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Fakes auf Twitter Antisemitische Maskerade

Stand: 21.08.2019 11:47 Uhr

Erneut haben offenkundig rechtsextreme Nutzer ein ganzes Netzwerk von Fake-Profilen auf Twitter angelegt. Sie geben sich dabei als Juden aus, um unter anderem gegen Israel zu hetzen.

Von Patrick Gensing, ARD-aktuell

Sie nennen sich David Goldberg, Abraham Lehrer, Aryeh Finkelstein oder Simon Edelson: Twitter-Profile, die in den vergangenen Tagen aufgetaucht sind und sich als Juden ausgeben. Ein ganzes Netzwerk von solchen Profilen ist in den vergangenen Tagen entstanden, sie folgen und retweeten sich oft gegenseitig.

Auffällig ist, dass sich viele dieser Konten radikal gegen den Staat Israel positionieren: So twittern die Profile über ein vermeintliches Apartheidsystem in Israel und unterstützen Boykottaktionen gegen den jüdischen Staat.

Aufruf auf "4chan"

Hinter diesen Konten stecken offenkundig rechtsextreme Nutzer, die sich in einem Forum von "4chan" organisiert haben. Dort rief ein Nutzer dazu auf, ein großes Netzwerk von gefälschten jüdischen Profilen auf Twitter und Facebook zu schaffen. Er behauptete, Juden könnten sich jederzeit als Weiße ausgeben und diese dann dämonisieren. Das wolle man nun umdrehen.

Der Aufruf knüpft somit direkt an antisemitische Verschwörungslegenden an, wonach Juden die "weiße Rasse" oder "weiße Völker" von innen zersetzen wollten. Für Foren auf Seiten wie "4chan" oder "8chan" keine ungewöhnlichen Aussagen: Dort sammeln sich rechtsextreme Nutzer, sogar rassistische Anschläge wurden dort angekündigt.

Twitter löschte mittlerweile mehrere der Fake-Konten. Sie hatten gestohlene Fotos als Profilbilder verwendet und verstießen Twitter zufolge gegen die Richtlinien. Auf "4chan" werten Rechtsextreme die Aktion dennoch als Erfolg, man wollte die Kampagne fortsetzen, heißt es dort. Wie viele falsche Konten angelegt und mittlerweile wieder gelöscht wurden, ist bislang unklar.

"Unter falscher Flagge"

"False-Flag-Operationen" (unter falscher Flagge) sind seit Längerem bekannt. In Deutschland gaben sich Rechtsradikale unter anderem als Flüchtlinge oder als Stiftung gegen Hass aus, auch falsche Profile von angeblichen jungen Frauen tauchen immer wieder auf.

Im US-Wahlkampf waren Fake-Profile von Russland aus aufgebaut worden, die sich als schwarze Aktivisten oder weiße Nationalisten ausgaben und Konflikte in den USA anheizen sollten. Dafür wurden auch Anzeigen geschaltet, die spalten und polarisieren sollten.

Auch die Proteste in Hong Kong werden von einer Desinformationskampagne im Netz begleitet. So löschte Twitter Tausende Konten, die sich unter anderem als Studentinnen in den USA maskierten, tatsächlich aber von China gelenkt gewesen sein sollen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 21. Juli 2019 um 09:30 Uhr.