US-Wahl 2024

Kamala Harris winkt Anhängern bei einer Wahlkampfveranstaltung zu

US-Wahlkampf Die neue Leichtigkeit der Demokraten

Stand: 10.08.2024 08:08 Uhr

Der US-Wahlkampf hat sich komplett gedreht: Seit dem Rückzug von Präsident Biden sind die Demokraten im Aufwind. Kamala Harris und ihr Vize-Kandidat Tim Walz verbreiten Spaß und Leichtigkeit. Können die Republikaner gegensteuern?

"Danke, dass Sie die Freude zurück gebracht haben!" Mit diesem Satz bei seinem ersten Auftritt als Vizepräsidentschaftskandidat sprach Tim Walz vielen Demokraten aus dem Herzen. Kamala Harris hat in nicht einmal drei Wochen die Stimmung in der Partei und sogar im Land verändert. 

"10 von 10 Punkten auf der Begeisterungsskala", sagt beispielsweise Liz, eine 59-jährige Anwältin aus New Jersey: "Die Leute sind verzückt von Kamala Harris. Ich bin so begeistert, dass die Partei sich hinter ihr versammelt hat. Und sie schafft es, dass parteilose und unentschiedene Wähler sie sich genau angucken."

  

"Happy Warriors" wollen Aufbruchstimmung verbreiten

Die allermeisten Umfragen sehen Harris gleichauf oder sogar vor Herausforderer Donald Trump. Ein Grund: der neue Ton im Wahlkampf. Im Kontrast zum Ex-Präsidenten aber auch zum Amtsinhaber Joe Biden lachen Harris und Walz viel - und besonders gerne über ihre Kontrahenten.

"Sie merken das doch: Diese Typen sind doch einfach nur gruselig (creepy) und verdammt sonderbar (weird)", rief Walz beispielsweise in Pennsylvania - und das Publikum jubelte. Die von ihm geprägte Formulierung ist seit Wochen in aller Munde und auf Tausende T-Shirts gedruckt und gilt als ein Grund, warum Harris ihn zum "Running Mate" machte.

Die beiden bezeichnen sich selbst als "Happy Warriors", fröhliche Krieger. Sie wollen Optimismus und Aufbruchsstimmung verbreiten, statt wie Biden nur über den drohenden Untergang der Demokratie oder wie Trump über den drohenden Untergang des Landes zu sprechen.

Gegen die Rhetorik des Hasses

Dem 20-jährigen Sebastian, der aus Venezuela stammt und im wahlentscheidenden Swing State Pennsylvania zum ersten Mal bei einer Präsidentschaftswahl mitstimmen wird, gefällt das - vor allem im Kontrast zu Trump. "Ich glaube an Kamala Harris' Politik und an die Vision, die sie fürs Land hat", sagt er. "Trumps Vision fürs Land macht mir Angst. Seine Rhetorik ist Hass. So motiviert er die Leute. Ich bin selbst Einwanderer. Deshalb bin ich gegen ihn."

Von der Rhetorik des Hasses wollen sich Harris und Walz weitestmöglich distanzieren. Ein Beispiel: Der Schlachtruf "Lock him up" - "Sperrt ihn weg", mit dem seit Jahren Trump-Anhänger gegen Biden hetzen. Bei den ersten Veranstaltungen des neuen Demokraten-Teams war der gleiche Ruf zu hören, diesmal in Bezug auf Trump. Doch statt wie Trump die Rufe zu befeuern, schritt Harris ein. "Wartet, wartet", sagte sie etwa bei einem Auftritt im Mittleren Westen. "Das lassen wir die Gerichte klären. Wir besiegen ihn im November."

Trump versucht es mit der üblichen Strategie

Trump und sein Vize J.D. Vance suchen noch nach einer wirksamen Strategie gegen die neuen Gegenkandidaten. Bei einer Pressekonferenz in Mar-a-Lago probierte es der Ex-Präsident mit der üblichen Mischung aus Falschbehauptungen und Beleidigungen.

"Ich finde, sie ist noch schlimmer als Biden, sie ist noch inkompetenter", so Trump. Und er behauptete, die ehemalige Staatsanwältin von Kalifornien habe die Anwaltsprüfung nicht bestanden. Tatsächlich bestand sie im zweiten Anlauf. Und außerdem sei Harris "einfach nicht smart genug" um eine Pressekonferenz zu bestreiten.

"Er muss sich da was Besseres ausdenken"

Doch solche Angriffe helfen nicht, glaubt der Republikaner Scott Jennings. Am Ende käme es für beide Seiten auf die Inhalte an, so der Politikberater bei CNN: "Gegen Biden hatte er es raus: Stärke gegen Schwäche, das hat jeder kapiert. Aber jetzt? Er muss sich da was Besseres ausdenken, und sie als was Schlimmeres definieren." 

Die nächste direkte Gelegenheit bietet sich am 10. September: Dann werden Trump und Harris beim TV-Duell gegeneinander antreten. Und beide behaupten, sie können es kaum abwarten.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 08. August 2024 um 12:08 Uhr.