Bei NS-Dokuzentrum Schüsse in Münchner Innenstadt - Tatverdächtiger tot
In München hat es in der Nähe des NS-Dokumentationszentrums und des Israelischen Generalkonsulats einen Polizeieinsatz gegeben. Dabei sind Schüsse auf einen Mann gefallen, der eine Waffe trug. Der Verdächtige starb kurz darauf.
Bei einem Großeinsatz in der Münchner Innenstadt haben Einsatzkräfte eine verdächtige Person niedergeschossen, wenig später starb der Mann. Das gab Bayerns Innenminister Joachim Herrmann bekannt. Der Täter war zuvor in der Nähe des israelischen Generalkonsulats und des NS-Dokumentationszentrums unterwegs und hatte mehrere Schüsse abgegeben.
Die Identität des Mannes sei noch nicht geklärt. Über ein mögliches Motiv machte Herrmann zunächst keine Angaben.
Verdächtiger stammt offenbar aus Österreich
Nach Informationen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung handelt es sich um einen 2006 geborenen österreichischen Staatsangehörigen. Der junge Mann war demnach nicht in Deutschland, sondern in Österreich wohnhaft und soll erst vor Kurzem eingereist sein. Deutschen Sicherheitsbehörden soll er nicht als Extremist bekannt gewesen sein. Spiegel und der österreichischen Tageszeitung Der Standard berichten dagegen, dass er Sicherheitsbehörden bereits früher im Bereich Islamismus bekannt gewesen sein.
Schusswechsel zwischen Polizei und Tatverdächtigen
Zum genauen Ablauf des Einsatzes sagte ein Sprecher der Polizei, der Verdächtige sei gesehen worden, wie er mit einer Langwaffe, also einer großen Schusswaffe, agierte. Dann habe es einen Schusswechsel zwischen fünf Beamten und dem Tatverdächtigen gegeben, mit mehreren Schussabgaben sowohl des Verdächtigen als auch der Polizisten. Laut Polizei nutzte der Verdächtige dabei "eine Repetierwaffe älteren Typs".
Hinweise auf weitere Verdächtige gibt es bislang nicht. Fünf Beamte seien am Schusswechsel beteiligt gewesen, es gebe inzwischen aber laut Polizei keine aktiven Tathandlungen mehr. Zudem prüften Ermittler ein Fahrzeug, das möglicherweise dem Verdächtigen zuzuordnen sei - unter anderem, ob dort Sprengfallen versteckt sein könnten.
Faeser spricht von "einem schwerwiegenden Vorfall"
Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagte, es handele sich um "einen schwerwiegenden Vorfall". Man sei mit den Einsatzkräften in Kontakt, wolle aber nicht spekulieren. "Der Schutz israelischer Einrichtungen hat oberste Priorität", sagte die SPD-Politikerin während einer Pressekonferenz in Berlin.
Laut Innenminister Herrmann sei die Polizei schnell vor Ort gewesen. Die Identität des Verdächtigen und die Hintergründe des Geschehens müssten geklärt werden. Es liege wegen des Tatorts in der Nähe des NS-Dokumentationszentrums und des israelischen Generalkonsulats auf der Hand, dass es womöglich einen Zusammenhang geben könnte mit dem 52. Jahrestag des "schrecklichen Attentats" auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen 1972 in München. "All das muss jetzt von der Polizeiarbeit geklärt werden", sagt Herrmann.
Telefonat mit Steinmeier: Herzog verurteilt Tat in München
Israels Staatspräsident Isaac Herzog tauschte sich nach eigenen Angaben mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier über das Geschehen aus. Beide hätten ihre "gemeinsame Verurteilung und unser Entsetzen" über die Tat "in der Nähe des israelischen Konsulats in München zum Ausdruck gebracht", schrieb Herzog auf X. Er sprach dabei von einem "Terroranschlag". Er dankte den deutschen Sicherheitskräften für ihre "schnelle Reaktion".
Konsulat war wegen Gedenkfeier geschlossen
Das israelische Generalkonsulat in München war nach Angaben des israelischen Außenministeriums wegen einer Gedenkfeier anlässlich des Jahrestags des Attentats zum Zeitpunkt der Schüsse geschlossen. Niemand vom Personal sei bei dem Vorfall am Vormittag verletzt worden.
Am 5. September 1972 erschossen palästinensische Terroristen im Olympischen Dorf zwei Männer und nahmen neun Geiseln. Rund 18 Stunden später endete ein Befreiungsversuch mit dem Tod der neun israelischen Geiseln, eines Polizisten und von fünf der Attentäter.