US-Wahl 2024
TV-Debatte der Vize-Kandidaten Vance und Walz liefern sich Schlagabtausch
Bei ihrer wohl einzigen TV-Debatte vor der US-Wahl im November sind die beiden Vize-Kandidaten Walz und Vance tief in die Themen eingestiegen. Die Debatte verlief weitgehend ohne persönliche Attacken.
Die Eskalation im Nahen Osten, Einwanderung, Steuern, Abtreibungen, Waffengewalt: In der wohl einzigen Debatte um das Amt des Vizepräsidenten vor den US-Wahlen haben sich der Demokrat Tim Walz und der Republikaner Vance einen hitzigen Schlagabtausch über zentrale Themen geliefert.
Die Debatte war geprägt von politischen Meinungsverschiedenheiten, aber wenig persönlichen Angriffen. Vor dem Hintergrund der anhaltenden israelischen Offensive gegen die Hisbollah im Südlibanon und iranischer Vergeltungsschläge dominierte der eskalierende Nahostkonflikt den Auftakt. Auf die Frage, ob er einen Präventivschlag Israels gegen den Iran unterstützen würde, deutete Vance an, dass er sich als Verbündeter dem Urteil Israels anschließen würde.
Walz nennt Trump "wankelmütig"
Walz hingegen ging nicht direkt auf die Frage ein. Stattdessen nutzte er die Gelegenheit, um Trump für die Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran zu kritisieren. "Der Iran ist einer Atomwaffe näher gekommen, weil Donald Trump ein wankelmütiger Staatschef ist", sagte der 60-jährige Walz aus Minnesota. Trump sympathisiere zu sehr mit dem Typus des "starken Mannes", als dass man ihm zutrauen könne, den sich zuspitzenden Konflikt zu bewältigen.
Der 40-jährige Senator Vance aus Ohio hingegen verteidigte Trumps Außenpolitik und sagte, dieser habe die Welt während seiner Amtszeit sicherer gemacht.
Vance attackiert Harris
Vance wurde während der Debatte mehrfach auf das Zeitlimit hingewiesen, teilweise wurde ihm nach Ablauf der zweiminütigen Redezeit das Mikrofon abgedreht. Die beiden Rivalen, die sich im Wahlkampf regelmäßig gegenseitig beschimpft hatten, verzichteten weitgehend darauf, aufeinander loszugehen. Stattdessen sparten sie sich ihr Pulver für die Spitzenkandidaten auf ihren Wahlzetteln auf, die demokratische Vizepräsidentin Kamala Harris und den republikanischen Ex-Präsidenten Donald Trump.
Vance warf die Frage auf, warum Harris während ihrer Amtszeit in der Regierung von Präsident Joe Biden nicht mehr gegen Inflation, Einwanderung und die Wirtschaft unternommen habe. "Wenn Kamala Harris so großartige Pläne hat, um die Probleme der Mittelschicht anzugehen, dann sollte sie diese jetzt umsetzen - nicht, wenn sie um eine Beförderung bittet, sondern in dem Job, den das amerikanische Volk ihr vor dreieinhalb Jahren gegeben hat", sagte Vance.
Streitthema Einwanderung
Walz kehrte Vances Kritik an der Einwanderung um und griff Trump dafür an, dass er die Republikaner im Kongress unter Druck gesetzt habe, ein parteiübergreifendes Gesetz zur Grenzsicherheit Anfang des Jahres fallen zu lassen. "Die meisten von uns wollen dieses Problem lösen. Donald Trump hatte vier Jahre Zeit dafür, und er hat den Amerikanern versprochen, wie einfach es sein würde".
Kritik an Republikanern beim Thema Abtreibungen
In der Debatte um das Abtreibungsrecht kritisierte Walz Ex-Präsident Donald Trump scharf für seine Rolle bei der Ernennung von drei Richtern am Obersten Gerichtshof. Diese hatten ein wegweisendes Urteil gekippt und damit das fast 50-jährige nationale Recht auf Abtreibung aufgehoben. Walz warf den Republikanern vor, sich in das Privatleben von Frauen einzumischen. Frauen und Mediziner wüssten am besten, welche Gesundheitsfürsorge die richtige sei.
Vance, der für seine konservative Haltung in der Abtreibungsfrage bekannt ist, schlug moderate Töne an und sprach sich gegen ein nationales Abtreibungsverbot aus.
Beim Thema Waffengewalt teilte Walz mit seinem republikanischen Gegenpart eine dramatische private Erinnerung zum Thema. Sein 17-jähriger Sohn habe einst bei einem Volleyballspiel miterlebt, wie Schüsse gefallen seien. Er sei selbst Jäger und besitze Waffen, sagte Walz. Aber es sei notwendig, die Waffengewalt in den USA mit strikteren Regeln einzudämmen.
Trump kommentierte bei "Truth Social"
Trump kommentierte die Debatte in einer Art Liveticker auf der von ihm mitgegründeten Online-Plattform "Truth Social". Den Moderatorinnen Norah O'Donnell und Margaret Brennan warf er vor, "extrem voreingenommene Moderatorinnen" zu sein. Walz warf er vor, einen "niedrigen Intelligenzquotienten" zu haben, weil er sich während der Debatte mehrfach Notizen machte.
Das Rennen um den Einzug ins Weiße Haus ist knapp einen Monat vor der Wahl sehr eng. Selbst kleine Veränderungen in der öffentlichen Meinung könnten den Ausschlag geben: Trump und Harris liegen in den potenziell wahlentscheidenden Swing States gleichauf.