Kerzen und Blumen am offiziellen Trauerort vor der Johanneskirche in Magdeburg

Nach Anschlag auf Weihnachtsmarkt Fünf Tote, 200 Verletzte - Magdeburg trauert

Stand: 21.12.2024 12:18 Uhr

Laut Ministerpräsident Haseloff ist die Zahl der Todesopfer nach dem Anschlag in Magdeburg auf fünf gestiegen. Mehr als 200 Menschen wurden verletzt - viele davon schwer. Der CDU-Politiker versprach umfassende Aufklärung.

Die Zahl der Todesopfer nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg am Freitagabend liegt laut Angaben von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) mittlerweile bei fünf.

Wie WDR und NDR aus Sicherheitskreisen erfuhren, gibt es 41 Schwerstverletzte, 90 Schwerverletzte und mehr als 80 Leichtverletzte. Die Zahl der Verletzten beläuft sich damit auf insgesamt mehr als 200 Menschen.

Am Freitagabend war ein Mann mit seinem Auto in den Weihnachtsmarkt der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt gerast. "Wir kennen noch keine Hintergründe zur Tat, wir ziehen alles in Betracht", sagte eine Sprecherin der Polizei auf Nachfrage. Momentan gehen die Ermittlungsbehörden laut Polizei von einem Einzeltäter aus.

Mutmaßlicher Täter soll sich islamkritisch geäußert haben

Der Verdächtige sei Arzt, lebe und arbeite in Bernburg, sagte Ministerpräsident Haseloff. Nach bisherigen Erkenntnissen sei er den Behörden nicht als Islamist bekannt. Der Täter raste laut Haseloff mit einem Leihwagen in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt.

Nach Recherchen von WDR und NDR soll er in der saudischen Exil-Community eine durchaus prominente Figur sein und als Ansprechpartner für Asylsuchende, insbesondere Frauen, gegolten haben. Seit 2016 hat er den Asylstatus als politischer Flüchtling.

Äußerungen, die der Mann bis zuletzt in sozialen Medien getätigt haben soll, liefern Hinweise darauf, dass er sich möglicherweise verfolgt gefühlt haben könnte und dass er eine Islamisierung Deutschlands befürchtete.

Dan Hirschfeld, MDR, zur Atmosphäre in der Stadt am Tatort des Anschlags

tagesschau, 21.12.2024 11:30 Uhr

Scholz und Faeser vor Ort

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich entsetzt. "Die Vorfreude auf ein friedliches Weihnachtsfest wurde durch die Meldungen aus Magdeburg jäh unterbrochen", erklärte er. Kanzler Olaf Scholz teilte mit, seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen. Er dankte "den engagierten Rettungskräften in diesen bangen Stunden".

Ähnlich äußerten sich zahlreiche weitere Politikerinnen und Politiker. Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagte der Landesregierung von Sachsen-Anhalt Hilfe des Bundes bei den Ermittlungen zu. Scholz und Faeser wollen heute in die Landeshauptstadt nach Sachsen-Anhalt kommen.

Forderung nach Aufklärung

Ministerpräsident Haseloff kündigte eine umfassende Aufarbeitung der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg an. "Ich werde mich dafür einsetzen, dass dieses Verbrechen umfassend aufgeklärt wird", teilte der CDU-Politiker mit. "Das sind wir den Opfern schuldig und das erwarten zu Recht auch die Bürgerinnen und Bürger in unserem Land."

Die AfD-Landtagsfraktion forderte eine Sondersitzung des Innenausschusses - auch zur Aufklärung möglicher Verfehlungen oder Versäumnisse. Es müsse deutlich werden, was man wisse, wer gehandelt habe und wer nicht, sagte der innenpolitische Sprecher der AfD-Landtagsfraktion, Matthias Büttner. 

Auch sei zu hinterfragen, ob das Sicherheitskonzept des Weihnachtsmarkts so aufgestellt worden sei, dass man die Tat hätte verhindern können, so Büttner. "Ich denke, dass es eben nicht der Fall war, ansonsten hätten wir eben keinen Attentäter mit einem Auto auf den Weihnachtsmarkt hier in Magdeburg gehabt, der so viele Menschen verletzt hat und leider Gottes auch töten konnte."

Frank Bräutigam, SWR, zum Vorgehen der Sicherheitsbehörden

tagesschau, 21.12.2024 11:30 Uhr

Gedenkfeier am Abend

Am Abend soll es eine Gedenkfeier für die Opfer im Magdeburger Dom geben. Man wolle Betroffenen, Angehörigen und allen anderen Bürgern eine Möglichkeit zum Trauern geben, sagte Oberbürgermeisterin Simone Borris am Abend unter Tränen vor Journalisten. "Wir werden eine lange Zeit zum Trauern brauchen", sagte sie sichtlich fassungslos.

In der Stadt bleiben als Zeichen der Trauer alle städtischen Kultureinrichtungen, darunter das Theater, das Puppentheater und die Museen geschlossen. Die Schließung gelte für "die kommenden Tage" - nähere Angaben gab es nicht.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 21. Dezember 2024 um 11:00 Uhr.