Deutschlandtag der Jungen Union Söder poltert, Merz gibt sich seriös
Beim Deutschlandtag der Jungen Union hat CSU-Chef Söder heftig in Richtung Grüne gepoltert. CDU-Chef Merz hingegen gab sich staatstragend und seriös. Zwei ganz unterschiedliche Auftritte.
Die israelische Flagge auf einer Großleinwand und getragene Töne: Es war nicht der übliche Triumphmarsch, als CDU-Chef Friedrich Merz mit dem israelischen Botschafter Ron Prosor bei der Jungen Union (JU) einlief. Vielmehr war es eine große Solidaritätsbekundung für den Staat Israel und die Israelis, bei dem die übliche Parteipolitik vorübergehend in den Hintergrund getreten ist.
Man merkt dabei, dass der Terrorangriff der Hamas Merz persönlich beschäftigt. Seine Stimme wird brüchig, sie stockt, als er über seinen Besuch in einem jüdischen Gymnasium in Berlin spricht. Über Abiturienten, die sich auf der Straße und in der U-Bahn nicht sicher fühlen können. Es ist einer der seltenen emotionalen Momente beim CDU-Chef.
Unterschiedlicher Umgang mit den Grünen
Dann folgt die erwartbare halbstündige Abrechnung mit der Politik der Ampel, allerdings ohne den Populismus der vergangenen Wahlkampfwochen in Bayern und Hessen. Und Merz öffnet in Braunschweig wieder die Tür zu den Grünen, zumindest ein bisschen. Es gebe keine Absage an eine Zusammenarbeit, allerdings werde man den Weg der Transformation mit ständiger Regulierung und Bürokratie nicht mitgehen, sagt der 67-Jährige.
Ganz anders CSU-Chef Markus Söder: Er liefert dem Parteinachwuchs ein Feuerwerk an Grünen-Kritik, nennt die Partei den "harten ideologischen Kern der Ampel" und fordert Bundeskanzler Olaf Scholz von der SPD auf, die grünen Minister zu entlassen.
Wohl als eher schwierig zu werten ist dabei auch Söders Aussage, Außenministerin Annalena Baerbock solle endlich deutsche Interessen vertreten. Denn während Söder in Braunschweig poltert, jettet die Außenministerin seit Tagen durch die Welt, um im Nahost-Konflikt zu vermitteln. Söder scheint in Teilen weiter im Wahlkampfmodus, während Merz sich staatstragender gibt. Beide eint, die Ampel in der Migrationsfrage massiv unter Druck zu setzen.
Merz weicht Frage nach Kanzlerkandidatur aus
In Braunschweig macht Merz das, was JU-Chef Johannes Winkel schon lange von ihm erwarte: Der Parteichef solle "hart in der Sache und smart in der Sprache" sein, auch mit Blick auf das Migrationsthema. Der 31-jährige Winkel ist im Gegensatz zu seinem Vorgänger Tilman Kuban kein ausgewiesener Merz-Fanboy. Aussagen wie, Merz mache angesichts der Umfragen "momentan" eine sehr gute Arbeit, sind schon bemerkenswert.
Bei der Jungen Union 2023 gebe es zwar weiter breite Unterstützung für Merz, sie gehe aber nicht mehr so weit wie noch unter dem Vorsitzenden Kuban, sagt die Politikwissenschaftlerin Julia Reuschenbach von der FU Berlin. Bei der Befragung von Merz will eine JUlerin zum Beispiel wissen, wie er zu einem gemeinsamen "Unionsrat" von CDU und CSU steht, den die Junge Union schon länger fordert und der über den nächsten Kanzlerkandidaten entscheiden könnte. Merz versucht das Thema abzutun.
Die Fragestellerin legt damit einen Finger in eine offene Wunde. Denn CDU und CSU haben nach dem letzten Streit zwischen Söder und Armin Laschet um die Kanzlerkandidatur immer noch kein Prozedere für 2025 ausgemacht. Die Zeiten aber, in denen man sich mal locker trifft und die Kanzlerkandidatur abfrühstückt sind vorbei, sagt Winkel. Zumal auch mächtige junge CDU-Ministerpräsidenten wie Hendrik Wüst, Daniel Günther und Boris Rhein ein gehöriges Wörtchen mitreden wollen.