TV-Duelle vor der Bundestagswahl "Sender entscheiden, wen sie einladen"
Im Streit um die von ARD und ZDF geplanten TV-Duelle meldet sich Unions-Kanzlerkandidat Merz zu Wort: Er diskutiere mit allen, die Entscheidung liege bei den Sendern. Zuvor hatte Grünen-Kandidat Habeck ein Duell mit AfD-Kandidatin Weidel abgelehnt.
Zwei TV-Duelle sollten es vor der Bundestagswahl werden: Olaf Scholz und Friedich Merz sowie Robert Habeck und Alice Weidel. Habeck sagte sofort ab. Auch andere Spitzenkandidaten sind unzufrieden. Die Debatte um die besten Plätze im Fernsehen ist in vollem Gange.
Unions-Kanzlerkandidat Merz zeigte sich offen für Fernsehauftritte auch mit anderen Kandidaten. "Ich gehe keiner Diskussion um den notwendigen Politikwechsel in Deutschland aus dem Weg, auch nicht mit weiteren 'Kanzlerkandidaten' anderer Parteien", sagte er. "Es liegt an den TV-Sendern zu entscheiden, wen sie einladen." Die Wählerinnen und Wähler in Deutschland hätten einen Anspruch darauf zu erfahren, wo die Unterschiede liegen.
SPD-Chefin für Duell-Format
SPD-Chefin Saskia Esken verteidigte ebenfalls die Entscheidung der Sender. Diese hätten sich für so ein Konzept entschieden - "ich denke auch, um eben deutlich zu machen, wo die Kernrichtungen liegen." Andernfalls würde man am Ende bei einer "Talkshow mit fünf Spitzenkandidaten" landen. "Das ist keine gute Idee. Das dient am Ende nicht dem, was es eigentlich erreichen soll, nämlich Wählerinnen und Wählern deutlich zu machen, worum es geht bei dieser Wahl."
Grüne schlagen Triell vor
Sowohl ARD und ZDF als auch RTL hatten bekanntgegeben, dass sie Scholz als Amtsinhaber und Merz als den in den Umfragen klar führenden Herausforderer zu zwei TV-Duellen einladen. "Wer die Realität der Regierungsoptionen abbilden will, kann kein Duell aufsetzen", schrieb daraufhin die Grünen-Co-Vorsitzende Franziska Brantner auf Instagram. Es brauche Chancengleichheit, fügte sie hinzu und verwies darauf, dass es auch 2021 ein Triell der Kandidaten von Union, SPD und Grünen gegeben habe.
Habeck gegen Duell mit Weidel
Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck hatte das Angebot eines zweiten TV-Duells mit AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel abgelehnt. "Wir hatten ein solches Duell im Vorfeld klar ausgeschlossen und auch mitgeteilt, dass wir eine Einladung nicht akzeptieren werden", sagte der Sprecher dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). ARD und ZDF hätten dennoch eine Einladung ausgesprochen und dann mit einer Pressemitteilung Fakten geschaffen.
Habeck selbst erklärte am Abend, die Grünen holten auf, das Rennen habe gerade erst begonnen und sei völlig offen. "Wer unser Land künftig anführt, entscheiden die Bürgerinnen und Bürger. Deutschland hat die Wahl und die beschränkt sich längst nicht mehr auf zwei ehemalige 'Volksparteien'", so der Spitzenkandidat der Grünen. "Es ist richtig, dass sich diese Wirklichkeit auch in den TV-Formaten widerspiegelt."
Lindner und Wagenknecht würden einspringen
FDP-Chef Christian Lindner postete nach der Absage Habecks auf der Plattform X: "Wenn der Platz also frei ist, nehme ich ihn gerne. Man darf den Ideenwettbewerb mit der AfD nicht scheuen, wenn man deren Wähler zurückgewinnen will."
Auch Sahra Wagenknecht (BSW) würde den Habeck-Platz nehmen. Die Politikerin sagte: "Falls die Sender Bedarf haben, ich habe überhaupt kein Problem, mit Frau Weidel zu diskutieren. Ich habe das schon einmal gemacht, ich mache es auch gern bei ARD und ZDF."
AfD erwägt juristische Schritte
Die AfD wiederum argumentiert, dass sie in Umfragen an zweiter Stelle liege und deshalb eingeladen werden sollte. Auch Weidel kritisierte die Pläne der Fernsehsender. Ein Sprecher von AfD-Chefin Alice Weidel sagte der Bild: "Dass die AfD als Partei mit den aktuell zweitbesten Umfragewerten wieder in Ameisen-Runden verschwinden soll, werden wir juristisch prüfen."
CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann warnte vor TV-Debatten mit zu vielen Teilnehmern. Politiker müssten auch einmal eine halbe oder dreiviertel Stunde haben, um Positionen erklären zu können, sagte er den TV-Sendern RTL/ntv. "Ansonsten wird der Populismus gewinnen und nicht die Sachanalyse."
Sender verteidigen Entscheidungen
ARD und ZDF haben Ihre Entscheidungen zu den TV-Duellen im Vorfeld der Bundestagswahl verteidigt. "Eine Viererrunde hätte sich kaum vom Format anderer Talkrunden unterschieden und den Zuschauern in der begrenzten Zeit einer Sendung nicht die ausreichende inhaltliche Tiefe gewährleistet", sagte ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten zur Begründung, warum die beiden Sender am 9. Februar Kanzler Olaf Scholz und Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz zu einem TV-Duell einzuladen.
Alle Spitzenkandidaten werden gehört
"Unser redaktionelles Konzept wurde vollständig unabhängig von jeglichen Bedingungen oder Einflussnahmen der Politikerinnen und Politiker entwickelt", hieß es in einer Mitteilung der ARD. Die Debatte zwischen Scholz und Merz sei ein Duell "mit dem Kandidaten, der bei der letzten Bundestagswahl die meisten Stimmen auf sich vereint hat, und demjenigen, der laut Umfragen derzeit deutlich vorne liegt".
"Wir veranstalten kein Kanzler-Duell", schrieb die ARD weiter. Zudem solle es eine Sendung - eine sogenannte Schlussrunde - mit allen Spitzenkandidatinnen und Spitzenkandidaten am 20. Februar geben.
ZDF-Chefredakteurin Schausten erklärte, dass das ZDF bei einer Ablehnung Habecks sowohl ihm als auch Weidel im Sinne des Prinzips "der abgestuften Chancengleichheit" angemessen Sendezeit in anderen Formaten einräumen werde. Zusätzlich seien alle vier Spitzenkandidaten von Union, SPD, AfD und Grünen zum ZDF-Wahlforum "Klartext" am 13. Februar eingeladen, sich den Fragen von Bürgerinnen und Bürgern zu stellen. Auswahlkriterium sei gewesen, die Duelle und das Wahlforum mit den Parteien zu veranstalten, die in den Umfragen konstant bei mehr als zehn Prozent liegen.