ARD-DeutschlandTrend Juli 2007 Union weit vor der SPD
Die Große Koalition quält sich von Reform zu Reform - der Union allerdings schadet die Hängepartie nicht, sie steht derzeit bei 38 Prozent. Die SPD dagegen sackte in der Wählergunst auch im Juli weiter ab: Die Genossen kämen nur auf 28 Prozent, würde jetzt gewählt.
In der Großen Koalition knirscht es an allen Ecken und Enden. Wenig ist von dem Elan zu spüren, den SPD und Union dem Wähler einst versprochen hatten - stattdessen quälen sich die Koalitionäre von Kompromiss zu Kompromiss. Die Stimmung ist denkbar schlecht - und während Kanzlerin Angela Merkel sich müht, die Koalition auf Linie zu halten, glaubt bei SPD und Union kaum noch einer, dass die Große Koalition nach der nächsten Wahl Bestand haben könnte. Zuletzt distanzierten sich SPD-Chef Kurt Beck und sein Fraktionschef Peter Struck scharf von der Union.
Schlechte Aussichten für die Sozialdemokraten
Würde am nächsten Sonntag tatsächlich gewählt, dann sähe es für die Sozialdemokraten allerdings nicht besonders gut aus. Während sich CDU und CSU in der Wählergunst um einen Punkt auf 38 Prozent verbesserten, sackte die SPD im Vergleich zum Juni um drei Prozentpunkte auf 28 Prozent ab. Das ist das Ergebnis des ARD-DeutschlandTrends für den Juli 2007, den das Institut Infratest dimap im Auftrag der ARD erstellte.
Die SPD sucht nach dem jüngsten Wahlerfolg der Linken in Bremen nach einer einheitlichen Strategie im Umgang mit Lafontaine, Bisky & Co. - denn die Sozialisten dürften den Sozialdemokraten einige Prozentpunkte am linken Rand des Wählerspektrums abgejagt haben. Tatsächlich legte die Linke im Juli um zwei Punkte zu. Sie kommt jetzt auf 11 Prozent und wäre damit drittstärkste Kraft. Grüne und FDP wiederum kommen auf 10 Prozent - wobei die Liberalen einen Punkt zulegen und die Grünen einen Punkt abgeben. Resultat ist allerdings trotz der großen Zustimmung zur Union eine Pattsituation: Für ein schwarz-gelbes Bündnis würde es nicht reichen. Rechnerisch hätte eine Koalition aus SPD, Grünen und Linken zwar eine Mehrheit - nur schließen die meisten Sozialdemokraten eine gemeinsame Regierung mit der Linken derzeit aus.
Becks Werte im Keller, Höhenflug für Merkel
Kritiker werfen der SPD vor, es mangele den Genossen an Profil. Das schlägt sich auch im Rückhalt für SPD-Chef Beck nieder: Die Nummer Eins der Sozialdemokraten rutschte auf 31 Prozent Zustimmung und damit auf Rang drei in der Riege der möglichen SPD-Kanzlerkandidaten ab - weit hinter Außenminister Frank-Walter Steinmeier (43 Prozent) und Finanzminister Peer Steinbrück (39 Prozent). Unangefochtene Lieblingspolitikerin der Bürger ist ohnehin die Kanzlerin. Angela Merkel setzte auch im Juli ihren Höhenflug fort: 75 Prozent der Befragten sind mit ihrer Arbeit einverstanden.
Aufschwung: Mehrheit profitiert nicht
"Die Wirtschaft steht unter Volldampf" - so der zuständige Minister Michael Glos im Bundestag. Die Zahlen sind gut, der Aufschwung ist - zumindest laut Wirtschaftsinstituten - da, und die Arbeitslosenzahlen sinken - zumindest auf dem Papier. Gleichwohl wirken sich die guten Zahlen auf die Menschen nur in geringem Maße aus. Lediglich 30 Prozent geben an, vom derzeitigen Wirtschaftswachstum persönlich zu profitieren. Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) tun das nicht. Insbesondere bei Geringverdienern macht sich der Aufschwung kaum bemerkbar. So sagen 82 Prozent der Befragten mit einem monatlichen Nettoeinkommen von weniger als 1500 Euro, sie würden von der positiven Konjunktur nicht profitieren. Bei Einkommen ab 3000 Euro sind es dagegen deutlich weniger: 53 Prozent von ihnen spüren persönlich keine Impulse, während 46 Prozent profitieren.
Verständnis für Bahnstreiks, wenig Vertrauen in Atomkraft
Die Warnstreiks der Bahn, in deren Folge Reisende massive Verspätungen hinnehmen müssen, stoßen auf große Nachsicht: 71 Prozent sagen, sie hätten Verständnis dafür, dass Beschäftigte der Deutschen Bahn in dieser Woche mit Warnstreiks begonnen hätten, um Lohnerhöhungen durchzusetzen. Lediglich ein Viertel (25 Prozent) hat dafür kein Verständnis.
Schließlich sorgen die Störfälle in den Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel dafür, dass die Ablehnung der Atomenergie wieder wächst. Derzeit sind 56 Prozent dafür, dass Deutschland mittelfristig aus der Atomenergie aussteigt, das sind vier Punkte mehr als im Januar dieses Jahres.
Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl / Randomstichprobe
Erhebungsverfahren: Computergestützte Telefoninterviews
Fallzahl: 1000 Befragte
Sonntagsfrage: 1500 Befragte
Erhebungszeitraum: 02. bis 03. Juli 2007
Sonntagsfrage: 02. bis 04. Juli 2007
Fehlertoleranz: 1,4 bis 3,1 Prozentpunkte