ARD-DeutschlandTrend Testpflicht ja - Kostenübernahme nein
Wer aus einem Corona-Risikogebiet zurückkehrt, soll sich verpflichtend einem Test unterziehen. Eine große Mehrheit der Befragten im DeutschlandTrend findet das richtig. Nicht aber die Lösung der Kostenfrage.
Seit heute ist klar: Die Corona-Testpflicht für Rückkehrer aus Risikogebieten kommt ab Samstag. In der Bevölkerung findet diese Maßnahme Zustimmung bei einer deutlichen Mehrheit: 93 Prozent der Befragten im ARD-DeutschlandTrend befürworten eine solche Testpflicht, gerade mal sieben Prozent lehnen sie ab. Diese positive Resonanz erstreckt sich übrigens über die Anhänger aller im Bundestag vertretenen Parteien hinweg. Am größten ist die Zustimmung bei den Anhängern der Union (98 Prozent), am geringsten bei den Anhängern der AfD. Aber auch bei ihnen sind drei Viertel (74 Prozent) für die Testpflicht.
Dass die Allgemeinheit die Kosten dafür tragen muss, wird in der Bevölkerung aber deutlich kritischer bewertet. 57 Prozent halten es für falsch, dass die Kosten vom Staat und nicht von den Reisenden selbst getragen werden. Gerade mal 39 Prozent halten das für richtig.
Maßnahmen positiv, Strafen und Kontrollen ausbaufähig
Insgesamt werden die Corona-Maßnahmen in Deutschland von der Bevölkerung mehrheitlich begrüßt: 59 Prozent halten sie alles in allem für ausreichend. 28 Prozent finden, dass sie nicht weit genug gehen. Für elf Prozent gehen sie zu weit.
Kritik gibt es in größeren Teilen der Bevölkerung allerdings beim Thema Kontrollen und Strafen. 53 Prozent der Befragten sind der Auffassung, dass die Kontrollen zur Einhaltung der bestehenden Corona-Maßnahmen alles in allem nicht weit genug gehen. 35 Prozent halten die Kontrollen für ausreichend. Für sieben Prozent gehen sie zu weit.
Ein ähnliches Stimmungsbild zeigt sich beim Thema, wie Verstöße gegen die Corona-Regeln geahndet werden. Mehrere Bundesländer haben in dieser Woche angekündigt, künftig höhere Bußgelder zu verteilen, wenn sich etwa Menschen in Bus und Bahn weigern, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. In der Bevölkerung trifft das offenbar einen Nerv. 46 Prozent der Befragten haben grundsätzlich den Eindruck, dass die bestehenden Strafen nicht weit genug gehen. 36 Prozent halten sie für ausreichend. Elf Prozent gehen sie zu weit.
Schulen: Knapp die Hälfte für durchgehenden Präsenzunterricht
Die ersten Schulen starten diese Woche ins neue Schuljahr - je nach Bundesland mit unterschiedlichen Vorgaben, was das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes angeht. Die Mehrheit der Deutschen steht einer Maskenpflicht an Schulen positiv gegenüber. 59 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, dass Masken im Schulgebäude und auf dem Schulhof getragen werden, nicht aber im Unterricht. 24 Prozent befürworten Masken auch im Unterricht. Nur 13 Prozent sprechen sich gegen eine Maskenpflicht aus.
49 Prozent der Befragten finden es zudem sinnvoll, dass Schulunterricht wieder durchgehend an Schulen durchgeführt wird. 44 Prozent würden begrüßen, wenn der Unterricht abwechselnd an Schulen und zu Hause stattfindet. Nur drei Prozent sprechen sich für Unterricht zu Hause aus.
Insgesamt halten 60 Prozent der Befragten die Schulen weniger gut beziehungsweise schlecht auf den Schulstart vorbereitet. 32 Prozent halten sie für gut oder sehr gut vorbereitet. Übrigens: Wenn man die Befragten nach Eltern von schulpflichtigen Kindern filtert, sind die Ergebnisse bei allen Schulfragen relativ ähnlich. Bei den Eltern ist der Anteil der Personen, die eine Maskenpflicht im Unterricht befürworten, mit 20 Prozent etwas niedriger als in der Gesamtbevölkerung.
Corona-Stimmung stabil
Insgesamt ist die Stimmung in der Bevölkerung in Sachen Corona relativ stabil. Trotz steigender Infektionszahlen ist die Sorge vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus in der Bevölkerung nicht deutlich angestiegen: 28 Prozent der Befragten machen sich aktuell große oder sehr große Sorgen, dass sie oder Mitglieder der Familie sich mit dem Coronavirus anstecken. Das sind vier Prozentpunkte mehr als im Juni.
Zum Vergleich: Im März gaben 55 Prozent der Befragten an, dass sie sich große oder sehr große Sorgen vor einer Ansteckung machen. Bei der aktuellen Befragung geben 71 Prozent an, dass sie weniger große beziehungsweise keine Sorge vor einer Ansteckung haben (minus vier Prozentpunkte im Vergleich zu Juni).
Sorge vor Arbeitsplatzverlust steigt
Veränderungen sind in diesem Monat aber bei der Sorge vor den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise wahrnehmbar. Die wirtschaftliche Lage in Deutschland wird weiterhin kritisch bewertet. 61 Prozent der Befragten beurteilen sie als weniger gut beziehungsweise schlecht. Das sind zwei Prozentpunkte mehr als im Juni. Die Skepsis bleibt insgesamt auf einem hohen Niveau. Gerade mal 38 Prozent halten die wirtschaftliche Lage für gut beziehungsweise sehr gut. Und die Bürger schauen mehrheitlich pessimistisch in die Zukunft. 70 Prozent der Befragten geben an, dass sie sich Sorgen machen, dass sich die wirtschaftliche Lage in Deutschland verschlechtert. Das sind sechs Prozentpunkte weniger als im Mai, als wir die Frage zuletzt gestellt haben.
Gestiegen ist der Anteil der Personen, die sich Sorgen um den Verlust ihres Arbeitsplatzes machen. 20 Prozent der Erwerbstätigen haben große beziehungsweise sehr große Sorgen, dass sie ihren Arbeitsplatz wegen des Corona-Ausbruchs verlieren. Das sind sieben Prozentpunkte mehr als im Mai. 76 Prozent der Befragten machen sich dahingehend keine Sorgen.
Interessant ist es hier aber noch einmal auf einzelne Bevölkerungsgruppen zu schauen: Besonders ausgeprägt ist die Sorge vor dem Verlust des Arbeitsplatzes bei Personen mit einem Nettoeinkommen unter 1500 Euro. 66 Prozent machen sich hier Sorgen, dass sie perspektivisch ihren Arbeitsplatz verlieren könnten. Im Mai waren es in dieser Gruppe gerade mal 23 Prozent.
Impfbereitschaft in der Bevölkerung hoch
Und das Themenfeld Corona liefert eine weitere spannende Zahl. Weltweit wird an einem Corona-Impfstoff geforscht. Angenommen, es gäbe jetzt einen, wären 44 Prozent der Bevölkerung in Deutschland auf jeden Fall bereit, sich gegen Corona impfen zu lassen. 30 Prozent würden sich wahrscheinlich impfen lassen, zwölf Prozent wahrscheinlich nicht. Zwölf Prozent geben an, sich auf gar keinen Fall gegen Corona impfen zu lassen.
Bevölkerung größtenteils mit Regierung zufrieden, Union profitiert
Die Zufriedenheit mit der Regierung steigt zum zweiten Mal in diesem Jahr auf den besten jemals im ARD-DeutschlandTrend gemessenen Wert: 64 Prozent der Befragten sind mit der Arbeit der Bundesregierung zufrieden beziehungsweise sehr zufrieden. 34 Prozent sind weniger beziehungsweise gar nicht zufrieden.
Von dieser hohen Regierungszufriedenheit profitiert vor allem die Union. Sie legt im Vergleich zum Vormonat um einen Prozentpunkt zu und kommt damit in der Sonntagsfrage auf 38 Prozent Zustimmung. Höchster Wert in dieser Legislaturperiode waren 39 Prozent im Mai 2020. Die SPD verliert einen Prozentpunkt und kommt auf 15 Prozent. Die AfD erreicht elf Prozent, die FDP sechs und die Linke sieben Prozent. Die Grünen verlieren zwei Prozentpunkte und kommen auf 18 Prozent.
Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/ Dual Frame
(Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 60:40)
Disproportionaler Ansatz (West/Ost 70:30)
Erhebungsverfahren: Telefoninterviews (CATI)***
Fallzahl: 1011 Befragte
Erhebungszeitraum: 03. bis 04. August 2020
Sonntagsfrage
Fallzahl: 1511 Befragte
Erhebungszeitraum: 03. bis 05. August 2020
Gewichtung: nach soziodemographischen Merkmalen;
Sonntagsfrage mit separater Gewichtung
Schwankungsbreite: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte
Durchführendes Institut: infratest dimap
* bei einem Anteilswert von fünf Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
*** Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle eine Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird deshalb keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.