie zu stärken, um gegen Ausbeutung und Betrug vorzubeugen.

"Immer wieder wird uns angezeigt, dass die Gehälter nicht ausgezahlt werden, es zu Übergriffen durch die Vorgesetzten kommt, zu Diskriminierung. Und wenn die Leute sich zur Wehr setzen, wird ihnen mit Repressalien gedroht", berichtet der Sprecher der NGO, Francisco Díaz. Oder sie würden im nächsten Jahr nicht mehr beschäftigt.

Und wenn die Situation bereits für Migranten mit einem temporären Arbeitsvisum schwierig ist, so liegt nahe, dass die Situation der zahlreichen illegal beschäftigen Arbeitskräfte ohne gesicherten Aufenthaltsstatus, die aber auch von den US-Unternehmen beschäftigt werden, noch prekärer ist: "Die Erlaubnis für temporäre Arbeit ist keine Lösung, wenn sie aus Mexiko oder aber auch aus anderen Teilen der Welt kommen und vor der Situation in ihrem Land fliehen. Wenn sie auf Asyl angewiesen sind, dann bringt ihnen ein temporäres Arbeitsvisum für ein halbes Jahr nichts“, kritisiert der Sprecher des Zentrums für die Rechte von Migranten in Mexiko-Stadt.

Thema Migration im Wahlkampf allgegenwärtig

Das Thema Migration ist zentrales Wahlkampfthema. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hetzt bei jeder Gelegenheit gegen illegale Migranten. Er bezeichnete sie mehrfach als "Invasion", als "Tiere", "Drogenhändler" und "Vergewaltiger". Er kündigte an, die größte Massenabschiebung in der Geschichte der USA durchzuführen.

Doch auch Präsident Joe Biden verfolgte, anders als angekündigt, keine humanitärere Migrationspolitik. Im Juni erließ er strengere Asylregeln, die es Behörden ermöglichten, Anträge ohne vorherige Bearbeitung abzulehnen. Die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten Kamala Harris plant nun außerdem eine fünfjährige Sperrfrist für Personen, die die Grenze illegal überquerten.

USA sind auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen

Wenig wird jedoch im Wahlkampf darüber gesprochen, dass auch die USA dringend junge Menschen für den Arbeitsmarkt benötigen und genau wie Deutschland bereits jetzt unter Fachkräftemangel leiden. Ausländische Arbeitskräfte - sowohl mit als auch ohne Papiere - spielen eine unverhältnismäßig große Rolle bei der Sicherstellung einer zuverlässigen Lebensmittelversorgung der US-Haushalte. Und diese Arbeitskräfte sind überwiegend Mexikaner.

So gingen im Haushaltsjahr 2022 mehr als 275.000 der rund 300.000 erteilten Visa an mexikanische Staatsangehörige. Und trotzdem erfahren sie Diskriminierung und es wird massiv gegen sie gehetzt.

Strengere Einwanderungsgesetze könnten den Arbeitnehmern noch mehr Angst machen, Sicherheitsprotokolle und ihre Rechte zu verteidigen, befürchtet Guevara: "Die USA sind auf unsere Arbeit angewiesen, von allen Migranten, nicht nur aus Mexiko, sondern auch aus anderen Ländern Mittelamerikas und auch anderen Regionen der Welt. Wir sind wichtige Arbeitskräfte für die USA."