ARD-DeutschlandTrend Mehrheit für längere AKW-Laufzeiten
In Deutschland wird das Gas knapp, weshalb die Regierung händeringend nach Alternativen sucht. Laut ARD-DeutschlandTrend spricht sich eine Mehrheit dafür aus, Atomkraftwerke länger zu betreiben. Bei der Sonntagsfrage überholen die Grünen die SPD.
Angesichts rückläufiger russischer Gaslieferungen werden in Deutschland derzeit sowohl eine Reaktivierung von Kohlekraftwerken als auch längere AKW Laufzeiten diskutiert. Beides trifft bei den Bundesbürgern in der aktuellen Situation auf Zuspruch.
Laut ARD-DeutschlandTrend für das Morgenmagazin kommt für 56 Prozent der Bundesbürger eine verstärkte Nutzung von Kohlekraftwerken in Frage, wie Wirtschaftsminister Robert Habeck sie ins Spiel gebracht hatte. 36 Prozent lehnen diese Maßnahme ab.
Den aus den Reihen von Union und FDP vorgeschlagenen Weiterbetrieb von Atomkraftwerken über das Jahresende hinaus unterstützen 61 Prozent, 32 Prozent fänden dies falsch.
Viel Ablehnung bei Grünen-Anhängern
Längere AKW-Laufzeiten werden vor allem von den Anhängern der Union (77 Prozent), von der FDP (84 Prozent) und von der AfD (88 Prozent) unterstützt, aber auch unter den SPD-Anhängern überwiegt der Zuspruch (54 Prozent). In den Reihen von SPD (65 Prozent), CDU/CSU (64 Prozent) und AfD (66 Prozent) stößt ebenfalls die verstärke Nutzung von Kohlekraftwerken auf großes Einverständnis, wenngleich nicht ganz so deutlich auch bei den FDP-Anhängern (52 Prozent).
Die Anhänger der Grünen dagegen lehnen nicht nur längere AKW-Laufzeiten ab (57 Prozent). Sie stehen ebenso der von Wirtschaftsminister Habeck vorgeschlagenen Reaktivierung von Kohlekraftwerken kritisch gegenüber (54).
Anders als beim Weiterbetrieb der Atomkraftwerke gibt es insbesondere in der Frage einer stärkeren Kohle-Nutzung deutliche Unterschiede zwischen den Altersgruppen. Während bei den 50- bis 64-Jährigen (62 Prozent) und den über 65-Jährigen (69 Prozent) eine Mehrheit eine stärkere Kohleverstromung unterstützt, überwiegt bei den unter 35-Jährigen die Ablehnung (48 Prozent dagegen / 38 Prozent dafür).
Zuspruch für Maskenpflicht in Innenräumen
Fast zwei Drittel der Bundesbürger (63 Prozent) äußern sich derzeit zustimmend zu einer Wiedereinführung der Maskenpflicht in Innenräumen als mögliche Reaktion auf steigende Corona-Infektionszahlen im Herbst. Ein Drittel (32 Prozent) spricht sich dagegen aus.
Die Anhänger der drei Regierungsparteien nehmen in dieser Frage gegensätzliche Haltungen ein. Während sich die Anhänger von SPD (78 Prozent) und Grünen (82 Prozent), aber auch der oppositionellen Union (69 Prozent) mehrheitlich für eine Wiedereinführung aussprechen, überwiegt in den Reihen der FDP (55 Prozent) wie auch der AfD (69 Prozent) die Ablehnung.
Deutliche Zustimmung für eine Maskenpflicht im Herbst kommt von den Älteren, die sich mit großer Mehrheit dafür aussprechen (77 Prozent). Zurückhaltender äußern sich dagegen die Jüngeren (52 Prozent). Bei den 18- bis 34-Jährigen halten sich Zustimmung (48 Prozent) und Ablehnung (47 Prozent) nur etwa die Waage.
Grüne vor SPD
Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die Union aus CDU und CSU auf 26 Prozent der Wählerstimmen. Die Grünen wären mit 23 Prozent zweitstärkste Kraft und liegen damit vor der SPD. Für die Sozialdemokraten würden sich 20 Prozent entscheiden, für die AfD 12 Prozent. Die FDP käme auf 8 Prozent der Stimmen. Die Linke käme auf 4 Prozent. Insgesamt würde die Regierungskoalition aus SPD, Grünen und FDP auf 51 Prozent der Stimmen kommen.
Im Vergleich zum ARD-DeutschlandTrend vom 2. Juni 2022 verlieren CDU und CSU sowie die SPD einen Prozentpunkt. Die Grünen gewinnen zwei Prozentpunkte hinzu. Die AfD kann sich um einen Prozentpunkt verbessern. Die Werte für FDP und Linke bleiben unverändert.
Erhebungsmethode: Zufallsbasierte Telefon- und Online-Befragung
Erhebungszeitraum: 21. bis 22. Juni 2022
Fallzahl: 1248 Befragte (816 Telefoninterviews und 432 Online-Interviews)
Gewichtung: nach soziodemographischen Merkmalen und Rückerinnerung Wahlverhalten; Sonntagsfrage mit separater Gewichtung
Fehlertoleranz: 2* bis 3** Prozentpunkte
Durchführendes Institut: infratest dimap
* bei einem Anteilswert von 10 Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent
Die Ergebnisse sind auf ganze Prozentwerte gerundet, um falsche Erwartungen an die Präzision zu vermeiden. Denn für alle repräsentativen Befragungen müssen Schwankungsbreiten berücksichtigt werden. Diese betragen im Falle einer Erhebung mit 1000 Befragten bei großen Parteien rund drei Prozentpunkte, bei kleineren Parteien etwa einen Punkt. Hinzu kommt, dass der Rundungsfehler für kleine Parteien erheblich ist. Aus diesen Gründen wird keine Partei unter drei Prozent in der Sonntagsfrage ausgewiesen.